Marken-Influencer statt SportlerSind Federers Matches nur noch ein Schaulaufen für On?
Roger Federer postet ein Bild von einem Schuh und erntet Kritik. Der Tennis-Maestro geht für viele zu weit mit seiner Werbung.
Darum gehts
Roger Federer spielt an den French Open.
Von dort postet er Bilder seiner On-Schuhe.
Dafür gibt es Kritik.
Der Tennis-Maestro sei zu sehr auf Werbung fixiert.
Barilla, Lindt, Jura, Mercedes und viele mehr: Teniss-As Roger Federer ist als Markenbotschafter ein Tausendsassa und hat Verträge verschiedenster Unternehmen in der Tasche. Seit Kurzem zahlt ihm auch Schweiz Tourismus ein Werbesalär.
Derzeit feiert der Schweizer Tennis-Maestro ein erfolgreiches Comeback an den French Open in Paris. Federer ist in Topform. Endlich kann er wieder durchstarten. Doch zu reden geben nicht nur seine starken Auftritte auf dem Court, sondern auch seine Social-Media-Aktivitäten.
Federer postet Bilder seiner neuen On-Tennisschuhe, die es noch nicht auf dem Markt gibt (siehe Box). Damit macht er die Fans heiss. Viele schreiben in den Kommentaren, dass sie sich unbedingt ein solches Exemplar zulegen möchten. Doch einigen ist diese Werbung zu viel. Ein User schreibt Federer: «Es ist traurig, dass es jetzt mehr um die Schuhe und Sponsoren als ums Tennis geht, das hat mir wirklich das Herz gebrochen.»
Der Roger Pro
Der Roger Pro ist Federers erster eigener Tennisschuh. Erstmals trug er ihn im Frühling in Katar an den Doha Open. In Paris trägt er zwar dasselbe Modell, aber jetzt in der Variante für Sandbeläge. Ob und wann es das Modell zu kaufen gibt, ist noch nicht bekannt. Zum Rummel um den Schuh sagt eine Sprecherin von On: «Es freut uns, wenn den Leuten auffällt, dass Roger Federer mit On spielt. The Roger Pro ist der erste Schuh, den Roger Federer zusammen mit Ons Innovationsteam von Grund auf mitentwickelt hat und der genau nach seinen Bedürfnissen konstruiert wurde. Darin stecken viele Stunden Arbeit. Es ist verständlich, wenn er stolz darauf ist.»
Immer wieder steht der Tennisstar wegen seiner «unglaublichen Fixiertheit auf Werbung» in der Kritik. Besonders deutlich wird das nun bei On, bei der Federer selbst beteiligt ist. So haben einige trotz seiner starken Auftritte die Sorge, dass es ihm nur noch ums Schaulaufen für die Marke und nicht mehr um den sportlichen Wettkampf geht.
«Federer ist der Bernhard Russi der Neuzeit»
Der Markenexperte Stefan Vogler hat diese Angst nicht. «Federer ist viel zu ehrgeizig, um nur noch für On Werbung zu machen. Er hat das Geld auch gar nicht nötig», sagt Vogler zu 20 Minuten. Sein Einsatz für On unterscheide sich nicht von anderen Werbeaufträgen und sei völlig glaubwürdig. Schliesslich wisse die ganze Welt, dass Federer Aktionär von On ist und für diese Firma auch nach dem Tennis tätig sein werde.
Federers Anzahl der Werbeverträge sei bei jedem anderen Sportler wohl zu viel, doch er könne sich das leisten. «Federer ist ein Ausnahmephänomen im Tenniszirkus, weil er nicht nur Sportler ist, sondern wahnsinnig sympathisch wirkt und sich auch so verhält. Federer ist der Bernhard Russi der Neuzeit, der seinen Promi- und Sympathiebonus wohl sein Leben lang behalten wird», so Vogler.
«Federer wird Social-Media-Verhalten anpassen»
Auch Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer des Sport-Marketing-Netzwerks ESB findet, dass die Präsentation der Sponsoren zum Leben eines Sportprofis dazu gehört. Die Fotos der Schuhe seien zwar etwas grenzwertig, aber bekanntlich sei Federer in die Marke verliebt und das zeige er.
Laut Brockes könnte die Kritik aber nur die Spitze des Eisbergs sein. Federer und sein Management seien daher gut beraten, den Werbemarkt etwas zu drosseln. Brockes ist zuversichtlich: «Ich denke, dass er sehr schnell und professionell die Kritik aufgreifen wird und das Social-Media-Verhalten anpassen wird.»
Im Herbst der Karriere nochmals Einnahmen generieren
Auch der ZHAW-Sportmarketing-Experte Marcel Hüttermann glaubt nicht, dass Federer mit der Aktion Vertrauen bei den Fans verspielt. «Man muss verstehen, dass Federer im Herbst seiner Karriere steht und jetzt nochmal Einnahmen generieren kann. Daher ist es normal, dass nun mehr Marketing um ihn betrieben wird», so Hüttermann. Es brauche eine gute Balance, doch Federer kriege das hin, zeigt sich Hüttermann überzeugt.
Nach Federers sportlicher Karriere werde es ruhiger um ihn, aber für gewisse Marken werde er auch dann noch attraktiv sein. «Federer ist ein Athlet, den man über die Tenniswelt hinaus kennt. Von daher ist es nur normal, dass viele Marken Werbung mit ihm machen», so Hüttermann.
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