US-Mehrfachraketenwerfer: Sind Himars wirklich ein Gamechanger für die Ukraine? 

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US-MehrfachraketenwerferSind Himars wirklich ein Gamechanger für die Ukraine?

Mit dem Artillerie-Raketensystem Himars aus den USA gelingen der Ukraine empfindliche Schläge gegen die russische Armee. Entsprechend gross ist die Euphorie. Darüber gehen aber einige Probleme vergessen.  

von
gux
Ukrainische Himars-Angriffe sollen russische Munitionslager in Dibrowne, Snischne und Melitopol zerstört haben.

Ukrainische Himars-Angriffe sollen russische Munitionslager in Dibrowne, Snischne und Melitopol zerstört haben. 

VIA PAVLO NAROZHNYY via REUTERS

Darum gehts

«Das US-System Himars bedroht die Sicherheit der Volksrepublik Luhansk», erklärte Separatistenchef Leonid Passetschnik gegenüber russischen Medien. «Zum Glück haben sie nicht viele solcher Waffen, deshalb gibt es überhaupt gar keinen Grund zur Panik», sagte er weiter. Tatsächlich haben die USA der Ukraine im letzten Monat gerade einmal acht Himars-Raketenwerfer geliefert, vier weitere sollen folgen.

Himars steht für «High Mobility Artillery Rocket System» oder «hochmobiles Artillerie-Raketensystem». Das hochmoderne Waffensystem kann sechs präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig auf Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung abfeuern.

Das Artillerie-Raketensystem Himars soll der Ukraine neue kriegstaktische Möglichkeiten eröffnen (im Bild: Das Himars-Raketensystem bei einer US-philippinischen Militärübung in Manila 2016).

Das Artillerie-Raketensystem Himars soll der Ukraine neue kriegstaktische Möglichkeiten eröffnen (im Bild: Das Himars-Raketensystem bei einer US-philippinischen Militärübung in Manila 2016). 

AFP

Kollabiert russischer Waffennachschub bis Ende Monat? 

Somit ist es der ukrainischen Armee jetzt möglich, aus grösserer Entfernung Angriffe auf die russische Armee zu starten, ohne selbst in Reichweite der russischen Artillerie zu sein. Die russischen Flugabwehrraketen scheinen bislang gegen Himars wenig ausrichten zu können.

Experten vermuten, dass die ukrainische Armee in den letzten Wochen mindestens ein Dutzend russische Munitionslager weit hinter den Frontlinien zerstört hat. «Ein einziger hochpräziser Schuss genügt, um ein ganzes Depot zu vernichten, das im Laufe von Monaten oder sogar Jahren mit Munition und Waffen befüllt wurde», schwärmte der ukrainische Militäranalyst Oleksandr Kowalenko unlängst.

Warnung vor verfrühter Euphorie

Er glaubt sogar, dass der Waffennachschub und die Truppenversorgung der russischen Armee schon Ende Juli kollabieren werden. Auch andere Militärexperten bezeichnen den Einsatz von Himars bereits jetzt als Gamechanger im Ukraine-Krieg: Die Mehrfachraketenwerfer eröffnen der Ukraine neue kriegstaktische Möglichkeiten.

Und doch gibt es auch Stimmen, die vor verfrühter Euphorie warnen. Zum einen bleibe das unausgeglichene Artillerie-Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland auch trotz Himars bestehen – und das ist im aktuellen Abnutzungskrieg letztlich kriegstaktisch entscheidend. Kommt dazu, dass die wenigen Himars, die derzeit im Dauereinsatz sind, nicht gewartet und entsprechend schnell verschleissen werden. 

Nachschub, Logistik, fehlende Infanterie

Weitere schwere Herausforderungen sind der Nachschub nicht der Himars-Waffensysteme – die ersten vier kamen mit fast einem Monat Verspätung in der Ukraine an –, sondern auch der Aufbau einer Logistikkette für  die Munitionsversorgung. Jede Batterie mit sechs Raketen wiegt 2,5 Tonnen, die mit Fahrzeugen neben den Himars transportiert werden müssen. 

Ein weiteres Problem, das sich weiterhin und mit oder ohne Himars stellt, ist die stetig schrumpfende Zahl an Bodentruppen. Entsprechend kommen ukrainische Freiwilligen-Verbände mit wenig Erfahrung zum Einsatz, was die Kampfkraft schmälert. Das Problem hat Russland zwar auch – kann die fehlende Professionalität aber mit der schieren Masse an Soldaten ausgleichen.   

Massiver Himars-Beschuss im Osten

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