Sissach BL«Bedauern die Eskalation» – Kesb wird seit einer Woche belagert
Seit einer Woche belagern Impf-Gegner die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde in Sissach, weil diese eine gerichtlich verfügte Impfung zweier Kinder durchsetzen soll. Jetzt spricht die Behörde erstmals.
Darum gehts
Die Kesb Gelterkinden-Sissach wird seit einer Woche von Impfgegnern belagert.
Die Behörde ist mit dem Vollzug einer rechtskräftig angeordneten Masern-Impfung beauftragt.
Die Mutter der betroffenen Kinder wehrt sich dagegen. Jetzt äussert sich erstmals die Behörde zum Fall.
«Wir bedauern, dass dieser Einzelfall derart viel Aufmerksamkeit erhält. Nach unserer Ansicht ist den Betroffenen damit nicht geholfen», sagen Nathalie Henzi und Ursula Trachsler, die Co-Präsidentinnen der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Gelterkinden-Sissach. Seit einer Woche ist die Behörde im Belagerungszustand. Impfgegner halten vor dem Büro der Behörde Mahnwache und Gemeindepolizisten sichern die Geschäftsstelle. «Wir bedauern die Eskalation», so die Co-Leitung der Behörde.
Eine Wegweisung der Aktivisten wurde bis jetzt nicht verfügt. Es handle sich um öffentlichen Grund, erklärt Co-Leiterin Nathalie Henzi. Die Arbeit der Behörde sei dadurch bis jetzt nicht beeinträchtigt worden. «Wir machen unsere Arbeit wie gewohnt.»
Hintergrund des Protests ist eine vom Bundesgericht angeordnete Masernimpfung zweier Kinder im Alter von acht und zehn Jahren. Die getrennten Eltern, die sich das Sorgerecht teilen, konnten sich über die Frage der Masernimpfung nicht einig werden. Der Vater beantragte, die Kinder impfen zu lassen, die Mutter wehrte sich dagegen. Bei einer solchen Pattsituation ist gemäss Bundesgericht das Bundesamt für Gesundheit als fachkompetente eidgenössische Behörde Richtschnur.
Die Kesb ist aufgrund des Wohnsitzes der Kindsmutter verpflichtet, die gerichtliche Anordnung durchzusetzen. Seit über einem Jahr habe die Behörde wiederholt versucht, die Angelegenheit auf gütlichem Weg zu lösen. Bislang sei dies nicht gelungen. Zur Eskalation kam es vor einer Woche, als bekannt wurde, dass die Masernimpfung der Kinder auch unter polizeilichem Zwang erfolgen könnte, sollte die Kindsmutter ihrer Pflicht nicht innert gesetzter Frist, die vergangenen Freitag abgelaufen ist, nachkommen. Die Kinder wurden bis heute nicht geimpft.
Adresse von Arzt publiziert
Die Impfgegner versuchen seit einer Woche mit öffentlichem Druck, den Gerichtsentscheid zu kippen. Die Mutter hat ihre Kinder inzwischen aus der Schule genommen, wie aus einem Brief hervorgeht, der auf Telegram kursiert. Darin macht sie «psychischen Druck» geltend. Federführend bei den Aktionen ist ein Kindsschutzverein mit Domizil im Tessin, der die Mutter berät. Dieser hat auch die Adresse des behandelnden Arztes publik gemacht, der die Kinder impfen sollte und deckt die Kesb mit Schreiben und angeblichen Beweisen, die die Gefährlichkeit der Impfung belegen sollen, ein.
Hast du Probleme mit deinen Eltern oder Kindern?
Hier findest du Hilfe:
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Elternberatung, Tel. 058 261 61 61
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.