Skeptiker-Dok kritisiert «Corona-Alarmismus» der Schweiz im Frühling

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Reto Brennwalds «Unerhört!»Skeptiker-Dok kritisiert Schweizer «Corona-Alarmismus» im Frühling

Der Film «Unerhört!» von Ex-SRF-Mann Reto Brennwald feiert am Freitag Premiere – ausgerechnet an dem Tag, an dem Kantone massive Einschränkungen beschliessen. Er befasst sich kritisch mit dem Schweizer Lockdown.

Die Premiere abzublasen, kam für Dok-Filmer Reto Brennwald nicht infrage.

Video: Bettina Zanni

Darum gehts

  • Am Freitag erscheint der Dok «Unerhört» des Journalisten Reto Brennwald.

  • Am selben Tag zählte die Schweiz so viele Infektionen mit dem Coronavirus, dass sie die Nachbarländer überholt hat.

  • «Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir diskutieren, wie wir mit einer erneuten Zunahme der Krise umgehen und welche Massnahmen sinnvoll und verhältnismässig sind», sagt Brennwald.

Die zweite Corona-Welle hat die Schweiz fest im Griff. Mit den rapide steigenden Infektionsraten hat sie am Freitag sämtliche Nachbarländer überholt. Gleichzeitig beschlossen Kantone massive Einschränkungen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt feiert ein Film Premiere, der die Corona-Strategie der ersten Welle infrage stellt: «Unerhört! Der Dokfilm zur Coronakrise von Reto Brennwald», heisst der 60-minütige Film.

Die Premiere abzublasen, kam für den Ex-«Arena»-Moderator und Dok-Filmer Reto Brennwald nicht infrage. «Ganz im Gegenteil. Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir diskutieren, wie wir mit einer erneuten Zunahme der Krise umgehen und welche Massnahmen sinnvoll und verhältnismässig sind», sagt er (siehe Video oben). Fest steht für ihn, dass die Schweiz vom Alarmismus, der die erste Welle dominiert habe, wegkommen müsse. Die widersprüchlichen Informationen hätten bei Leuten Fragen ausgelöst oder Verwirrung gestiftet.

«Eine Momentaufnahme»

Der Film kritisiert insbesondere die Medien, die Panik verbreitet hätten. Verschiedene Ärzte und Privatpersonen kommen im Film zum Schluss, dass der Lockdown enorme Kollateralschäden ausgelöst hat (siehe Box). Gedreht wurde der Dok zwischen Juni und September. «Der Film ist eine Momentaufnahme», betont Brennwald. Er beleuchte die Schattenseiten eines Lockdowns und seine sozialen und wirtschaftlichen Folgen.

Anfangs habe er das Coronavirus sehr ernstgenommen, sagt der Journalist. «Ich war einer der Ersten, der mit Maske in der Migros einkaufen ging.» Doch um Ostern herum sei er stutzig geworden. «Ich erfuhr, dass der R-Wert (die Reproduktionszahl, Anm. der Red.) schon vor dem Lockdown fast wieder bei eins lag. Die Epidemie war also bereits am Abklingen, als der Lockdown verhängt wurde.» Gleichzeitig seien die Spitäler nicht an die befürchteten Kapazitätsgrenzen gestossen. «Da kam bei mir die Frage auf: Wie viel schützen und wie viel schaden Massnahmen?»

«Sterblichkeit ist viel kleiner»

Laut Brennwald hatten Experten, die die Gefährlichkeit des Virus anzweifelten, einen schweren Stand. «Eine ETH-Professorin, die etliche Bücher über Viren geschrieben hatte, wurde als Verharmloserin betitelt, weil sie Gegensteuer leistete.» In der Folge habe sie sein Angebot, als Protagonistin im Dok mitzuwirken, abgelehnt. «Sie sagte, sie werde in eine Ecke gedrängt, die nicht mehr gut sei.»

Brennwald bezeichnet sich selbst als «Massnahmenskeptiker». Der Frage, ob er persönlich das Vorgehen der Schweiz im Kampf gegen das Coronavirus vom Frühling befürwortet oder kritisiert, wich er aus. Auf die Frage, was er von den aktuellen Massnahmen halte, antwortete er: «Die Sterblichkeit ist viel kleiner als noch in der ersten Phase im Frühling. Die Verläufe der Patienten sind weniger schlimm.» Zum Schluss meint er: «Aber ich weiss es nicht. Vieles wissen wir nicht.»

Epidemiologen kommen schlecht weg

Der Dokfilm «Unerhört» wird mit Einspielern von verschiedenen Schweizer Newsbeiträgen eingeleitet. Besonders angeprangert werden etwa die Bilder, die zeigten, wie in Italien ein geschlossenes Museum grossräumig mit Desinfektionsmittel besprüht wird. Schlecht kommen auch Epidemiologen und Virologen weg, die wegen des Coronavirus Tausende Tote prognostizierten. Hochkarätige Virologen mit gegenteiligen Prognosen seien hingegen nicht zu Wort gekommen, sagt der Journalist und Dok-Filmer Reto Brennwald.


Verschiedene Ärzte und Privatpersonen prangern die Kollateralschäden an, die der Lockdown ihrer Meinung nach ausgelöst hat. Ein Mann erzählt, dass die Mutter eines Bekannten mit dem Besuchsverbot im Altersheim nicht klargekommen sei. «Sie sprang aus dem Fenster und wählte den Freitod.»
Die Fachpersonen im Film sind sich einig, dass das Coronavirus nicht schlimmer als eine Grippe sei – mit dem Unterschied, dass Grippefälle nicht dieselbe Aufmerksamkeit erhalten hätten wie das Coronavirus. Gegensteuer leisten im Dok Daniel Koch, ehemaliger Corona-Delegierter des Bundesamts für Gesundheit (BAG), und Giancarlo Cattanea, ein Fotograf, den das Coronavirus stark traf. «Mein ganzer Körper schmerzte», erzählt er im Film.

Premiere und Kosten

Finanziert werden soll der Film «Unerhört» durch ein Crowdfunding. Die Kosten seien dadurch zurzeit zu zwei Dritteln gedeckt, sagt Reto Brennwald. Am Freitagabend, 23. Oktober, wird «Unerhört!» in der Samsung Hall in Zürich-Stettbach mit einem Podium im Anschluss vorgeführt. CoronaDialog präsentiert die Premiere. Dabei handelt es sich um eine von Unternehmer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler ins Leben gerufene Plattform, die eine Diskussion kontroverser Fragen rund um die Pandemie-Massnahmen ermöglichen will.

Der Dokfilm «Unerhhört» befasst sich kritisch mit dem Schweizer Lockdown.

Video: Trailer «Unerhört!»

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