Smart Speaker hören beim Sex zu und nehmen die Laute auf

Aktualisiert

Ungewollt belauschtSmart Speaker hören beim Sex zu und nehmen die Laute auf

Intelligente Lautsprecher hören viel öfter zu, als die Besitzer es wissen. Manchmal werden so auch die intimsten Momente aufgezeichnet und an die Hersteller geschickt.

In vielen Haushalten stehen solche oder ähnliche Smart Speaker.
Diese sollen eigentlich nur aktiviert werden, wenn «Alexa», «Hey Siri» oder «Ok Google» gesagt wird.
Oft aktivieren sich die Lautsprecher aber auch, wenn diese Schlüsselwörter gar nicht gesprochen wurden.
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In vielen Haushalten stehen solche oder ähnliche Smart Speaker.

Getty Images/iStockphoto

Darum gehts

  • Smarte Lautsprecher hören oft mit, wenn sie dies gar nicht tun sollten.
  • Manchmal wird dieses Material auch aufgezeichnet.
  • Mitarbeiter von Firmen wie Amazon oder Apple berichten, dass sie Menschen schon beim Streiten oder beim Sex zuhören konnten.

Intelligente Lautsprecher gibt es mittlerweile überall, und sie sind auch in vielen Haushalten zu finden. Darüber hinaus sind sie in beinahe jedes moderne Smartphone eingebaut. Sie reagieren auf Sprachbefehle, spielen auf Wunsch Musik ab und bedienen zuweilen auch Rollläden und Lampen. Eigentlich sollten solche Smart Speaker ausschliesslich durch Befehle wie «Alexa», «Hey Siri» oder «Ok Google» aktiv werden. Nun zeigt eine neue Studie von STRG_F allerdings, dass auch ganz andere Gespräche und Situationen aufgenommen werden können.

Dies geschieht meist ohne das Wissen des Besitzers der Lautsprecher. Das aufgenommene Material wird ausserdem nicht selten von Mitarbeitern der Hersteller direkt angehört und analysiert, um zu überprüfen, ob der Speaker die Sprachbefehle richtig erkannt und interpretiert hat. Dies soll der Optimierung des Services dienen. Ehemalige Mitarbeiter von Firmen wie Amazon oder Apple haben aber angegeben, dadurch bereits Zeugen intimster Momente geworden zu sein. So wurden beispielsweise vertrauliche Gespräche mit Ärzten, Beziehungsstreite oder Menschen beim Sex aufgenommen und anschliessend von den Mitarbeitern angehört.

«Risiko der Privatsphäre»

Die neue Studie wurde von einer Forschergruppe der der Ruhr-Universität Bochum und des Bochumer Max-Planck-Instituts für Sicherheit und Privatsphäre durchgeführt. Untersucht wurden insgesamt elf verschiedene Smart Speaker, darunter Modelle von Apple, Google, Amazon, Microsoft, Xiaomi und der Telekom. Rund 16 Tage lang spielten die Forschenden den Lautsprechern englische und deutsche Fernsehsendungen, Nachrichten und Tonbänder vor. 735 Mal kam es dabei zu fälschlichen Aktivierungen der Speaker.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar fordert nun gegenüber der «Tagesschau», dass Unternehmen proaktiver handeln sollen, wenn es um Information rund um diese Problematik geht. «Man muss vom Hersteller erwarten, dass er die Verbraucher im datenschutzrechtlichen Sinne aufklärt und darauf hinweist, dass es eben ein entsprechendes Risiko der Privatsphäre ist», so der Experte.

«Daiquiri» statt «Hey Siri»

Aus der Studie geht ebenfalls hervor, dass es signifikante Unterschiede gibt, was die Hersteller der Lautsprecher angeht. So aktivierte sich das System Cortana von Microsoft am häufigsten. Die Geräte von Google und Apple schnitten hingegen besser ab. Aber auch bei Amazons Alexa kam es insbesondere beim Test mit deutschsprachigen Inhalten häufiger zu Fehlaktivierungen.

Die meisten der fälschlichen Aufzeichnungen waren auf missverstandene Wörter zurückzuführen. So wurde das Wort «Daiquiri» beispielsweise als «Hey Siri» interpretiert. «Botswana» aktivierte Cortana und die Worte «am Sonntag» wurden als «Amazon» missverstanden.

Welche Unternehmen speichern die Aufnahmen?

Die Forschenden nahmen nach der Auswertung ihrer Daten direkten Kontakt mit den betroffenen Unternehmen auf. Bei Google wurde versichert, dass man derzeit keine Auswertungen des aufgezeichneten Tonmaterials durch Mitarbeiter durchführen lasse. In Zukunft werde diese Praxis aber wieder eingesetzt werden. Allerdings müssten die Nutzer diesbezüglich aktiv zustimmen.

Bei Apple werden die aufgenommenen Daten anonymisiert und nicht mit der Apple-ID des Nutzers verbunden. Normalerweise werden diese Daten im Anschluss nicht gespeichert, sondern wieder gelöscht. Der User kann sich aber aktiv dazu entscheiden, zur Verbesserung des Services beizutragen. Dann würden die Aufnahmen ab und zu von Apple-Mitarbeitern angehört. Ähnlich verhält es sich bei Amazon. Auch hier werde ein kleiner Teil der aufgenommenen Sprachbefehle von Mitarbeitern anonym analysiert. Während Apple auf das Opt-in-Prinzip vertraut, müssen Amazon-Kunden, die ihre Sprachaufnahmen nicht mit dem Unternehmen teilen möchten, selbst aktiv werden und das Teilen ihrer Daten verbieten.

Digital-Push

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