Arbeitgeberverband lobbyiert gegen Ferien, Pausen und höhere Löhne

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Arbeitgeber-PowerplaySo funktioniert Lobbying gegen Ferien, Pausen und höhere Löhne

Geht es um Löhne, Ferien oder Kündigungsfristen, kämpfen die Arbeitgeber in Bundesbern mit harten Bandagen. Nun stehen aber auch die Wahlen im Fokus. Ein Blick hinter die Kulissen. 

Roland A. Müller ist Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Zusammen mit den Bauern kämpft er für einen bürgerlichen Ruck bei den Wahlen im Herbst. 
Müller lobbyiert für über 100’000 Unternehmen gegen mehr Ferien und höhere Löhne. 
Der langjährige Präsident Valentin Vogt hatte dank einem Badge von FDP-Nationalrat Beat Walti Zutritt zum Bundeshaus. Ende Juni hat er sein Amt abgegeben. 
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Roland A. Müller ist Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Zusammen mit den Bauern kämpft er für einen bürgerlichen Ruck bei den Wahlen im Herbst. 

perspektiveschweiz.ch

Darum gehts

  • Der Arbeitgeberverband vertritt über 100’000 Schweizer Firmen und lobbyiert für einen flexiblen Arbeitsmarkt. 

  • Er sehe sich als «Stimme der Vernunft im Kampf gegen die Gewerkschaften», sagt Direktor Roland A. Müller. 

  • Im Wahlherbst lanciert der Verband zusammen mit den Bauern eine Kampagne für einen Sieg der Bürgerlichen. 

Sollen die Renten in der Schweiz steigen? Braucht die Bevölkerung mehr Ferien? Muss die Teuerung voll ausgeglichen werden? Sobald solche Fragen auf die politische Agenda kommen, stehen die Arbeitgeber auf der Matte und kämpfen dagegen an.

Dazu sind die Chefs des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV) bestens vernetzt. Direktor Roland Müller hat dank einem Badge von Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter durchgehend Zugang zum Bundeshaus, dem langjährigen Präsidenten Valentin Vogt verschafft FDP-Nationalrat Beat Walti Zutritt.

Seit einem Monat steht nun der Versicherungs-Fachmann Severin Moser als Präsident an der Spitze des einflussreichen Verbands, der über 100’000 Schweizer Firmen vertritt. Moser arbeitet sich aktuell in die Dossiers ein und will sich nicht öffentlich äussern.

Arbeitgeber setzen auf «breites Netz an Verbündeten»

Sein Ziel wird sein, Mehrheiten für einen flexiblen Arbeitsmarkt zu schmieden und der Reform der beruflichen Vorsorge zum Durchbruch zu verhelfen. Doch wie schafft das der SAV? Direktor Roland A. Müller sagt: «Wir wollen stets mit den besten Argumenten, mit mehrheitsfähigen Lösungen und mit einem breiten Netz an Verbündeten unsere Ziele erreichen.» Seine «natürlichen Partner» seien «alle wirtschaftsfreundliche Exponenten».

Darunter fallen praktisch alle Parteien – abgesehen von SP und Grünen. Diese kämpfen mit den Gewerkschaften in praktisch allen Dossiers geschlossen gegen die Arbeitgeber. «Die Gewerkschaften gewinnen mit ihren Forderungen nach fünf Prozent-Lohnerhöhungen, kürzeren Arbeitswochen und sechs Wochen Ferien viele Freunde», so Müller.

Er sehe seine Rolle als «Stimme der Vernunft», welche mit Argumenten aufzuzeigen versuche, «dass der sehr hohe Schweizer Wohlstand und unsere hohen Löhne zuerst erarbeitet werden müssen». Dabei erhält der Arbeitgeberverband Unterstützung aus vielen Branchen.

«Geld und Gülle»-Allianz soll bürgerlichen Wahlsieg bringen

Detailhandel, Gastronomie, Spitäler, Banken, Industrie: Die Organisationen der grössten Branchen sind allesamt Mitglied und lobbyieren selbst ebenfalls fleissig für ihre Partikularinteressen. Offenbar kommt es dabei immer wieder auch zu Reibereien. Doch beim SAV laufen die Fäden zusammen.

Im Hinblick auf die Wahlen vom Herbst hat sich dieser mit dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, dem Gewerbeverband und dem mächtigen Bauernverband zu einer Allianz zusammengeschlossen. Schon in diesen Tagen läuft eine Vor-Kampagne des «Geld und Gülle»-Bündnisses, wie Kritiker es nennen.

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In den nächsten Wochen dürfte die Kampagne der mächtigsten Lobby des Landes in der ganzen Schweiz zu sehen sein. Bis im September werden die vier Verbände auch offenlegen müssen, wie viel Geld in den Kampf für eine wirtschaftsfreundliche Schweiz fliesst. 

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