EnergiekriseSo lange kann die Schweiz sich selber mit Strom versorgen
Die Schweiz kann ihren Strombedarf im Winter zu 90 Prozent selber abdecken. Warum also die Angst wegen einer Strommangellage? Das erklärt ein Stromexperte.
Darum gehts
Der Schweiz drohe im Winter der Strom auszugehen, warnte der Bund vor rund einem Monat. Manche Leute haben deshalb Angst: Sie beschaffen sich (ineffiziente) Elektroheizungen, kaufen Kerzen oder stehlen sogar Holz. Andere blicken der kalten Jahreszeit gelassen entgegen, wie eine User-Umfrage von 20 Minuten zeigt. Fakt ist, dass auch die Nachbarländer mit einer Knappheit rechnen und die Schweiz möglicherweise ohne Importe wird auskommen müssen, mindestens vorübergehend.
Es stellt sich deshalb die Frage: Wie lange könnte die Schweiz ihren Energiebedarf selber decken? Laut der Energiestatistik des Bundes verbrauchte die Schweiz in den letzten fünf Wintern im Schnitt 33,8 Gigawattstunden Strom. Davon konnte die Schweizer Stromproduktion rund 90 Prozent selber abdecken. Es mussten also lediglich zehn Prozent, respektive circa 3,38 Gigawattstunden aus dem Ausland importiert werden. Die Schweiz käme demzufolge relativ lange ohne ausländischen Strom aus.
Stromprobleme der EU gefährden Schweiz
Doch die Sache hat einen Haken, wie Energieexperte Michael Höckel von der Berner Fachhochschule sagt. «Stromverbrauch und Stromproduktion müssen ständig im Gleichgewicht sein. Der Bedarf an zusätzlichem Strom aus dem Ausland kann in manchen Wochen wesentlich höher sein.» Da die Kraftwerkskapazitäten in Europa derzeit knapp seien, kann in Kälteperioden oder im Falle des Ausfalls von eigenen Kraftwerken die Versorgung der Schweiz mit elektrischer Energie gefährdet sein, sagt Höckel. «Denn auch wenn die Speicherkraftwerke (Stauseen) ihre Leistung schnell erhöhen können, dürfen sie dann nicht vollständig entleert werden.» Ansonsten fehle ihre Leistung nämlich im Frühling, so Höckel.
Aus diesem Grund sei es wichtig, über möglichst viele Erzeugungsreserven zu verfügen «Speicherkraftwerke gilt es nun zu füllen und auszubauen. Auch alternative Stromquellen wie etwa Erdöl oder synthetische Brennstoffe bieten Möglichkeiten, um in Kälteperioden nicht nur zusätzlichen Strom, sondern auch Wärme für das Beheizen von Häusern zu gewinnen.» Dafür müsse aber nicht etwa klimaschädliches Erdöl importiert werden: «Mit dem überschüssigen Strom im Sommer kann auch langfristig in der Schweiz synthetischer Brennstoff für den Winter hergestellt werden.»
Denkst du, dass es im Winter zu wenig Strom geben wird?
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