Unsichere ZukunftSo leiden KMU unter der Corona-Krise
Seit Dienstag sind Läden und Restaurants dicht. Das gefährdet die Existenz vieler Geschäfte. 20 Minuten sprach mit Inhabern.
Der Bundesrat hat am Montag wegen der Corona-Krise den Lockdown ausgerufen. Läden, Restaurants und viele weitere Betriebe sollen vorerst bis 19. April geschlossen bleiben. Der Entscheid trifft besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) hart – auch wenn der Bund Gelder zur Unterstützung bereitstellt (siehe Box). 20 Minuten hat mit Geschäftsinhabern über ihre Lage gesprochen.
Coiffeur Haarscharf, Amriswil
Hart trifft es Stefanie Schaub, die Inhaberin des Amriswiler Coiffeurgeschäfts Haarscharf. «Für selbstständige Berufstätige ist die Lage verwirrend, weil es noch keine Lösung für uns gibt», sagt sie zu 20 Minuten. «Ich bin fassungslos, dass das in der reichen Schweiz möglich ist. Eine ungewisse Zeit ohne Einkommen ist existenzbedrohend.» Zwar würden ihr Kunden anbieten, dass sie die Haare bei ihnen zu Hause schneiden könne, doch das sei nicht erlaubt. «Ich darf nicht im Geschäft arbeiten und auch nicht zu den Kunden nach Hause, weil ich sonst schwarzarbeiten würde», sagt Schaub.
Maler- und Gipsergeschäft Scheffmacher, Schaffhausen
Beim Schaffhauser Maler- und Gipsergeschäft Scheffmacher sind die Auftragsbücher stark abnehmend und die zwei Farbwarenverkaufsläden geschlossen. «Seit zweieinhalb Wochen kommen kaum noch neue Aufträge für den Bau rein», sagt Inhaber Daniel Scheffmacher zu 20 Minuten. Die Folgen dürften schwerwiegend sein. «Ich rechne mit monatelangen negativen Auswirkungen und einem beträchtlichen finanziellen Schaden.» Existenzängste habe Scheffmacher aber keine. «Ich habe vorgesorgt, habe mit der Bank gesprochen, um die Lohnfortzahlung zu sichern und einen Antrag für Kurzarbeit eingereicht. Gemeinsam mit meinen tollen Mitarbeitern stehen wir das durch.»
Blumen Müller, Winterthur
Das Winterthurer Blumengeschäft Müller hat zwar geschlossen. Über den Hauslieferdienst kann das Geschäft aber weiterhin Blumen an die Kunden verschicken, wie Inhaber Martin Müller zu 20 Minuten sagt. Sollte das aber nicht mehr möglich sein, müsste Blumen Müller handeln. «Wir müssen die Situation beobachten und falls nötig mit Massnahmen wie Kurzarbeit reagieren», sagt Müller. Derzeit arbeiteten aber die meisten Mitarbeiter wie gewohnt weiter, weil etwa mit Aufräumarbeiten noch genug zu tun sei.
Gasthof Eisenbahn, Weinfelden
Reto Lüchinger, Inhaber des Gasthofs Eisenbahn in Weinfelden, spricht gegenüber 20 Minuten von einer unbeschreiblichen Situation. «Wir befinden uns in einem Vakuum. Die Grundlage unserer Arbeit wurde uns genommen. Wir dürfen nicht mehr dem nachgehen, das wir gerne tun.» Er habe die Mitarbeiter über die Kurzarbeit aufgeklärt und bedauere, dass er alle in die Zwangsferien schicken müsse. Sollte der Gasthof keine Unterstützung vom Bund bekommen, sei er in der Existenz bedroht. Ein entsprechender Antrag sei gestellt.
So sollen KMU unterstützt werden:
Zur Unterstützung von geschädigten Firmen sieht der Bundesrat unter anderem einen Unterstützungsfonds von einer Milliarde Franken vor. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv ist froh, dass der Bund etwas für die Firmen unternimmt, wie Direktor Hans-Ulrich Bigler zu 20 Minuten sagt. «Es ist aber erst ein Anfang, es wird sicher noch mehr finanzielle Unterstützung brauchen.» Jetzt gehe es darum, zu wissen, unter welchen Konditionen die Gelder schnell fliessen könnten. Als weitere Massnahme fordert Bigler, dass die Kurzarbeit schnell ausgeweitet wird, damit etwa auch Firmeninhaber oder Selbständige Antrag auf Kurzarbeit stellen könnten. Dafür seien Gesetzesänderungen nötig. Ausserdem solle es möglich sein, dass Zahlungen in Richtung Bund wie die Mehrwertsteuer nicht sofort geleistet werden müssen.