So rücken sich Schweizer Politiker ins beste Licht

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PolitikerporträtsSo rücken sich Schweizer Politiker ins beste Licht

Ist Wahlkampf, ziehen unsere Politiker alle Register: Für eine Bildagentur präsentieren sie sich als Sportskanonen, Tierfreunde oder Kulturmenschen.

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Die Sportskanonen: Natalie Rickli macht zwei- bis dreimal die Woche Sport. Hier stretcht die SVP-Nationalrätin nach dem Training ob Winterthur.
Als Ausgleich macht sie auch regelmässig Yoga.
Fast wie Simone Niggli-Luder: Die CVP-Nationalrätin Ruth Humbel bestreitet im Mai den Galgener Orientierungslauf in Oberiberg.
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Die Sportskanonen: Natalie Rickli macht zwei- bis dreimal die Woche Sport. Hier stretcht die SVP-Nationalrätin nach dem Training ob Winterthur.

Gaetan Bally

Wladimir Putin ist bekannt als Meister der bizarren Selbstdarstellung – der russische Präsident lässt sich gern als durchtrainierter Sportler oder Jäger zusammen mit erlegten Tieren ablichten. Weniger martialisch geben sich die Schweizer Politiker. Doch auch sie präsentieren sich für eine Wahlserie der Bildagentur Keystone von ihrer Schoggiseite – als Sportskanonen, Tierfreunde, Naturburschen, Hobbygärtner oder Kulturmenschen (siehe Bildstrecke).

Die Sportskanonen

Nicht allen sieht man es an, aber unsere Politiker sind im Wahljahr äusserst sportlich. SVP-Nationalrat Heinz Brand dreht eine Runde auf seinem vollgefederten Bike, CVP-Nationalrätin Ruth Humbel wandelt dynamisch auf den Spuren von Simone Niggli-Luder und bestreitet einen Orientierungslauf. Parteikollegin Natalie Rickli macht Yoga für die Work-Life-Balance: «Ich gehe nach Möglichkeit ein- bis zweimal pro Woche ins Yoga.» Daneben wandert Rickli sehr gerne oder geht ins Fitness. Sie ist zufrieden mit den Bildern, die für einmal etwas persönlichere Einblicke in ihr Leben gäben.

Die Tierfreunde

Oh, wie süss! Dass Tiere immer ziehen, weiss die SVP spätestens, seit sie Geissbock Zottel als Maskottchen hatte. Wahlkampfleiter und Bauernsohn Albert Rösti bringt seinem Pferd für die Kamera eine Ladung Heu und füttert es von Hand. BDP-Fraktionschefin Rosmarie Quadranti sieht man mit ihren beiden Hunden spazieren. Einer ist ein Berner Sennenhund – im Gegensatz zum SVP-Plüschhund Willy stammt er nicht aus China, wie Quadranti sagt. Ein anderes Foto zeigt Quadranti, wie sie mit Jago, einem ihrer zwei Papageien, spricht. Wieso sie sich so ablichten lässt? «Ich habe Tiere sehr gern. Und bei Spaziergängen mit meinen Hunden kann ich entspannen.»

Die Naturburschen

BDP-Nationalrat Lorenz Hess streift mit seinen Terriern, die er zu Jagdhunden ausbildet, durch den Wald. Heimatliebend inszeniert sich CVP-Nationalrat Martin Candinas: Bei einer Wanderung im idyllischen Bündnerland watet er im kühlen Lag da Laus. «Als Bergler ist man naturverbunden», sagt Candinas. Er beteuert, dass seine Bilder authentisch seien. «Wenn ich mich als Sportskanone in Szene gesetzt hätte, hätte man mir das wohl kaum abgenommen.»

Die Hobbygärtner

Lokal und Bio ist en vogue. Und so geben nicht nur Grüne den Hobby-Gärtner ab: Der Zuger CVP-Regierungsrat und Ständeratskandidat Peter Hegglin pflegt seine Gemüsebeete im schicken Kurzarmhemd. Gross ist der Jö-Faktor beim Neuenburger Nationalratskandidaten Fabien Fivaz (Grüne), der mit seinem kleinen Sohn gärtnert. Auch die Berner Nationalrätin Aline Trede (Grüne) sieht man beim Giessen ihres Gemüses – obwohl sie zugibt, nicht viel Zeit für den Garten zu haben. Trotzdem konnte sie diesen Sommer Zucchetti, Kürbis, Tomaten, Randen, Lauch, Zwiebeln, Auberginen oder Peperoni ernten. Alles bio, selbstredend: «Ich verwende weder Düngemittel noch Schneckenkörner.»

Die Kulturmenschen

Dieser Typus findet sich vor allem im linken Lager. SP-Ständerätin Géraldine Savary muss sehr belesen sein, jedenfalls vertieft sie sich in einer Lausanner Bibliothek in ein Buch. Die Waadtländer SP-Nationalrätin Rebecca Ruiz posiert vor einem Kulturtheater. Andere stellen ihr musisches Talent in den Vordergrund. Ein schönes Bild gibt CVP-Nationalratskandidatin und Ex-Miss-Kosovo Keshtjella Pepshi ab, die am Flügel klimpert. Der grüne Balthasar Glättli spielt zusammen mit Kollegen Geige.

«Foto-Ideen stammen von den Politikern»

Einige Politiker geben freimütig zu, dass sie mit den Bildern bei den Wählern punkten wollen. Eine Absage könnten sich höchstens jene erlauben, die fest im Sattel sitzen, heisst es etwa. Die Grüne Aline Trede sagt: «Natürlich habe sie sich überlegt, welche Botschaft ich mit dem Bild aussende. Ich würde mich jetzt nicht beim Pilates mit hochrotem Kopf fotografieren lassen.»

Christoph Grünewald von der Bildagentur Keystone ist zufrieden mit der Umsetzung der Fotoserie. «Wir wollten Politiker anlässlich der Wahlen für einmal in privatem Rahmen zeigen.» Man habe deshalb Politiker aus allen Parteien und Landesteilen angefragt, ob sie sich für einen Tag von einem Fotografen begleiten liessen. «Die Foto-Ideen stammen von den Politikern.» Einige hätten aber abgesagt, da sie sich nur in der politischen Umgebung abgelichtet sehen wollten.

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