Steigender Sanktionsdruck: So schlecht geht es der russischen Wirtschaft – Erholung erst ab 2030

Aktualisiert

Steigender SanktionsdruckSo schlecht geht es der russischen Wirtschaft – Erholung erst ab 2030

In einem internen Bericht haben Finanzexperten für die russische Regierung die Auswirkung der wirtschaftlichen Isolation untersucht. Entgegen der offiziellen Kommunikation des Kremls zeichnet die Studie ein düsteres Bild.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat allen Grund, besorgt die Stirn zu runzeln.
Denn in einem internen Bericht stellen Finanzexperten und Beamte der russischen Wirtschaft eine düstere Zukunft in Aussicht.
Zwei der drei Szenarien prognostizieren einen deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung für das kommende Jahr.
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Der russische Präsident Wladimir Putin hat allen Grund, besorgt die Stirn zu runzeln.

via REUTERS

Darum gehts

Nach dem Einmarsch russischer Streitkräfte in die Ukraine Ende Februar reagierten viele Regierungen westlicher Länder und belegten Russland mit diversen Sanktionen. Wer sich über die offiziellen Kanäle der russischen Regierung und deren Nachrichtenagenturen informiert, könnte schnell den Eindruck gewinnen, dass diese auf die russische Wirtschaft nicht wirklich einen Einfluss haben.

Deutlicher wirtschaftlicher Einbruch erwartet

Doch in Wirklichkeit dürfte die Lage deutlich ernster sein, wie ein Bericht russischer Beamten zeigt. Die Finanzexperten haben darin im Auftrag der Regierung von Wladimir Putin über Monate die tatsächlichen Auswirkungen der wirtschaftlichen Isolation, in der sich das Land seit Februar mehr und mehr wiederfindet, untersucht.

Eine Kopie des Dokuments, das am 30. August vorgestellt wurde, liegt der US-Zeitung «Bloomberg» vor, Insider bestätigen die Echtheit des Dokuments. Konkret werden in der Studie drei Szenarien untersucht. Zwei dieser Szenarien prognostizieren eine deutliche Beschleunigung des wirtschaftlichen Abschwungs im kommenden Jahr, wie «Focus» schreibt. Vor allem bei einer allfälligen erneuten Ausweitung der westlichen Sanktionen dürfte sich die Rezession sowohl in ihrer Intensität wie auch in ihrer Dauer noch verstärken.

Im «Trägheitsszenario» prognostizieren die Beamten einen wirtschaftlichen Tiefpunkt in 2023, der im Vergleich zu 2021 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund 8,3 Prozent erreichen würde. Eine noch düsterere Zukunft für die russische Wirtschaft ist im «Stressszenario» beinhaltet – dort rechnet man gar mit einem wirtschaftlichen Rückgang von rund 12 Prozent.

Erholung erst zu Ende des Jahrzehnts

In beiden Szenarien wird erwartet, dass sich der Sanktionsdruck noch erhöhen wird und künftig noch mehr Länder Einschränkungen verhängen werden. Egal, ob Trägheits- oder Stressszenario – mit einer Erholung auf Vorkriegsniveau rechnen die Experten erst zum Ende der 2020er-Jahre, vielleicht sogar noch später.

Vor allem im Bereich der Exporte sieht die Zukunft alles andere als rosig aus. Da derzeit weniger Gas, Öl, Metalle und Chemikalien exportiert würde, erwarten die Beamten, dass deren Produktionsvolumen schrumpfen. Zwar sollen sich diese Exporte danach wieder erholen, laut den Experten würden diese Sektoren künftig aber nicht mehr die treibenden Kräfte der russischen Wirtschaft darstellen.

Falls die Gaslieferungen nach Europa, den Hauptabnehmer von russischem Gas, ganz eingestellt würden, könnte dies dem Kreml laut dem Bericht mehr als 6,5 Milliarden Franken an Steuereinnahmen kosten. Dieser Verlust kann demnach auch mit neu erschlossenen Exportmärkten nicht ausgeglichen werden. Schlimmstenfalls drohe das Land gar zu einen «Bedarfsanbieter» zu werden, warnen die Finanzexperten – also einem Staat, dessen Produkte nicht mehr nachgefragt werden. 

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