Social Distancing ist oberste DeviseSo sehen Strandferien in Zeiten von Corona aus
Getrennte Zonen für Rentner und Familien oder Plexiglasboxen am Strand – Badeferien in Europa könnten in diesem Jahr seltsam werden.
Am Strand von Sanxenxo sollen diesen Sommer nur 1520 Badegäste zugelassen werden.
Video: Concello de Sanxenxo via Facebook- In Spanien setzen Strandbetreiber auf getrennte Zonen für Erwachsene ohne Kinder und Familien.
- In Italien will eine Firma Plexiglaswände am Strand aufstellen.
- In Norddeutschland debattiert man über Tickets für Tagesausflügler.
Calamari fritti unter dem Sonnenschirm in Italien oder eine kalte Cerveza am Chiringuito in Spanien – viele Schweizer sehnen sich derzeit nach einer Sommerpause am Strand im grenznahen Ausland. Doch sind Strandferien in Zeiten von Corona überhaupt möglich? Vielerorts haben Strandbetreiber unterschiedliche Lösungen, um die Sehnsucht der Urlauber zu stillen – und einen Saisonausfall zu verhindern. Ein Überblick:
- Zonen für Rentner, Familien und Erwachsene in Galizien
Der Bürgermeister der Gemeinde Sanxenxo in Galizien, Telmo Martín, hat am Mittwoch einen konkreten Plan auf Facebook präsentiert, wie Badeferien am Strand von Silgar aussehen könnten. Martín will den Strand erstmals in drei Zonen aufteilen: eine Zone für Rentner, eine Zone für Erwachsene ohne Kinder und eine Zone für Familien. Auf der gesamten Küstenfläche soll ein Raster mit 780 Quadraten entstehen, jedes Quadrat ist 3 mal 3 Meter gross. In jedem Quadrat dürfen zwei Personen liegen. «Das ist grösser, als die Gesundheitsbehörde vorschreibt», sagt Martín zur spanischen Zeitung «ABC». Eigentlich sei er verpflichtet, jedem Badegast einen Abstand von 4 Metern zu sichern.

Am Strand entsteht ein Raster von 780 Quadraten mit einer Fläche von 3 mal 3 Metern.
Screenshot: Concello de Sanxenxo via FacebookDie Quadrate sind mit Seilen markiert. Grossfamilien haben die Möglichkeit, bis zu vier solcher Quadrate zusammenzulegen. Zwischen den Zonen wird es einen sechs Meter breiten Streifen geben, durch den die Urlauber ans Meer gelangen. Für die Gemeinde von Sanxenxo bedeutet dies eine Verringerung der üblichen Kapazität der Strände um fast 75 Prozent. «Hauptsache, unsere Gäste fühlen sich genauso sicher, wie wenn sie zu Hause bleiben würden», meint Bürgermeister Martín.

So dürfte der Strand von Silgar in Galizien im kommenden Sommer nach dem Plan von Bürgermeister Telmo Martín aussehen.
KEYSTONE- Künstliche Intelligenz in Andalusien
Anders löst es die Gemeinde von Fuengirola im südspanischen Andalusien: Dort sollen zwischen 50 und 60 Sensoren angeben, wie stark der Strand besetzt ist. Die Sensoren sollen an den Strommasten auf der sieben Kilometer langen Küstenstrecke angebracht werden. Ist der Strand einmal voll, wird keiner mehr reingelassen. Um Warteschlangen zu vermeiden, sollen Badegäste über freie Strandplätze noch vor dem Eingang informiert werden. Zeitlimits für den Strandgenuss sind allerdings nicht geplant. In anderen Gemeinden will die Polizei Drohnen einsetzen, um sich laufend einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Wie die Zeitung «El País» berichtet, werden mithilfe von Traktoren Rillen im Sand markiert, damit die Regeln der sozialen Distanz eingehalten werden können.

Die spanische Gesundheitsbehörde empfiehlt den Strandbesuchern, eine Atemschutzmaske zu tragen.
KEYSTONE- Plexiglaskabinen in Modena
Einen alternativen Lösungsvorschlag machte kürzlich eine Firma aus Modena in Norditalien: Sie schlägt vor, Plexiglaswände zwischen den Sonnenliegen aufzustellen. Dadurch entstehen Boxen von 4,5 mal 4,5 Meter mit einer 1,5 Meter breiten Öffnung. Erste Bestellungen seien bereits eingegangen, sagte Firmenleiter Claudio Ferrari zu «La Repubblica».

Bei 40 Grad in einer Box am Strand liegen? Auf sozialen Medien hielt sich die Begeisterung der Italiener im Rahmen: «Lieber bleibe ich zu Hause», meinte eine Userin auf Twitter.
- Nur mit gültigem Ticket an die Nordsee
Eine weitere Idee für einen Ausflug ans Meer kommt aus den norddeutschen Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Dort will man Tagestouristen nur mit gültigem Ticket ans Meer lassen. «Man könnte Anmeldeverfahren über das Internet schaffen oder Ticketkonzepte, sodass man die Identität der Gäste kennt», sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz der «Zeit».

Ungenutzte Strandkörbe stehen am Nordseestrand in Ording. Während normalerweise zu dieser Zeit Feriengäste den Strand bevölkern, ist im Moment wegen der Einschränkungen durch das Coronavirus nur Einheimischen der Besuch des Strandes erlaubt.
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