Depressionen: Antibabypille erhöht das Risiko markant

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Studie überraschtSo stark steigt das Depressionsrisiko durch die Pille

Dass die Antibabypille das Risiko für Depressionen ansteigen lässt, ist bekannt. Neu ist aber, dass das Risiko in den ersten zwei Jahren am höchsten ist – und dass die Gefahr auch nach dem Absetzen erhöht bleibt.

Die Einnahme der Antibabypille lässt das Depressionsrisiko massiv ansteigen. Das ist das Ergebnis einer schwedischen Studie. Darin traten bei Frauen, die als Teenager mit der Einnahme der Pille begannen, bis zu 130 Prozent häufiger Depressionssymptome auf als bei Nicht-Nutzerinnen.
Bei Frauen, die bei Einnahmebeginn älter als 21 Jahre waren, lag der Anstieg bei 92 Prozent.
Weitere Erkenntnis: Das Risiko sinkt bei längerer Einnahme wieder. Allerdings ist es auch dann nicht wieder vergleichbar mit Frauen, die nie die Pille genommen haben. Es bleibt höher und bleibt auch nach dem Absetzen der Pille höher. Dies vor allem bei jenen Frauen, die im Teenageralter mit der Einnahme begonnen hatten.
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Die Einnahme der Antibabypille lässt das Depressionsrisiko massiv ansteigen. Das ist das Ergebnis einer schwedischen Studie. Darin traten bei Frauen, die als Teenager mit der Einnahme der Pille begannen, bis zu 130 Prozent häufiger Depressionssymptome auf als bei Nicht-Nutzerinnen.

imago images/Rolf Kremming

Antibabypille: Darum gehts

  • Die Antibabypille schützt vor ungewollten Schwangerschaften, kann aber auch Nebenwirkungen haben.

  • Laut einer neuen Studie steigt durch die Einnahme unter anderem das Depressionsrisiko. 

  • Bei Frauen, die bei Einnahmebeginn unter 21 Jahre alt waren, treten bis zu 130 Prozent häufiger Depressionssymptome auf als bei Frauen, die nicht die Pille schlucken.

  • Bei Frauen über 21 Jahren, die die Pille nahmen, liegt der Anstieg bei 92 Prozent gegenüber denen, die nicht die Pille nahmen. 

  • Besonders hoch ist das Depressionsrisiko in den ersten zwei Jahren, danach sinkt es wieder ab. 

  • Auch nach dem Absetzen haben Ex-Nutzerinnen ein höheres Depressionsrisiko als Nicht-Nutzerinnen.

  • Die Forschenden betonen aber, dass die meisten Frauen die Pille gut vertragen.

Nach Spiralen und dem Hormonstäbchen ist die Antibabypille das sicherste Verhütungsmittel auf dem Markt (siehe Bildstrecke), doch sie kann in seltenen Fällen auch schwere Nebenwirkungen haben:

Nebenwirkungen der Pille

Frauen mit Gefässerkrankungen und Raucherinnen neigen durch die Einnahme eher zu Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfällen. Weitere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Zwischenblutungen, Ausfluss, Pilzbefall, Gewichtszunahme, Übelkeit, Spannung in den Brüsten und das Verschwinden der Libido.

Ob die Einnahme von Kontrazeptiva die Entstehung von Krebs begünstigt, ist unklar: Während für die einen Krebsarten laut dem Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenschaftstransfer das Risiko offenbar sinkt, könnten andere bösartige Erkrankungen durch die Pille begünstigt werden.

Bislang nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob die Pille auch zu Depressionen führen kann. Während die einen Forschenden einen Zusammenhang bestätigten, schlossen andere einen solchen aus. Ein skandinavisch-australisches Team liefert nun neue Erkenntnisse.

Das haben die Forschenden herausgefunden

Das Team um Therese Johansson von der Universität Uppsala wies nach, dass bei den Frauen, die bei Beginn der Einnahme der Antibabypille unter 21 Jahre alt waren, bis zu 130 Prozent häufiger Depressionssymptome auftraten als bei Frauen, die nicht die Pille nahmen. Bei Frauen über 21 Jahren, die die Pille nahmen, lag der Anstieg bei 92 Prozent gegenüber denen, die die Pille nicht nahmen. ​​

Weiter stellten die Forschenden fest, dass das Risiko bei längerer Einnahme wieder sinkt. Allerdings ist es auch dann nicht wieder vergleichbar mit Frauen, die nie die Pille genommen haben. Es bleibe höher und bleibe auch nach dem Absetzen der Pille höher, so das Team. Dies vor allem bei jenen Frauen, die im Teenageralter mit der Einnahme begonnen hatten.

Darum spielt das Alter bei Beginn der Einnahme eine Rolle

Dass der Einfluss der Antibabypille bei Frauen stärker ist, die früher mit der Einnahme begonnen haben, führen die Forschenden auf die hormonellen Veränderungen in der Pubertät zurück. «Da Frauen in dieser Altersgruppe bereits erhebliche hormonelle Veränderungen durchgemacht haben, werden sie nicht nur anfälliger für hormonelle Veränderungen, sondern auch für andere Lebenserfahrungen», so Johansson.

Fazit der Forschenden

Das Team betont, dass die meisten Frauen die Pille gut vertragen und keine Depressionen entwickeln würden. Sie stelle eine «hervorragende Möglichkeit» zur Verhütung dar. Angesichts der neuen Belege empfehlen die Forschenden, dass medizinisches Fachpersonal sich der möglichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Systemen im Körper, wie etwa Depressionen und der Verwendung von Verhütungsmitteln, stärker bewusst sein muss. Laut Johansson und ihren Kolleginnen und Kollegen ist es wichtig, dass das Gesundheitswesen Frauen, die über die Einnahme der Antibabypille nachdenken, über das potenzielle Risiko einer Depression als Nebenwirkung des Medikaments informiert.

Studie hat Einschränkungen

In die im Fachjournal «Epidemiology and Psychiatric Sciences» veröffentlichte Studie sind die Daten von über einer Viertelmillion Frauen aus der britischen Biobank eingeflossen, die von der Geburt bis zur Menopause beobachtet worden sind. Von Interesse waren dabei die Daten über die Einnahme von Antibabypillen durch die Frauen, wann bei ihnen zum ersten Mal eine Depression diagnostiziert wurde beziehungsweise wann sie zum ersten Mal depressive Symptome verspürten. Bei der untersuchten Verhütungsmethode handelte es sich um die kombinierte Antibabypille, die eine Gestagen-Verbindung und Östrogen enthält (siehe folgende Box). Entsprechend lassen sich keine Rückschlüsse auf andere Verhütungsoptionen wie Minipille (Gestagenpille), Verhütungspflaster, Hormonspirale, Vaginalring oder Verhütungsstäbchen ziehen. Das soll in einer kommenden Studie untersucht werden.

Diese Arten von Pille gibt es

Es gibt zwei Arten von Pillen:

  • Kombi-Pillen mit Östrogen und Gestagen: Sie verhindern den Eisprung komplett. Manche Varianten können zusätzlich Akne oder fettige Haut verbessern. Der Zyklus ist vorhersehbar und regelmässig.

  • Gestagenpillen: Sie enthalten nur synthetisch hergestelltes Gestagen und verhindern ebenfalls den Eisprung.

Welche Antibabypille die richtige für eine Frau ist, sollte mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.

Welche Antibabypille die richtige für eine Frau ist, sollte mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.

Getty Images/EyeEm

Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine Depression?

Hier findest du Hilfe:

Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858

Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen

Verein Postpartale Depression, Tel. 044 720 25 55

Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen

VASK, regionale Vereine für Angehörige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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