So tickt die Schweizer Miss Corona

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Starke Frau im BAGSo tickt die Schweizer Miss Corona

Virginie Masserey (55) hat sich in den letzten Wochen zum neuen Daniel Koch gemausert. Wer ist die Frau, die etwas verbissen wirkt und die Journalisten gekonnt ins Leere laufen lässt?

Virginie Masserey steht im Scheinwerferlicht.
Bereits 2008 informierte sie an einer Pressekonferenz, damals zur Schweinegrippe.
Masserey fällt dabei durch ihre eher harte Art auf. Ganz im Gegensatz zu Daniel Koch, der oft einen lockeren Spruch bereithält.
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Virginie Masserey steht im Scheinwerferlicht.

Darum gehts

  • Nachdem Daniel Koch das Bundesamt für Gesundheit verlassen hatte, stand lang niemand mehr im Rampenlicht.

  • Das hat sich mittlerweile aber geändert: Virginie Masserey füllt Kochs Lücke.

  • Koch und Masserey könnten dabei unterschiedlicher nicht sein.

Eigentlich wollte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nach der Pensionierung von Daniel Koch und dem Rückzug seines Nachfolgers Stefan Kuster die Medienauftritte auf verschiedene Schultern verteilen. Doch während die neue BAG-Direktorin Anne Lévy fast unsichtbar ist, vertritt in den letzten Wochen vor allem eine Frau das Bundesamt in der Öffentlichkeit: Virginie Masserey.

Die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle fällt auf: durch ihre direkte Art, ihre präzisen Antworten auf Fragen und meist als einzige Frau an den Pressekonferenzen des Bundes. Im Gegensatz zu ihrem zweisprachigen Vorgänger Daniel Koch antwortet sie immer auf Französisch. Auch Sprüche, ein Lächeln oder persönliche Anekdoten kann man von ihr nicht erwarten – sie ist quasi ein Anti-Koch.

Weniger populär als Koch

Mit ihrer Art ist sie weit entfernt von der Popularität eines Daniel Koch: «Diese nachmittäglichen Kinderfragestunden haben zunehmend skurrilen Trump’schen Charakter. Berset vergisst, dass die Kampagne schon läuft, und braucht Zeit, um sich Antworten zu überlegen. Masserey hört bei den Fragen nicht einmal zu. Das Paralleluniversum des #BAG. Unendliche Weiten», kommentiert ein Kritiker das Verhalten von Masserey auf Twitter. «Na ja, V. Masserey sagte, sie wisse nicht einmal, wo die Leute gestorben sind», meinte ein anderer.

Sie gilt als kritischer Geist

Doch wie tickt die Frau wirklich, die die Nation mehrmals wöchentlich über die Corona-Lage informiert? «Offen, ehrlich, klar», so beschreibt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte der Schweiz, Masserey. «Ich kenne sie als sehr umgängliche Person, mit der man gut diskutieren kann. Sie hat einen hohen Sachverstand und ist sehr offen im Gespräch.»

Ein Insider berichtet, dass Masserey BAG-intern durch ihren kritischen Geist auffalle: «Sie bildet sich ihre eigene Meinung durch kritische Fragen und nimmt Aussagen von Spezialisten nicht einfach hin. Sie ist sicher sehr anspruchsvoll, aber im positiven Sinn.» Von Journalisten lasse sie sich nicht zu Falschaussagen verleiten. «Sie ist eine beliebte Gesprächspartnerin, denn durch den Weggang von Koch und Kuster ist sie in den Vordergrund gerückt.»

Hier sprechen Virginie Masserey und Thomas Steffen an einer Pressekonferenz.

«Im persönlichen Umgang ist sie weicher»

Nach dem Medizinstudium in Freiburg und Lausanne folgten für Masserey unter anderem Arbeitsaufenthalte in Genf und Atlanta. Auch für die NGO Médecins sans Frontières war Masserey ein Jahr lang tätig. Die soziale Ader zeigt sich auch in Massereys Engagement für die Stiftung Theodora, die sich für das Wohl von Kindern im Spital einsetzt. 2002 stieg sie als Epidemiologin beim Bundesamt für Gesundheit ein. Nachdem sie 2007 zur Leiterin der Sektion Impfungen und Kontrollmassnahmen befördert worden war, folgte 2016 die Beförderung zur Leiterin der Sektion Infektionskontrolle.

«Masserey ist schon lange dabei und hat viel berufliche Erfahrung. Sie ist also bestens geeignet als Leiterin der Sektion Infektionskontrolle», so Hauri. Auch wenn sie vor den Medien etwas hart und verbissen wirken mag, täuscht der Eindruck laut Hauri: «Im persönlichen Umgang ist sie sicher weicher und herzlicher. Sie ist sich sehr bewusst, dass sie an diesen Pressekonferenzen zur Nation spricht. Das ist eine grosse Verantwortung. Das erlebe auch ich so, wenn ich an den Pressekonferenzen spreche.»

Ein persönliches Gespräch mit 20 Minuten schlug Masserey aus. Während Koch Medienauftritte sichtlich genoss, braucht Masserey das Rampenlicht offensichtlich nicht.

Hast du oder jemand, den du kennst, Mühe mit der Corona-Zeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

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