Abfall-AnalyseSo viel Güsel produziert die Schweiz
Jedes Jahr produziert die Schweizer Bevölkerung mit rund 700 Kilogramm Abfall pro Kopf eine der grössten Mengen Europas. Alle zehn Jahre ermittelt das Bundesamt für Umwelt den Inhalt des Kehrichts. Im Recycling-Center Perlen werden derzeit 16,5 Tonnen aufs Genaueste untersucht.
Darum gehts
Die Schweizer Bevölkerung produziert jährlich rund 700 kg Abfall pro Kopf – eine der grössten Mengen in Europa. Was landet am häufigsten im Abfall? Was könnte man eigentlich rezyklieren? Wie viele Lebensmittel werden weggeworfen? Zur Beantwortung dieser Fragen ermittelt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) alle zehn Jahre die Zusammensetzung des Kehrichts. Die Resultate der Untersuchung liefern Hinweise zum Konsumverhalten der Bevölkerung und seine Entwicklung. Ausserdem zeigt es, wie die Schweizer Abfallwirtschaft wirkt und wo es Verbesserungen braucht. «Würde die gesamte Welt im selben Ausmass wie die Schweiz konsumieren und wegwerfen, bräuchte es fast drei Planeten», sagt Bafu-Direktorin Katrin Schneeberger.
«Würde die gesamte Welt im selben Ausmass wie die Schweiz konsumieren und wegwerfen, bräuchte es fast drei Planeten.»
Wie für die Erhebung im Jahr 2012 wird auch dieses Mal der Inhalt von 16,5 Tonnen Abfallsäcken aus 33 repräsentativen Gemeinden sortiert und analysiert. Dies während eines Monats bei der Firma Schneider Umweltservice in Perlen LU. Pro Gemeinde werden 500 Kilogramm angeliefert. Ein Team aus temporären Mitarbeitenden sortiert den Güsel fein säuberlich. «Vom Personal erfordert das eine hohe Konzentration. Pro Tag wird ungefähr eine Tonne Güsel von zwei Gemeinden sortiert», sagt Markus Christen. Er ist Geschäftsleitungsmitglied der Luzerner Agentur für Umwelt und Kommunikation Umsicht, die die Abfallanalyse im Auftrag des Bafu abwickelt.
Harte und akribisch genaue Arbeit
Die Säcke werden auf dem Sortiertisch aufgeschlitzt und aussortiert. Der Güsel muss akribisch genau in 32 sogenannte Fraktionen unterteilt werden, wobei allein Nahrungsmittel in fünf verschiedene Kategorien aufzuteilen sind. Dies unter anderem auch in Hinblick auf die Klimabelastung. «Vor allem, wenn Fleisch weggeworfen wird, belastet es die Umwelt in hohem Masse», so Christen. Danach wird der Abfall gewogen und die Daten pro Gemeinde festgehalten.
Besondere Beachtung werde bei der Aktion dem Datenschutz geschenkt. «Die Mitarbeitenden behandeln alles, was über den Sortiertisch geht, vertraulich. Insbesondere ist das Personal verpflichtet, keine persönlichen Gegenstände vom Sortierplatz zu entfernen, solche zu filmen oder zu fotografieren», schreibt Viola Mauri Martinelli, Bafu-Informationsbeauftrage. Zudem gelte über die Sortierung hinaus eine Stillschweigepflicht.
Trennst du deinen Abfall?
Die Ergebnisse werden im zweiten Halbjahr 2023 veröffentlicht. Christen verrät trotzdem erste Eindrücke: «Im Abfall befinden sich Unmengen an Verpackungsmaterial. Ausserdem stellen wir erneut fest, dass es sehr viele Lebensmittelabfälle gibt. Von Brot über Kartoffeln bis zu Pralinen ist alles vorhanden.» Auch gemäss Bafu ist aufgrund anderer Studien davon auszugehen, dass die Lebensmittelverschwendung nicht abgenommen habe. Deshalb wurde der Aktionsplan gegen Food-Waste durch den Bundesrat ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren.
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