PreisvergleichSo viel kostet der Schweiz-Zuschlag
Kleider, Parfüms, Babywindeln – die Schweizer bezahlen mehr. So zeigt ein Preisvergleich: Die gleiche Jacke kostet in der Schweiz doppelt so viel wie in Deutschland.
Importierte Produkte sind in der Schweiz oft deutlich teurer als im benachbarten Ausland. Hersteller und Händler im Ausland schotten ihre Vertriebskanäle ab und verlangen hohe Schweiz-Zuschläge. Dadurch entgehen der Schweizer Volkswirtschaft Milliardenbeträge, bilanzieren die Autoren einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Die Studienautoren verglichen die Preise von zufällig ausgewählten Produkten in verschiedenen Branchen und Kategorien in Onlineshops im In- und Ausland. Dabei erkannten sie grosse Preisunterschiede. Für Körper- und Gesichtspflegeprodukte zahlen Kunden je nach Marke bis zu 145 Prozent mehr als in Deutschland.
Bekleidung

Peter Hahn, Mantel in A-Linie, von Peterhahn.ch und Peterhahn.de
Preis in der Schweiz: 719.95 Franken
Preis in Deutschland: 349,95 Euro
Differenz: circa 349 Franken
Das grösste jährliche Sparpotenzial machten die Studienautoren bei der Bekleidung aus. Schweizer Kunden könnten 1,86 Milliarden Franken sparen, würden sie für die importierten Produkte gleich viel wie deutsche Konsumenten zahlen. Im Schnitt kosten Kleider hierzulande ein Fünftel mehr als in Deutschland.
Parfüms

Yves Saint Laurent, La nuit de l'homme, 60 ml, von Douglas.ch und Douglas.de
Preis in der Schweiz: 115 Franken
Preis in Deutschland: 68,99 Euro
Differenz: circa 42 Franken
Durchschnittlich fallen die Preise von zwei untersuchten Schweizer Parfümerie-Webshops im Vergleich mit einem deutschen Shop um ein Drittel höher aus. Verglichen mit einem französischen Parfümerie-Onlineshop beträgt die Preisdifferenz gar 78 Prozent. Würden Schweizer Konsumenten alle Parfümerie-Produkte im französischen Shop kaufen, könnten sie fast 150 Millionen Franken sparen.
Babywindeln

Huggies Schwimmwindeln «Little Swimmers» Grösse 5/6, 12–18 kg, 11 Stk., von Leshop.ch und Dm.de
Preis in der Schweiz: 12.80 Franken
Preis in Deutschland: 6,95 Euro
Differenz: circa 5 Franken
Bei Windeln liegen die Preise in der Schweiz durchschnittlich um 61 Prozent höher als in Deutschland. Überdurchschnittlich hoch sind die Preisunterschiede bei Spezialprodukten wie Schwimmwindeln und Windeln für Neugeborene. Insgesamt ergäbe sich durch einen Einkauf im Ausland ein Einsparpotenzial von rund 56 Millionen Franken.
Kontaktlinsen

Purevision 2 Presbyopia (3er) Monatslinsen, von Misterspex.ch und Misterspex.de
Preis in der Schweiz: 48.45 Franken
Preis in Deutschland: 42,95 Euro
Differenz: circa 3 Franken
Der Preisvergleich von Kontaktlinsen verschiedener Marken in je zwei deutschen und zwei Schweizer Shops zeigt: Im Durchschnitt sind die Kontaktlinsen in der Schweiz rund 14 Prozent teurer als in Deutschland. Besonders gross sind die Preisunterschiede bei Kontaktlinsen bei Hornhautverkrümmung. Würden alle Kontaktlinsen statt in der Schweiz direkt beim günstigsten Onlineshop in Deutschland bestellt, könnten Schweizer Konsumenten jährlich rund 31 Millionen Franken sparen.
Die Studie mit Preisvergleich der Fachhochschule Nordwestschweiz gab der Verein «Stop der Hochpreisinsel – für fairere Preise» in Auftrag. Am 9. März berät der Nationalrat die Fair-Preis-Initiative.
«Wir lehnen die Initiative klar ab»
Frau Li-Treyer*, Markenprodukte sind in der Schweiz oft massiv teurer. Schuld daran sind die Hersteller ...
Anastasia Li-Treyer: Es ist eine Tatsache, dass in der Schweiz die Kosten nicht nur für die Herstellung, sondern auch für das Marketing und den Vertrieb wesentlich höher sind als im Ausland.
Kritiker wittern überrissene Margen. Wie sehen Sie das?
Wir haben in der Schweiz mit 52 Prozent den höchsten Eigenmarkenanteil Europas. Das heisst, in den Sortimenten der Supermärkte befinden sich mehr Händler-Eigenmarken als klassische Markenprodukte. Da der Platz beschränkt ist, sind die Kosten, um einen Artikel ins Sortiment eines Detailhändlers zu listen, sehr hoch. Zudem müssen Markenartikelhersteller Werbekosten übernehmen – diese sind viermal so hoch wie in Deutschland – was den Verkaufspreis in die Höhe treibt. Letztlich legt aber der Handel und nicht der Hersteller den Endpreis für die Konsumenten fest.
Was halten Sie von der Fair-Preis-Initiative?
Wir lehnen die Initiative klar ab. Das Ansinnen der Initianten stärkt die bereits starke Position der Händler in der Schweiz weiter. Dabei werden die Detailhändler im Rahmen der Initiative nicht einmal verpflichtet, die Vorteile den Konsumenten weiterzugeben.
*Anastasia Li-Treyer ist Direktorin des Markenartikelverband Promarca.
(sas)