So viele Steaks können Sie essen, wenn Sie nie fliegen

Aktualisiert

ÖkobilanzSo viele Steaks können Sie essen, wenn Sie nie fliegen

Ein Ferienflug belastet das Klima stark. 20 Minuten hat nachgerechnet, wie lange man etwa auf Fleisch oder das Auto verzichten müsste, um den CO2-Ausstoss zu kompensieren.

von
Nikolai Thelitz
Die Schweizer sind Vielflieger, sie legen im Schnitt jährlich 9000 Kilometer in der Luft zurück.
Ein Flug mit dieser Strecke, etwa Zürich - Doha, verursacht einen CO2-Fussabdruck von 1700 Kilogramm pro Person. Wer auf die Malediven fliegt, ist für einen CO2-Emissionen von 2900 Kilogramm verantwortlich.
Ein durchschnittlicher Fleischesser verursacht einen Fussabdruck von 1837 Kilogramm CO2.
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Die Schweizer sind Vielflieger, sie legen im Schnitt jährlich 9000 Kilometer in der Luft zurück.

Keystone/Valentin Flauraud

Viele Schweizer geben sich gern ökologisch: Sie recyclen, wollen ihren Fleischkonsum reduzieren, fahren mit dem Zug statt dem Auto und greifen zur Stofftasche statt zum Plastiksäckli. Auf die Reise nach Bali, San Francisco oder Barcelona wollen viele trotzdem nicht verzichten, und wir fliegen immer mehr: Rund 9000 Kilometer pro Jahr sind wir laut den aktuellsten Zahlen des Bundes von 2015 in der Luft unterwegs – 57 Prozent mehr als noch 2010. Diese Zunahme ruft auch die Politik auf den Plan, linke Volksvertreter fordern etwa eine Steuer auf Flugreisen, die der Umwelt zugutekommen soll.

Doch kann man mit ökologischem Verhalten seine Flugreise wieder kompensieren? 20 Minuten hat recherchiert, welche Verhaltensweisen wie viel CO2-Emissionen verursachen und wie lange wir auf Fleisch oder das Auto verzichten müssten, um eine Flugreise wieder auszugleichen.

Flugreisen:

Wir haben zwei Destinationen gewählt: einerseits die Malediven als Beispiel einer speziellen, weiten Flugreise, die man sich alle paar Jahre leistet. Andererseits Amsterdam als Städtetrip, den man häufiger unternimmt und den man auch per Zug bewältigen könnte. Ein Economy-Direktflug von Zürich nach Malé und zurück schlägt laut der Plattform Myclimate.ch mit CO2-Emissionen von 2900 Kilogramm pro Kopf zu Buche. Ein Trip nach Amsterdam verursacht einen CO2-Ausstoss von 330 Kilogramm. Eine Zugreise in die niederländische Hauptstadt würde laut der Plattform Ecopassenger einen CO2-Ausstoss von 60,6 Kilogramm verursachen.

Fleischkonsum:

Was, wenn ein Schweizer mit durchschnittlicher Ernährung (1 kg Fleisch pro Woche) ein Jahr vegetarisch lebt? Laut einer Studie des WWF und des Ökobilanz-Spezialisten ESU-Services würde der CO2-Fussabdruck von 1837 auf 1380 kg sinken. Das heisst: Der Vegetarier hätte seinen Amsterdam-Flug nach rund neun Monaten und einer Woche kompensiert, den Malediven-Flug nach etwa sechs Jahren und vier Monaten. Oder umgekehrt: Wer nicht fliegt, und verglichen mit dem Durchschnittsschweizer so etwa 1700 kg CO2 spart, könnte vom Vegetarier zum Fleischliebhaber werden und ganze 938 Steaks à 200 Gramm verdrücken. Die Studie von WWF und ESU-Services berücksichtigt allerdings nicht den Methan-Ausstoss, der vor allem bei Kühen ins Gewicht fällt. Wenn sie also ausschliesslich zum Rindssteak greifen, so reicht die Ersparnis laut einer neuen, im Fachmagazin Science publizierten Studie nur für etwa 65 Steaks.

Pendel-Verhalten:

Im Schnitt sind die Schweizer pro Tag 23,8 Kilometer mit dem Auto unterwegs, wie das Bundesamt für Statistik schreibt. Lässt man das Auto ein Jahr lang stehen und bewältigt die Strecke mit dem Zug, so verringert sich der CO2-Ausstoss dramatisch: Während der durchschnittliche Autofahrer gemäss dem Vergleichsrechner Mobitool 1715 Kilogramm CO2 produziert, sind es beim Zugpendler lediglich 62 Kilogramm CO2. Bus und Tram verbrauchen etwas mehr als der Zug, aber immer noch deutlich weniger als das Auto. Wer also vom Auto auf den Zug umsteigt, hat seinen Amsterdam-Trip innert 73 Tagen kompensiert, die Kompensation der Malediven-Reise würde etwa 1 Jahr und 9 Monate dauern.

Anmerkung der Redaktion: Nach einem Leser-Hinweis wurde der Abschnitt über den Fleischkonsum mit einer zusätzlichen Studie ergänzt.

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