AlertswissSo wird die Schweiz bei Terrorgefahr informiert
Der Bund lancierte eine App, um die Bevölkerung bei einem Terroranschlag zu warnen. Nur: Die hat noch fast niemand installiert.
Angehörige des Europaparlaments erhielten nach dem Anschlag in Strassburg per Mail und SMS die Aufforderung, im Gebäude in Sicherheit zu bleiben. In Deutschland erhielt die betroffene Bevölkerung nach einem Terrorangriff jeweils über eine App oder per SMS die Warnung, Plätze und Strassen zu meiden und Radio oder Fernseher einzuschalten. Und in den USA kann Präsident Trump mit dem Präsidentenalarm jedem Bürger per sogenanntem Cell Broadcast eine Nachricht direkt aufs Smartphone schicken.
Im Gegensatz zum Ausland informiert die Schweiz ihre Bürger im Ernstfall nicht per SMS oder Cell Broadcast, sondern per Push-Meldung über die Warn-App Alertswiss (hier gehts zum Download). Alle erreicht der Bund in einem Ernstfall damit aber nicht.
Zwar schreibt das zuständige Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs), dass «Alertswiss der direkte Draht zwischen den Behörden und der Bevölkerung» sein soll. Von direktem Draht kann jedoch keine Rede sein: Bisher wurde die App erst 168'000-mal installiert. Damit könnte der Bund im Katastrophenfall bloss 2 Prozent der Schweizer Bevölkerung erreichen.
Bevölkerung soll über Twitter informiert werden
Kurt Münger, Kommunikationschef des Babs, relativiert die Download-Zahl: «Seit die App Mitte Oktober 2018 lanciert wurde, gehört sie zu den am meisten heruntergeladenen Schweizer Apps.» Die zuständigen Behörden – in den meisten Fällen die Kantonspolizeien – könnten mit der App direkt Verhaltensanweisungen und Informationen an die betroffene Bevölkerung weiterleiten, sagt Münger.
«Bei einem Terroranschlag wäre das beispielsweise die Aufforderung, ein bestimmtes Gebiet zu meiden oder im Inneren von Gebäuden zu bleiben.» Um mehr Menschen zu erreichen, setze man zusätzlich auf das Radio, die Website von Alertswiss sowie die jeweiligen Kanäle der verantwortlichen Einsatzkräfte. In Zukunft will man auch über Twitter, Apps von Drittanbietern oder Websites von Newsportalen informieren.
App noch zu wenig bekannt
Genügt das, um die hochgesteckten Alarmierungs- und Informationsansprüche des Bundes zu erfüllen? «Noch nicht», sagt Werner Salzmann, Präsident der nationalrätlichen Sicherheitskommission. «Offenbar ist die App in der Bevölkerung noch zu wenig bekannt – nun liegt es am Bund, dieses Manko zu beheben.» Er unterstütze aber die Informationsbemühungen, schliesslich könne die richtige Information im Ernstfall Leben retten.
Gleichzeitig warnt Salzmann davor, zu früh oder zu breitflächig zu informieren. «Gerade Warnungen in Verbindung mit einem Terroranschlags könnten Panikreaktionen in der Bevölkerung auslösen.» Die Konsequenzen könnten ebenfalls verheerend sein, beispielsweise wenn Menschen in der Menge zertrampelt würden.