Geschäfte im Krieg – Söldner erhalten bis zu 6 Millionen Dollar, um Familien aus der Ukraine zu holen

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Geschäfte im KriegSöldner erhalten bis zu 6 Millionen Dollar, um Familien aus der Ukraine zu holen

Europäische und US-Firmen sind auf der Suche nach Soldaten, die in der Ukraine sogenannte Extraktions-Missionen durchführen. Dafür werden sie teils mehr als fürstlich belohnt. 

Für Schutz und Extraktions-Missionen in der Ukraine werden zurzeit Soldaten und Sicherheitskräfte gesucht.
Je nach Erfahrung und Gefahrenlage würden Auftraggeber in der Ukraine zwischen 30'000 und sechs Millionen Dollar bezahlen, um Menschen bei der Ausreise aus Kriegsgebieten zu helfen. Der höhere Betrag gelte etwa für eine komplette Familiengruppe, die mit ihrem Vermögen ausreisen möchte.
Viele wollen nicht «Söldner», sondern «Auftragnehmer» genannt werden, weil sie für Private, NGOs oder humanitäre Organisationen arbeiten. 
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Für Schutz und Extraktions-Missionen in der Ukraine werden zurzeit Soldaten und Sicherheitskräfte gesucht.

Screenshot Silent Professionals

Darum gehts

Mitarbeiter im Bereich Sicherheit gesucht. Hauptaufgabe: Schutz und Logistik. Anforderungen: langjährige Erfahrung in der Militär- und Sicherheitsbranche, Mehrsprachigkeit. Einsatzort: Ukraine. Bezahlung: zwischen 1000 und 2000 Dollar pro Tag plus Bonus.

Was nach der Beschreibung einer Rolle in einem Actionfilm tönt, ist ein ernst gemeintes Angebot auf der Rekrutierungsplattform «Silent Professionals». Der Stellenvermittler sucht Söldner, die in der Ukraine hauptsächlich «Extraktions-Missionen» durchführen. Laut «BBC» ist die US-Firma nicht die einzige, die ehemalige Soldaten und Veteranen engagiert. Auch bei europäischen Privatunternehmen wächst derzeit die Nachfrage nach erfahrenen Sicherheitskräften.

6 Millionen Dollar für den Schutz einer Familie

Der Markt für private Auftragnehmer in der Ukraine sei derzeit «im Rausch», erklärt Robert Young Pelton, ein kanadisch-amerikanischer Autor und Berater für private Militärunternehmen. Sicherheitsfirmen würden viel Geld für Sicherheitsdienste anbieten. Viele Kämpfer wollten nicht «Söldner», sondern «Auftragnehmer» genannt werden, weil sie für Private, für NGOs oder humanitäre Organisationen arbeiten würden. 

In der Praxis sei diese Grenze jedoch fliessend, erklärt Christopher Mayer, ehemaliger Oberst der US-Armee, der selbst als Auftragnehmer im Irak gearbeitet hat. Schliesslich erledigten Söldner sowie Auftragnehmer dieselbe Arbeit.

Pelton nennt schwindelerregende Zahlen: Je nach Erfahrung und Gefahrenlage würden Auftraggeber in der Ukraine zwischen 30'000 und sechs Millionen Dollar bezahlen, um Menschen bei der Ausreise aus Kriegsgebieten zu helfen. Der höhere Betrag gelte etwa für eine komplette Familiengruppe, die mit ihrem Vermögen ausreisen möchte.

Britische Soldaten reisten unerlaubt in die Ukraine

Die fürstliche Entlohnung hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Soldaten auf der ganzen Welt wohl davon überzeugt, ihre eigenen Reihen zu verlassen, um in der Ukraine zu kämpfen. Am Dienstag gab etwa die britische Armee bekannt, dass mehrere Soldaten sich unerlaubt von der Truppe entfernt hätten und möglicherweise in die Ukraine gereist seien.

«Wir ermutigen diese Soldaten aktiv und nachdrücklich, ins Vereinigte Königreich zurückzukehren. Allen Angehörigen der Streitkräfte ist es bis auf Weiteres untersagt, in die Ukraine zu reisen», betonte ein Sprecher des Militärs gegenüber «Sky News».

Nothilfe für Menschen in der Ukraine

Soldaten unterschreiben Vertrag mit ukrainische Regierung

Auch ein Kanadier namens Wali befindet sich zurzeit in der Ukraine: Der ehemalige Sniper des Königlichen 22. Regiments gilt als der gefährlichste Scharfschütze der Welt. Wie das kanadische Portal «CBC» schreibt, soll Wali zusammen mit drei weiteren Soldaten Anfang der Woche mitten in der Nacht die Grenze von Polen zur Ukraine überquert haben. 

Als er von einem Journalisten gefragt wurde, was ihn zur Reise nach Osteuropa bewegte – zumal er deswegen nächste Woche den ersten Geburtstag seines Sohnes verpasse – sagt er: «Ich möchte diesen Leuten helfen.»

In der Ukraine müssen nun Wali und die anderen Soldaten einen Dreijahresvertrag mit den ukrainischen Verteidigungskräften unterzeichnen. Nur so seien die ausländischen Soldaten rechtlich geschützt und würden alle Vorteile erhalten, die die Regierung in Kiew anzubieten hat. Die potenziellen Kämpfer werden dann zusammengezogen und sollen neben Freiwilligen aus aller Welt gegen die russischen Truppen kämpfen. Die Mitglieder der ausländischen Truppe werden in Gruppen je nach Herkunftsland aufgeteilt, um Sprachbarrieren zu vermeiden.

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