SolarstromNach Nein zu Solarpark: Investiert EWZ künftig lieber im Ausland?
Die Gemeinde Surses hat sich gegen den Bau der EWZ-Solargrossanlage entschieden. Das bedeutet das Nein zu Nandro-Solar für die Schweiz, Zürich und das EWZ.
Darum gehts
Das EWZ wollten in Graubünden eine Solargrossanlage bauen, um Strom für Zürich zu produzieren.
Die Gemeinde Surses hat sich in einer Abstimmung aber dagegen entschieden.
Im Gespräch mit 20 Minuten spricht EWZ-Sprecher Harry Graf über den Entscheid und die Konsequenzen.
Doch kein alpiner Solarstrom für Zürich: In der Gemeindeversammlung am Montagabend hat sich die Gemeinde Surses gegen den Bau der Solaranlage des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) in den Bündner Bergen entschieden. Die Anlage sollte ab 2028 auf einer Fläche von rund 665'000 Quadratmetern in den Bergen von Savognin GR 66 Gigawattstunden Sonnenstrom produzieren.
Doch die Bevölkerung zog dem Projekt den Stecker – und das, obwohl der Gemeindevorstand hinter dem Projekt stand. EWZ-Kommunikationsleiter Harry Graf war am Montag bei der Gemeindeversammlung dabei und gibt Auskunft.
Hast du selber eine Solarstromanlage auf dem Haus?
Surses hat die Solaranlage klar abgelehnt. Was sagen Sie dazu?
Das EWZ bedauert diesen Entscheid und hätte die Solaranlage gerne realisiert. Es braucht den Ausbau erneuerbarer Energieproduktionen, um die Abhängigkeit der Schweiz vom Ausland zu verringern und unsere Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Wir sehen den Entscheid aber nicht als Misstrauensbeweis gegen das EWZ oder hochalpine Photovoltaikanlagen. Die Bevölkerung wollte an diesem Standort generell keine solche Anlage. Wir haben in der Planungsphase aber viele positive Stimmen erhalten und sind auf Bedenken eingegangen. Natürlich gab es auch Personen, die die Anlage lieber auf dem Uetliberg gesehen hätten.
Wieso wäre das nicht möglich?
Mit einer hochalpinen Photovoltaik-Anlage kann vor allem im Winter der notwendige Strom effizient produziert werden, da die Sonneneinstrahlung in den Bergen auch im Winter viel stärker ist und der Schnee durch den Rückstrahleffekt zusätzlich die Produktion erhöht.
Im Unterland ist die Stromproduktion im Winter im Verhältnis um einiges tiefer. Zudem hätte eine gleich grosse Photovoltaik-Anlage am Uetliberg grössere Einflüsse auf die Umwelt.
Was bedeutet der Entscheid für das EWZ? Muss jetzt mehr Strom aus dem Ausland bezogen werden?
Das EWZ produziert mehr Strom als es für die Versorgung der Stadt Zürich und Teilen Graubündens benötigt. Jedoch müssen wir die Versorgungssicherheit in den Wintermonaten stärken. Nandro Solar hätte einen wesentlich Beitrag dazu leisten können.
In der Zeit , in der wir Windkraftprojekte im Ausland realisieren konnten, warteten wir in der Schweiz auf Baubewilligungen.
Wird das EWZ künftig eher auf Projekte im Ausland setzen?
Wir setzen auf erneuerbare Energien im In- und Ausland, sowohl auf Sonne, Wasser und Wind. Das EWZ besitzt etwa eigene Windparks in Europa und ist auch an solchen beteiligt. Dort zeigt sich erneut, wie langsam es in der Schweiz vorwärts gehen kann – die Realisierungszeiten sind im Ausland viel kürzer. In der Zeit, in der wir Windkraftprojekte im Ausland realisieren konnten, warteten wir in der Schweiz auf Baubewilligungen.
Wird der Strom für Zürcherinnen und Zürcher nach dem Nein zu Nandro Solar nun teurer?
Kurz- bis mittelfristig hat der Entscheid keinen Einfluss auf die Stromtarife. Wichtiger ist jedoch, dass wir die Winterproduktion erhöhen und so die Versorgungssicherheit im Winter verbessern. Das kommt der ganzen Schweiz zu gute. Wenn der Strombedarf jedoch steigt und keine zusätzlichen erneuerbaren Energien zugebaut werden, muss noch mehr Strom, sofern verfügbar, zu Marktpreisen aus dem Ausland importiert werden.
Wie geht es jetzt weiter?
Unser Fokus liegt unverändert auf den erneuerbaren Energien. Im Bereich hochalpiner Solaranlagen planen wir aktuell ein Projekt in der Gemeinde Rheinwald.
Das Parlament hat klare Rahmenbedingungen, Fördermittel und auch entsprechende Erwartungen an die Energieversorger gesetzt. Damit wir eine erneuerbare Energiezukunft erhalten, müssen wir den Schutz von Natur und Landschaft mit der Nutzung für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien abwägen.
Der Solarexpress ist nun aber mit den aktuellen Vorgaben und bei Ablehnung durch die Bevölkerung – besonders dem Zeitrahmen bis Ende 2025 – fast nicht mehr umsetzbar.
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