Maske, Mobbing, MassnahmenSoll ich mich im Job als Corona-Skeptiker outen?
Was droht, wenn ich die Schutzmaske am Arbeitsplatz verweigere? Und was mache ich, wenn ich deswegen gemobbt werde? 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Corona-Massnahmen am Arbeitsplatz.
Darum gehts
- Die Befürworter und Gegner der Corona-Massnahmen stehen sich unversöhnlich gegenüber.
- Auch am Arbeitsplatz kann der Corona-Streit Teams entzweien.
- 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen für Gegner und Befürworter der Massnahmen im Büro.
Das Coronavirus spaltet die Gesellschaft. Schier unversöhnlich stehen einander Befürworter und Gegner der Präventionsmassnahmen gegenüber – ob an Demonstrationen, in der Familie oder am Arbeitsplatz. Was bedeutet das für die Teamkultur im Job? 20 Minuten sagt, wie sich der Corona-Zwist mit den Kollegen verhindern lässt.
- Kann ich Corona-Präventionsmassnahmen wie die Schutzmaske am Arbeitsplatz verweigern?
Nein, der Arbeitnehmer ist verpflichtet, sich an die zurzeit gebotenen Verhaltensanweisungen wie das Tragen der Schutzmaske zu halten, sagt Arbeitsrechtsexperte Marc Wohlwend von der ZHAW zu 20 Minuten. Nur wenn die Weisung unzumutbar sei, etwa aus medizinischen Gründen, müsse man sie nicht einhalten. Dafür brauche es aber ein ärztliches Attest. Trägt der Angestellte die Maske nicht, kann der Arbeitgeber die anderen Mitarbeiter nicht mehr schützen und muss den Rebell deshalb nach Hause schicken.
- Was droht mir, wenn ich die Maske am Arbeitsplatz verweigere?
Wer nach Hause geschickt werden muss, weil er die Maske verweigert und deshalb ein Ansteckungsrisko darstellt, riskiert, keinen Lohn mehr zu erhalten. Wegen der Verletzung der Befolgungspflicht kann der Arbeitgeber auch eine Verwarnung und im Wiederholungsfall eine fristlose Kündigung aussprechen, wie Rechtsprofessor Roger Rudolph von der Universität Zürich sagt. Falls im Arbeitsvertrag oder in der Betriebsordnung festgehalten, drohen auch spezifische Massnahmen wie Bussen und Lohnkürzungen, die aber verhältnismässig sein müssen, sagt Wohlwend. Wer dem Arbeitgeber zusätzlich einen Schaden verursacht, weil er in dieser Zeit etwa ein wichtiges Meeting gehabt hätte und der Kunde nun abspringt, muss dafür aufkommen.
- Soll ich offen zugeben, wenn ich skeptisch in Bezug auf die Wirkung der Corona-Massnahmen bin?
In einem guten Arbeitsumfeld muss man kritische Stimmen aushalten, findet Roger Künzli, Mitglied der Geschäftsleitung der St. Galler Unternehmensberatungsagentur CSP. «Konstruktive Kritik äussern ist positiv und muss in einer guten Arbeitsumgebung möglich sein», sagt er zu 20 Minuten. Allerdings drohe Mobbing durch die Mitarbeiter. Die Arbeitspsychologin Barbara Körner von der Universität Zürich empfiehlt deshalb, gut abzuwägen, welche Themen über die Arbeit hinaus am Arbeitsplatz diskutiert werden. «Der Arbeitsplatz ist vielleicht nicht immer der Ort, um ganz extreme Meinungen zu sagen, gerade wenn es nicht direkt um Arbeitsthemen geht. Diese Dinge sind vielleicht eher privat», so Körner.
- Was mache ich, wenn ich mich weigere und deswegen gemobbt werde?
Wer sich extrem und emotional äussert, löse meist eine Reaktion aus, sagt Unternehmensberater Künzli. «Damit muss man dann auch in einem gewissen Mass umgehen können.» Sobald es aber ins Mobbing umschlage, müsse man dies mit einer Vertrauensperson ansprechen. Arbeitspsychologin Körner rät zur zeitnahen Schlichtung. Sie verweist zudem an die Fachstelle Mobbing, an die sich Betroffene wenden könnten.
- Wie soll ich mit Mitarbeitern umgehen, die die Corona-Massnahmen nicht respektieren?
Führungskräfte sollten die Vorbildfunktion vorleben und Mitarbeiter darauf ansprechen, wenn sie Regeln brechen, sagt Arbeitspsychologin Körner. Aber auch unter Kollegen liessen sich Missstände ansprechen. «Insbesondere Risikopatienten sollen ihre Meinung sagen, sie werden auf Verständnis treffen», sagt Unternehmensberater Künzli. Er warnt aber vor einem «Überwachungsklima in der Firma», wenn fehlbare Kollegen an den Chef verpetzt werden.
- Soll ich mich von den Kollegen abschotten, wenn ich Angst vor Ansteckung habe?
Wer Angst vor Ansteckung hat, soll alleine in den Lift oder in die Mittagspause, sagt Unternehmensberater Künzli. Dafür erhalte man in den allermeisten Fällen grosse Akzeptanz. Arbeitspsychologin Körber rät dazu, das Verhalten zu erklären. Es bestehe aber die Gefahr, dass man den Kontakt innerhalb des Teams verliere. Deshalb empfiehlt Künzli Alternativen für den Austausch zu suchen – wie virtuelle Pausen im kleinen Kreis mit genügend Abstand und Maske.
- Wie kann ich zur Verbesserung des Teamklimas beitragen?
Grundsätzlich gilt laut Künzli wie bei jedem Streitfall: Verständnis schaffen, indem man das Gespräch sucht und Kompromisse vorschlägt. Wichtig sei dabei eine direkte und transparente Ansprache. Wenn der Graben zwischen Corona-Skeptikern und -Verunsicherten bereits so gross ist, dass er zu Streitigkeiten geführt hat, müsse man auch über andere Massnahmen wie etwa räumliche Trennungen im Büro diskutieren.
So gehen Firmen gegen den Corona-Zwist vor
Bei Alpiq, Coop und Migros sind bisher keine Corona-Zwists bekannt, wie die Firmensprecher zu 20 Minuten sagen. Bei einem möglichen Konflikt würden die Coop-Führungspersonen generell das persönliche Gespräch suchen und individuelle Lösungen anstreben. Auch die Migros betont, wie wichtig die offene Diskussionskultur gerade in dieser Zeit sei. Mobbing werde nicht toleriert. Die Sicherheit gehe vor, gleichzeitig bewältige die Migros die Krise auch stets mit einer Portion Gelassenheit und Zuversicht. Bei der Axpo stelle sich die Frage nach einem etwaigen Streit am Arbeitsplatz nicht, weil ein Grossteil der Mitarbeiter seit März von zu Hause aus arbeite und dies angesichts der steigenden Zahlen der Corona-Fälle und der Grippezeit auch weiterhin bis auf Widerruf tun werde.