Experten sind sich einigSolltest du dich jetzt impfen lassen oder auf Omikron-Impfstoff warten?
Erste Impfstoffhersteller prüfen, ob sie ihre Vakzine wegen Omikron anpassen müssen. Und viele Menschen fragen sich nun, ob sie mit dem Booster warten sollten. Für Fachleute liegt die Antwort klar auf der Hand.
Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler sprach sich am 29. November in einer ausserordentlichen Medienkonferenz ausdrücklich für die dritte Dosis aus. Diese sei sowohl angesichts der aktuell vorherrschenden Delta-Variante, aber auch angesichts von Omikron wichtig.
20minDarum gehts
Wie gut die zugelassenen Corona-Impfstoffe gegen die Omikron-Variante wirken, ist noch offen. Entsprechend unklar ist auch, ob es eine Anpassung der Impfstoffe braucht. Moderna-Boss Stephane Bancel geht davon aus, dass die Wirksamkeit nicht gleich hoch wie bei der Delta-Mutante sein wird. «Ich denke, es wird ein erheblicher Rückgang sein. Ich weiss nur nicht, wie viel, weil wir die Daten abwarten müssen.»
Auch Manfred Kopf, Taskforce-Mitglied und Professor für Molekulare Biomedizin an der ETH Zürich, erwartet eine reduzierte Wirksamkeit. In welchem Masse der Schutz vor einer Ansteckung bei vollständig Geimpften oder Genesenen bei der Omikron-Variante zurückgeht, vermag er aber aufgrund fehlender Daten noch nicht zu sagen: «Wenn wir Glück haben, ist der Immunschutz nur unwesentlich beeinträchtigt als bei grassierenden Delta-Varianten.»
Warten zu wollen, ist «Schnapsidee»
Abwarten, was die Daten schlussendlich zeigen werden, will man bei den Herstellern der mRNA-Impfstoffe nicht: Sowohl Moderna als auch Biontech arbeiten bereits an einem an Omikron angepassten Impfstoff – vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte, so die Nachrichtenagentur DPA. Doch auch wenn die Impfstoffe auf mRNA-Basis schneller angepasst werden können als andere Vakzintypen: Vor Frühling ist nicht mit optimierten Impfstoffen zu rechnen. Denn auch für die Herstellung im grossen Massstab braucht es Zeit.
Entsprechend sollten Impfwillige jetzt nicht auf an Omikron angepasste Impfstoffe warten, sondern sich schnellstmöglich mit den aktuell verfügbaren immunisieren lassen, raten Fachleute. Denn: «Noch ist Delta dominant und wir kommen damit schon kaum klar», so der österreichische Molekularbiologe Martin Moder. So sieht es auch Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler (siehe Video oben): «Es ist die Delta-Variante, die bis Weihnachten die Fallzahlen, die Spitalbelastung und Ansteckungen in den Schulen bestimmen wird.» Auf die angepasste Version warten zu wollen, ist laut Moder eine «Schnapsidee». Jetzt gelte es erst einmal, sich so gut es geht, vor der vorherrschenden Mutante zu schützen.

Die aktuell verfügbaren Impfstoffe sind laut Fachleuten auch im Kampf gegen die Omikron-Mutante wichtig.
REUTERS«Geimpfte fangen nicht bei null an»
Der Schutz vor Delta bietet auch Schutz vor Omikron. «Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei null an, wenn sie sich mit einer neuen Variante infiziert haben», zitiert Tagesschau.de Lothar Wieler, den Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI). Sie hätten auf jeden Fall schon einen gewissen Impfschutz.
Die Erklärung dafür liefern Leif Erik Sander, Immunologe an der Charité Berlin, und Moder. Zwar gebe es bei Omikron viele Veränderungen an Stellen, an denen gerade die besten Antikörper binden können, sagt Sander. «Aber: Auch weniger wirksame können viel bewirken, wenn Antikörper-Level ausreichend hoch sind», so Moder. Dafür würde die dritte Dosis sorgen: «Nach dem Booster (RNA auf RNA) sind die Antikörper-Level etwa acht bis fünfzehn Mal höher. Was auch immer an Neutralisationsfähigkeit gegenüber Omikron übrig bleibt – der Booster wird mehr daraus machen.»
Hoffnung liegt auch auf T-Zellen
Beide Experten weisen zudem auf die T-Zellen hin, die andere Stellen des Sars-CoV-2-Spike-Proteins erkennen als die Antikörper. Diese schützten zwar nicht vor der Infektion, dafür aber vor schweren Verläufen. «Ich gehe davon aus, dass auch bei Omikron einige T-Zell-Erkennungsstellen erhalten geblieben sind», sagt Moder. «Nicht zuletzt, weil darauf ein viel schwächerer evolutionärer Druck lastet.»
«Es ist besser, wenn man geimpft ist. Und es ist noch besser, wenn man geboostert ist.»
Was das für jeden Einzelnen bedeutet, fasst Christian Drosten von der Charité Berlin im ZDF zusammen: «Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt. Was man aber wirklich mit Sicherheit sagen kann: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Und es ist noch besser, wenn man geboostert ist.»
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Corona-Zeit?
Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143