Was Städte gegen heisse Tage und Nächte tun können

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SommerhitzeWas Städte gegen heisse Tage und Nächte tun können

Städte sind im Sommer regelrechte Hitzeinseln. Auch die Stadt Zürich. Eine Ausstellung zeigt, wie die Stadt dagegen ankämpfen will.

von
Gabriella Alvarez-Hummel
Wärmeinsel. Das klingt erst einmal nicht nach etwas Schlechtem. Gemeint sind damit allerdings Orte, die sich im Sommer aufgrund ihrer Beschaffenheit besonders aufheizen.

Wärmeinsel. Das klingt erst einmal nicht nach etwas Schlechtem. Gemeint sind damit allerdings Orte, die sich im Sommer aufgrund ihrer Beschaffenheit besonders aufheizen.

Marion Nitsch/Lunax

Darum gehts

  • Viel Beton, mehr und mehr Glasfassaden und wenig Schatten: Städte werden durch die Klimaerhitzung im Sommer immer heisser – und damit gefährlich für die vulnerable Bevölkerung. Dieses Phänomen heisst: Wärmeinsel-Effekt.

  • Eine Ausstellung zeigt noch bis 29. Mai, wie die Stadt Zürich gegen heissere Tage und Nächte vorgehen will.

  • Grünflächen, Wasser und Luftzirkulation sollen dafür sorgen, dass die Stadt im Sommer nicht so aufheizt.

Die Durchschnittstemperaturen steigen. Und in Städten ist das besonders spürbar. Wer etwa in Zürich lebt, spürt am eigenen Leibe, dass die Stadt mit jedem Sommer heisser wird. Im Hochsommer strahlt der Asphalt oft auch Stunden nach Sonnenuntergang noch Hitze ab. Im See wachsen die wärmebedingten Algen früher und früher. Und je nach Wohnung lässt sich die Sommerzeit nur noch mit Ventilator ertragen.

Das ist keine Einbildung: Städte – und damit ist Zürich bei weitem nicht die einzige – werden im Sommer zu Wärme- oder Hitzeinseln. Dafür sorgen Beton, Glasfassaden und wenig Schatten. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann für gewisse Bevölkerungsgruppen auch gefährlich werden. Und teuer für alle, denn Kühlen kostet Geld.

Beispiele für Zürcher Orte, die im Sommer besonders heiss werden, sind etwa die Hardbrücke oder die kaum beschattete Herdernstrasse beim Stadion Letzigrund.

Die Stadtgärtnerei zeigt in der Ausstellung «Cool Down Zürich» noch bis Ende Mai 2023, was gegen die Stadthitze hilft und welche Massnahmen die Stadt Zürich ergreift. Laut einer Sprecherin von Grün Stadt Zürich haben bereits rund 11’000 Menschen die Ausstellung besucht.

1. Pflanzen

Grünflächen und Bäume sind quasi natürliche Klimaanlagen. Nichts kühlt und beschattet so gut wie Bäume. Und Grünflächen heizen sich niemals so extrem auf wie Asphalt oder Beton. Auch begrünte Dachterrassen können einen wichtigen Beitrag leisten, wie etwa der Dachgarten des Toniareals. Zusätzlich fördern Grünflächen die Biodiversität und verbessern die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt.

2. Wasser

Wo keine Bäume gepflanzt werden können, soll Wasser für die nötige Abkühlung sorgen. Neben der Limmat und dem See verfügt Zürich über 1200 Brunnen. Das verdunstende Wasser sorgt für ein angenehmeres Stadtklima an heissen Tagen. Auch Grünflächen speichern Wasser.

3. Schatten

Wer in diesen Tagen durch die Stadt spaziert, stellt fest, dass gerade unzählige junge Bäume gepflanzt wurden. Das Ziel ist, dass sich diese Strassenbeläge durch den Schatten der Bäume gar nicht erst so extrem aufheizen. Wo viele Menschen zu Fuss unterwegs sind, will die Stadt für zusätzlichen Schatten sorgen. Die Zürcher Baumkronenfläche soll von heute 17 auf 25 Prozent erhöht werden.

4. Oberflächen

Helle Oberflächen werden nicht so heiss wie dunkle. Das hat damit zu tun, dass helle Oberflächen einen Teil der Sonnenstrahlung reflektieren. Nun, wer in der Stadt wohnt, sieht vor allem hiervon viel: dunkler Asphalt und Beton. Ein interaktiver Teil der Ausstellung zeigt, dass sich dunkle Oberflächen bei starker Sonneneinstrahlung auf weit über 50 Grad erhitzen. Davon will die Stadt Zürich nun, wo immer möglich, wegkommen und auf helle Oberflächen setzen, wie etwa auf dem Sechseläutenplatz.

5. Kaltluftströme

Im Winter wünscht man sich weniger Wind und im Sommer dafür umso mehr. Nun sollen Neubauten in der Stadt so ausgerichtet werden, dass sie den vorkommenden Kaltluftströmen nicht im Wege stehen und damit die Stadt auf natürliche Weise kühlen.

6. Sensibilisierung

Auf diesem Stadtklimatool kann man einsehen, wie hoch die Überwärmung im eigenen Zürcher Quartier, in der eigenen Strasse, im eigenen Innenhof ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wohnort in der Stadt mehr Tropennächte als im schweizerischen Mittel verzeichnet, ist relativ hoch. Die Ausstellung gibt auch hier Tipps für heisse Tage und Nächte. Etwa: Räume in der Nacht über Fenster lüften. Fenster schliessen, bevor es heiss wird. Während des Tages über das kühle Treppenhaus lüften.

Die Ausstellung «Cool Down Zürich» in der Stadtgärtnerei ist noch bis 29. Mai 2023 offen. Empfehlenswert ist auch der selbstgeführte Spaziergang «Unterwegs zum Thema Hitzeminderung».

Apropos: Welche Hitzeminderungs-Massnahmen ergreifen eigentlich andere Schweizer Städte? Wir haben nachgefragt. Die Antworten gibt es bald an dieser Stelle: #WIRSINDZUKUNFT.

Die Ausstellung «Cool Down Zürich» zeigt auf interaktive Weise, wie die Stadt Zürich gegen die Hitze vorgeht.
Und wer sich noch mal in Erinnerung rufen will, wie sich eine Tropennacht anfühlt, besucht im Anschluss an die Ausstellung das Tropenhaus nebenan.
Städte sind typische Wärme- und Hitzeinseln. Und weil durch die Klimaerwärmung überall die Temperaturen steigen, tun sie das in Städten überdurchschnittlich.
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Die Ausstellung «Cool Down Zürich» zeigt auf interaktive Weise, wie die Stadt Zürich gegen die Hitze vorgeht.

Marion Nitsch/Lunax

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