Leser-UmfrageSonderschichten ja – Gegenleistung nein
Zwei von drei Angestellten arbeiten am Wochenende, ein Drittel leistet Nachtschichten, Überstunden gehören zum Alltag. Unsere Umfrage bringt Erstaunliches ans Licht.
In Deutschland arbeitet inzwischen jeder vierte Angestellte am Wochenende – das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Auch Schichtarbeit und Nachtdienste haben in den vergangenen Jahren zugenommen. In der Schweiz zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) hat die Schichtarbeit in der Schweiz in den letzten 10 Jahren massiv zugenommen.
Dass der normale Arbeitstag von Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr ein Auslaufmodell ist, bestätigen auch die Ergebnisse einer nicht-repräsentativen Studie von 20 Minuten Online, an der 10'137 Personen teilgenommen haben. Nur die wenigsten Umfrageteilnehmer halten sich an die Stundenzahl, die im Vertrag vereinbart ist – praktisch jeder arbeitet mehr (siehe Grafik oben).
Gutes Drittel macht umsonst Überstunden
Doch längst nicht jeder wird für die Überstunden entlohnt: Während zwar ein Grossteil der Betroffenen seine Überstunden sammeln und dafür entsprechend später freinehmen kann, bleiben dennoch 35 Prozent auf der Strecke. Sie bekommen die zusätzlich gearbeiteten Stunden weder später frei, noch werden sie ihnen ausgezahlt. Diese Zahl deckt sich in etwa mit dem Ergebnis einer anderen Frage: Denn bei einem knappen Drittel der Befragten werden die geleisteten Arbeitsstunden nirgends erfasst. Wo Arbeitszeiten nicht eingetragen werden, kann ja auch schlecht auf Ausgleich bestanden werden.
In Deutschland arbeitet jeder vierte Angestellte am Wochenende – hierzulande fällt das Ergebnis noch drastischer aus: Lediglich ein Drittel der Umfrageteilnehmer muss nie am Wochenende Dienst tun, alle anderen tun dies mehr oder weniger regelmässig. Etwa jeder Sechste arbeitet jedes Wochenende, ein weiteres Sechstel muss jedes zweite Wochenende ran und ebenso viele arbeiten einmal pro Monat am Wochenende. Das restliche Viertel arbeitet zwar auch am Wochenende, allerdings seltener als einmal im Monat.
Wochenenddienst ohne Ausgleich keine Seltenheit
Erschreckendes bringt die Frage nach dem Ausgleich für die Wochenenddienste ans Licht. Denn ein Grossteil kann sich dafür nach eigenen Angaben nicht mal einen Wochentag im Gegenzug freinehmen – geschweige denn zusätzliche Ferientage anrechnen lassen. Was rechtlich eigentlich gar nicht möglich ist, scheint für 44 Prozent der Wochenend-Arbeiter ganz normal zu sein. Sie antworteten: «Die Tage werden gar nicht angerechnet, ich arbeite einfach mehr als 5 Tage in einer Woche.»
Ein ähnliches oder gar noch drastischeres Bild zeigt sich bei den Nachtarbeitern – einem guten Drittel der Befragten: Nur 31 Prozent der Betroffenen bekommen für die Nachtschichten mehr Geld, 6 Prozent bekommen mehr Ferien, weitere 5 Prozent bekommen beides. Doch die Mehrheit (58 Prozent) gab an, dass die Nachtschichten gar nicht honoriert werden.
Ein Drittel leidet unter den besonderen Schichten
Die Wochenend- bzw. Nachtschichten sind bei den Befragten etwa gleichermassen beliebt oder eben auch unbeliebt. Auf die Frage, wie sie zu den speziellen Diensten stehen, antwortete jeweils ein Grossteil: «Es ist halt so, es stört mich nicht.» Etwas mehr als jeder Zehnte schätzt die speziellen Arbeitszeiten und gab an, dass diese ihm entgegen kämen. Jeweils ein Drittel äusserte sich wiederum gar nicht begeistert und wählte die Antwortmöglichkeit: «Das finde ich nicht gut, es belastet mich».
In Anbetracht der vielen Überstunden, Wochenend- und Nachtdienste, die nicht ausgezahlt oder angerechnet werden, ist das Ergebnis der abschliessenden Frage wenig verwunderlich: Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich «eher überarbeitet» oder sogar «auf jeden Fall überarbeitet».
Umfragedaten
An der nicht-repräsentativen Umfrage von 20 Minuten Online haben insgesamt 10'137 Personen teilgenommen, davon 3433 Frauen und 6704 Männer. 92 Prozent der Befragten arbeiten zu mindestens 80 Prozent, 83 Prozent haben eine 100-Prozent-Stelle. Weitere 6 Prozent arbeiten Teilzeit, 2 Prozent gaben an, derzeit arbeitslos zu sein.