«Sorry, bin verhindert»

Aktualisiert

Brief vom «Unabomber»«Sorry, bin verhindert»

Diese Woche feiern die Harvard-Alumni 1962 ihr goldenes Jubiläum. Ted Kaczynski, auch als «Unabomber» bekannt, meldete sich schriftlich ab – aus dem Knast, in dem er seine lebenslange Haftstrafe absitzt.

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Theodore John Kaczynski, Ex-Harvard-Student, ist heute von Beruf «Häftling». (Screenshot: The Boston Globe)

Theodore John Kaczynski, Ex-Harvard-Student, ist heute von Beruf «Häftling». (Screenshot: The Boston Globe)

Vor wenigen Wochen erhielten die ehemalige Studenten, die ihr Studium an der Universität Harvard im Jahr 1962 abgeschlossen hatten, Post. Man lud sie zum 50. Jahrestag zu einer Feier ein. Zudem wolle doch bitte jeder Ex-Student ein Formular ausfüllen und eine jetzige Adresse und Beruf angeben. Kurz darauf kamen die ersten Formulare zurück. Unter allen Sendungen kam auch der Beitrag von Alumnus Theodore John Kaczynski.

Kaczynski wurde weltweit unter den Übername «Unabomber» (Anm. d. Red. die Abkürzung für «University and Airline Bomber») bekannt, weil er zwischen 1978 und 1995 16 Briefbomben vornehmlich an Universitätsprofessoren und Manager von Fluggesellschaften verschickt hatte. Drei Menschen wurde dabei getötet, weitere 23 verletzt. 20 Jahre lang fahndete das FBI nach dem Terroristen. Am 4. Mai 1998 wurde Kaczynski schliesslich zu lebenslanger Freiheitsstrafe ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt.

Unnötige Angaben

Im seinem Uni-Formular macht Kaczynski nun Angaben zu seiner aktuellen Situation. Unter Beruf schrieb er «Häftling» und seine jetzige Adresse sei «No. 04475-046, US Penitentiary—Max, P.O. Box 8500, Florence, CO 8126-8500» - das Bundesgefängnis ADX Florence, eine Hochsicherheitshaftanstalt im US-Bundestaat Colorado. Besonders ironisch tönt sein Eintrag zu «Auszeichnungen»: Der «Unabomber» gibt darunter «acht lebenslange Verurteilungen, ausgestellt vom Bezirksgericht Kalifornien, 1998» an.

Die Angehörige der Opfer meldeten sich nach Bekanntgabe der Einladung zu Wort: Susan Mosser, Witwe des 1994 ermordeten Thomas Mosser, reagierte entsetzt gegenüber der Zeitung «The Boston Globe». «Kaczynski ist ein Betrüger, ein Serienmörder. Alles ist ein Spiel für ihn», sagte sie. Ehemalige Kommilitonen haben mehr Verständnis dafür, dass Harvard an alle Ex-Studenten ein Formular verschickte: «Es spricht nicht schlecht für Harvard. Aber es spricht gegen Kaczynski, weil er es ausgefüllt zurückgeschickt hat», meint John Higginson.

Die Organisatoren des Events haben sich vor dem Abschicken des Formulars an Kaczynski gefragt, ob das richtig sei. Schliesslich entschied man sich dafür: «Die Einträge im Jubiläumsbuch sind ausschliesslich von den Alumni für die Alumni gedacht.»

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