Soukey: Rapperin aus Bern tritt am m4music Festival auf

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Soukey«Leute sollen meine Musik nicht nur hören, weil ich queer bin»

Die Berner Musikerin Soukey machte jüngst mit Collabs mit Stereo Luchs und Lo & Leduc auf sich aufmerksam. Im Interview spricht sie über die Schwierigkeiten der Schweizer Musikszene.

Soukey ist Rapperin aus Bern und dieses Jahr Headlinerin am m4music Festival in Zürich.
Nachdem sie 2022 das «Demo of the Year» am m4music Festival des Migros-Kulturprozent erhielt, konnte sie zudem ein Mentorat bei Leduc ergattern. Zuletzt erschien ihr gemeinsamer Song «Hold Up».
Als queere Künstlerin bildet die Musikerin in der männlich dominierten Schweizer Rapszene eher eine Ausnahme.<br>«In der Schweiz haben wir aber allgemein das Problem, dass erfolgreiche Künstler eher urchig sind, wie Gölä oder Stubätä Gäng», meint sie.
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Soukey ist Rapperin aus Bern und dieses Jahr Headlinerin am m4music Festival in Zürich.

zVg

Darum gehts

  • Die Berner Musikerin Soukey ist bekannt für ihre Zusammenarbeit mit Stereo Luchs und Lo & Leduc.

  • Soukey möchte, dass ihre Musik unabhängig von ihrer queeren Identität gehört wird.

  • Soukey mixt in ihren Texten Berndeutsch mit Englisch und strebt danach, einen einzigartigen Vibe zu schaffen.

Für Soukey (22) ging mit dem Song «Hold Up» featuring Lo & Leduc ein Traum in Erfüllung. «Ich war und bin immer noch mega Fan von ihnen. Mein zwölfjähriges Ich wäre mega stolz», erzählt sie im Interview.

Soukey lernte die beiden Mundart-Musiker kennen, als sie als Support-Act bei ihren Konzerten auftreten konnte. Nachdem sie 2022 das «Demo of the Year» am m4music Festival des Migros-Kulturprozents erhielt, konnte sie zudem ein Mentorat bei Leduc ergattern. «‹Hold Up› habe ich bereits vor etwa eineinhalb Jahren geschrieben und ihnen als Vorschlag für eine Collab geschickt. Sie fanden ihn toll und so ist das gemeinsame Projekt entstanden», erzählt die Bernerin über die Entstehung des Songs.

Soukey über die Schweizer Musikszene

Schon mit 16 Jahren sorgte Soukey mit ihrem Auftritt am Cypher von SRF Virus für Aufsehen. «Ich möchte gerne wieder hin und es sieht so aus, als werde ich dieses Jahr wieder vor Ort sein», erzählt sie. Als queere Künstlerin bildet die Musikerin in der männlich dominierten Schweizer Rapszene eher eine Ausnahme.

Sie bewege sich zu einem gewissen Grad in einer Bubble, weshalb ihr das nicht gross auffalle. «In der Schweiz haben wir aber allgemein das Problem, dass erfolgreiche Künstler eher urchig sind, wie Gölä oder Stubätä Gäng. Umso wichtiger ist es, dass Acts, die nicht männlich gelesen werden, ihr Ding durchziehen», meint sie.

Soukey habe teilweise das Gefühl, sie müsse extra abliefern, um den gleichen Respekt zu bekommen wie ihre männlichen Kollegen. «Das ist aber nicht nur in der Musik so, sondern überall im patriarchalischen System», führt die 22-Jährige aus. Grundsätzlich wolle sie sich als Artist nicht nur über ihre Identität definieren: «Leute sollen meine Musik nicht nur hören, weil ich eine queere Frau bin, sondern weil sie die Songs fühlen.»

Wer ist Soukey?

Die Bernerin wuchs in einer musikalischen Familie auf. «Mein Vater ist Perkussionist und Sänger. Ich bin schon als Kind oft an Konzerte gegangen», erzählt sie 20 Minuten. Von der dritten bis zur neunten Klasse spielte sie Klarinette und Saxophon im Orchester. «Dort lernte ich Notenlesen, aber ich arbeite lieber mit dem Gehör», meint sie. Soukey brachte sich anschliessend selbst Klavier- und Gitarrenspielen bei und begann zu singen und Songs zu komponieren.

Nebst der Arbeit als Musikerin ist Soukey auch noch einmal in der Woche in einem Büro einer Theaterproduktion tätig. «Ich leite zudem Workshops mit Jugendlichen, wo sie Studiosessions machen können. Ich finde es schön, ihnen Musik so näherzubringen», erzählt sie.

Soukey mixt berndeutsche Wörter mit Englisch

Jedoch findet Soukey, dass Schweizer Acts unabhängig vom Geschlecht sehr viel leisten müssen. «Wir haben hierzulande das Problem einer Importkultur, alles Coole kommt aus Amerika oder Deutschland. In der Schweiz wird man erst respektiert, wenn man im Ausland erfolgreich ist», kritisiert sie.

Soukey probiere in ihrer Musik einen anderen Weg zu gehen als man dies hierzulande gewöhnt ist. «Schweizer Musik ist sehr explizit und in den Lyrics wird meist eine Geschichte erzählt. Ich will eher einen Vibe transportieren, wo man vielleicht nicht jedes Wort versteht.» Sie mixt in ihren Texten oft englische und Schweizer Wörter zusammen. «Ich mache das gar nicht bewusst, so spreche ich einfach. Dennoch benutze ich auch gerne urchige Begriffe wie beispielsweise ‹Bibä›.» (Anm. d. Red.: ein typisch berndeutscher Begriff für eine Frau).

Dieses Jahr darf Soukey als Headlinerin beim m4music Festival am 28. März in Zürich auftreten. «Ich finde es eine mega grosse Ehre. Festivals haben immer einen guten Vibe und beim m4music trifft man viele tolle andere Künstlerinnen und Künstler der Schweiz», schwärmt sie.

Gurtenfestival als Karriere-Herausforderung

Zeitgleich erscheint ihr Debütalbum, mit dem sie auch ein paar Solokonzerte spielt. «Das Schöne an Soloshows ist, dass die Leute extra für einen kommen. Dafür muss man das Publikum mehr mitziehen als an Festivals. Ich finde, beides hat seinen Reiz», meint sie. Eine erfolgreiche Show mache für die Rapperin aus, dass sie das Publikum «gspühre». «Ein guter Start ist wichtig, dann fliesst es von selbst und ich kann es richtig geniessen.»

Konzerte haben aber auch ihre Herausforderungen: «Ich rede nicht so gerne vor Leuten. Ich schreibe mir deshalb Notizen mit den Dingen, die ich sagen möchte. Sonst kommt es meist nicht gut», erzählt Soukey lachend. Das Musizieren falle der Bernerin definitiv leichter. «Am bisher nervösesten war ich letztes Jahr am Gurtenfestival. So eine grosse Crowd musste ich noch nie bändigen.»

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