«Für ein Luzern ohne Gewalt» - SP-Frau fordert Meldeplattform und Schulungen über sexuelle Gewalt

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«Für ein Luzern ohne Gewalt»SP-Frau fordert Meldeplattform und Schulungen über sexuelle Gewalt

In Luzern hat die SP ein Postulat für ein Projekt gegen Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit eingereicht. So soll etwa ein Online-Tool für Meldungen bei Belästigungen eingerichtet werden.

Ein Online-Meldetool soll das Problem der Belästigung sichtbar machen.
Die Grossstadträtin Maria Pilotto hat im Namen der SP Luzern das Postulat eingereicht.
«Übergriffe passieren», sagt Maria Pilotto. Das Tool soll neben den Angaben von Belästigungen auch die Leute über ihre Rechte und Anlaufstellen informieren.
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Ein Online-Meldetool soll das Problem der Belästigung sichtbar machen.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Die SP Luzern hat ein Postulat für ein Projekt gegen Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit eingereicht.

  • Darin wird ein Online-Tool gefordert, auf dem Personen, welche belästigt worden sind, eine Meldung erstellen können. Auf der Plattform soll ebenfalls über die Rechte und Anlaufstellen für Betroffene informiert werden.

  • Eine weitere Forderung ist die Einführung von obligatorischen Schulungen für Personal im Gastro-, Kultur-, und Sicherheitsbereich. So soll das Personal lernen, adäquat auf Übergriffe zu reagieren.

«Für ein Luzern ohne Gewalt» – unter diesem Slogan hat die SP-Fraktion in Luzern Ende Juli ein Postulat eingereicht für ein Projekt gegen Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit. Ein Online-Meldetool soll eingerichtet werden, mit dem betroffene Personen Belästigungen oder beobachtete Belästigungen melden können. Ebenfalls sollen Schulungen für verschiedene Berufsgruppen obligatorisch angeboten werden.

Übergriffe sollen keine Einzelerfahrung bleiben

«Uns ist es wichtig, das Problem der Belästigung sichtbar zu machen. Übergriffe passieren. Mithilfe des Tools bleiben diese Übergriffe keine Einzelerfahrung. Man sieht, dass man damit nicht alleine ist», sagt Maria Pilotto, die den Vorstoss eingereicht hat. Dies funktioniere per Zähler, der im Online-Tool integriert werden soll. Das Tool soll neben den Angaben von Belästigungen auch die Leute über ihre Rechte informieren: «Bei sexuellen Belästigungen hört man Leute oft sagen, man habe sowieso keine Rechte. Das stimmt nicht. Deshalb ist es wichtig, dass auf dem Tool informiert wird über die Rechte, die man hat und an welche Stelle man sich wenden kann. Sei dies für eine Beratung oder direkt zur Polizei», so Pilotto weiter.

Obligatorische Schulungen für Personal

Eine weitere Forderung im Postulat ist, dass das Personal in verschiedenen Berufsgruppen obligatorische Schulungen besuchen soll: «Die Art und Folgen von Gewalt und Übergriffen bei Sexismus, Homo- oder Transfeindlichkeit sollen bei den Fachpersonen bekannt sein und nicht lapidar damit abgetan werden, dass man nichts dagegen unternehmen kann. Die Fachleute im Gastro-, Kultur-, und Sicherheitsbereich sollen wissen, wie man auf solche Situationen reagiert.» Pilotto schlägt ebenfalls Berufsgruppen im sozialen Bereich oder in der Bildung für solche Schulungen vor. Sie sagt weiter: «Man sollte dieses Thema vertiefen. Deshalb sollen Weiterbildungen solcher Art ernst genommen werden und obligatorisch sein.» Es müsse abgeklärt werden, wie die Schulungen in das Luzerner Netz von Beratungsangeboten, die bereits bestehen, reinpasse, so Pilotto weiter. Ziel des Tools und der Schulungen sei die stärkere Sensibilisierung für das Thema Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit. Pilotto hofft, dass so mehr Menschen bei Übergriffen eingreifen und adäquat helfen können.

Zürcher Tool verzeichnet bereits über 560 Meldungen

Die Idee wurde inspiriert von einem Online-Meldetool in Zürich, welches als Teil des Projekts «Zürich schaut hin» im Mai aufgeschaltet wurde. Das Tool verzeichnete seither bereits über 560 Meldungen. Astrid Herrmann, Sprecherin des Präsidialdepartements der Stadt Zürich, begrüsst die Umsetzung des Tools in Luzern: «Die Meldungen können einen Beitrag leisten, um mehr darüber zu erfahren, welche Formen von Belästigung erlebt und beobachtet werden und wo diese stattfinden.» So habe Zürich die Erfahrung gemacht, dass Belästigungen häufig an Orten des Nachtlebens sowie an Festen oder Festivals stattfinden: «Basierend auf den Ergebnissen können je nachdem weitere Massnahmen definiert werden, um gegen Belästigungen im öffentlichen Raum vorzugehen», so Herrmann.

Pilotto schätzt, dass in Luzern etwa ähnlich viele oder etwas weniger Meldungen wie in Zürich eingehen würden. Das Projekt könne auch breiter gedacht werden als nur in der Stadt: «Möglich wäre für Luzern auch, dass man sich regional zusammenschliesst. Kriens, Ebikon und Emmen könnte man auch an Bord holen. Belästigungen hören nicht an der Grenze der urbanen Zentren auf.»

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, aufgrund der Geschlechtsidentität diskriminiert?

Hier findest du Hilfe:

Gleichstellungsgesetz.ch, Datenbank der Fälle aus Deutschschweizer Kantonen

Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann

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