SP & SVP abgeschlagen: Rang 226 – er ist zwar bekannt, hat aber wenig Einfluss

Publiziert

SP & SVP abgeschlagenRang 226 – er ist zwar bekannt, hat aber wenig Einfluss

Vertreter der Pol-Parteien SP und SVP haben innerhalb des Parlaments weniger Einfluss als solche aus der politischen Mitte. Hier erklären zwei Pol-Vertreter ihr schlechtes Abschneiden im Ranking.

Bekannt, aber gemäss Ranking wenig einflussreich: Der Berner Erich Hess. 
Meret Schneider ist gemäss Ranking zwar nicht so einflussreich im Parlament, aber im Ranking des öffentlichen Einflusses hat sie Platz fünf aller Parlamentsmitglieder inne.
1 / 2

Bekannt, aber gemäss Ranking wenig einflussreich: Der Berner Erich Hess. 

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Leute aus Pol-Parteien wie SVP, SP oder Grüne sind zwar bekannt, aber im Parlament weniger einflussreich als solche aus der Mitte.

  • Die Grüne Meret Schneider stört das nicht, sie sei erfolgreich mit ihren Anliegen, sagt sie.

  • Im Ranking seien gewonnene Volksabstimmungen nicht abgebildet, dort seien die Pol-Parteien stark, sagt ein Politologe. 

Im Einflussranking sind vor allem Mitte-Politikerinnen und -Politiker weit vorne. Abgeschlagen sind Parlamentsmitglieder aus den Pol-Parteien.

Diese kommen zwar oft in den Medien vor, haben teilweise viele Followerinnen und Follower und sind prominente Gesichter. Im Öffentlichkeits-Ranking sind sie weit vorne, aber innerhalb des Parlaments haben sie gemäss der Auswertung weniger Gewicht.

Ein Paradebeispiel dafür ist die Zürcher Grüne Meret Schneider. Sie ist die fünfteinflussreichste Parlamentarierin aus Sicht der öffentlichen Wahrnehmung. Innerparlamentarisch belegt sie aber nur Rang 169.

Schneider stört das nicht. «Diverse Vorstösse wurden zwar vielleicht im Parlament abgelehnt, haben mir aber Türen direkt in die wichtigen Verbände geöffnet.» Dass sie nicht weiter vorne platziert sei, liege wohl auch daran, dass sie erst seit 2019 im Parlament sei und sich vor allem im ersten Jahr erst einmal in alle Dossiers eingelesen habe, sagt sie weiter. Sie sei mit ihrer Legislaturbilanz jedenfalls zufrieden.

Trotz Sechsspur-Ausbau ist Erich Hess weit hinten beim Einfluss

Auch Erich Hess gehört laut dem Ranking zu den Parlamentariern mit nur wenig Einfluss innerhalb des Parlaments. Er liegt auf Rang 226 von 246. Dies, obwohl der Berner SVP-Politiker soeben mit seinem erfolgreichen Antrag auf einen Sechsspur-Ausbau der A1 für Furore gesorgt hat. Hess ist aber in guter Gesellschaft, so liegt Magdalena Martullo-Blocher sogar noch hinter ihm auf Rang 229, aber auch SP-Co-Präsident Cédric Wermuth ist mit Rang 171 nicht zuvorderst. 

Hess sagt: «Ein ‹Problem› ist natürlich, dass ich in einer grossen Fraktion bin. Wir können die Geschäfte besser auf alle Mitglieder aufteilen, was natürlich dazu führt, dass ich als Einzelner seltener am Rednerpult bin, als wenn ich in einer kleineren Fraktion wäre.»

Für die Grafik wurde der durchschnittliche Score aller Parlamentarierinnen und Parlamentarier einer Fraktion errechnet. Das ist eine starke Vereinfachung. In absoluten Werten hat eine grössere Fraktion im Parlament mehr Einfluss als eine kleinere, da sie mehr Parlamentarierinnen und Parlamentarier stellt.
Beim Einfluss in der Öffentlichkeit ergibt sich ein komplett anderes Bild.
1 / 2

Für die Grafik wurde der durchschnittliche Score aller Parlamentarierinnen und Parlamentarier einer Fraktion errechnet. Das ist eine starke Vereinfachung. In absoluten Werten hat eine grössere Fraktion im Parlament mehr Einfluss als eine kleinere, da sie mehr Parlamentarierinnen und Parlamentarier stellt.

 20min/Taddeo Cerletti mit Daten von BCW

Politologe erklärt geringen Einfluss der Pol-Politiker

Für Daniel Kübler, Politologe an der Universität Zürich, sind die Ergebnisse wenig überraschend: «Die Pol-Parteien haben klare Positionen, was zu weniger Mehrheiten führt.» Völlig unwichtig und vom politischen Einfluss abgekoppelt sei der öffentliche Einfluss aber nicht: «In der Öffentlichkeit, in den Medien, wird Agenda Setting betrieben: Dort können die Pol-Parteien mitbeeinflussen, über was die Schweiz spricht – und diese Anliegen werden dann oft auch ins Parlament getragen.»

Dazu komme: «Die SVP mag ihr Potenzial beim politischen Einfluss nicht voll ausschöpfen. Trotzdem ist es ihr über die Öffentlichkeit gelungen, den Bundesrat in der Europapolitik die letzten 30 Jahre vor sich herzutreiben.»

Ein weiterer wichtiger Faktor, der nicht berücksichtigt wird, ist laut Kübler die direkte Demokratie: «Abstimmungen werden über die Öffentlichkeit gewonnen, nicht im Parlament. Und die Pol-Parteien können hier durchaus Erfolge vorweisen – auch gegen die parlamentarische Mehrheit.»

Einfluss-Ranking

So funktioniert die Untersuchung

BCW ist eine weltweit tätige Agentur für Public Affairs und Kommunikation. Mit dem Index wurde der Einfluss aller Parlamentarier und Parlamentarierinnen im Ratsbetrieb und in der Öffentlichkeit datenbasiert gemessen. Dazu wurden über eine Million Datenpunkte ausgewertet. Beim öffentlichen Ranking spielen etwa die Medienpräsenz und der Auftritt sowie die Anzahl Follower und Followerinnen auf Social Media eine wichtige Rolle. Beim Einfluss innerhalb des Parlaments wurden Faktoren wie die Anzahl und die Wichtigkeit der Kommissionen, in denen die Parlamentarier und Parlamentarierinnen sind, ihre Aktivität – wie oft beteiligen sie sich an Diskussionen und Abstimmungen? –, ihr Erfolg bei Abstimmungen, ihr Dienstalter und weitere gemessen und gewichtet. «So konnten wir die Komplexität auf einen Wert reduzieren und gleichzeitig ein Höchstmass an Informationen bewahren», sagt Dominik Banny, Leiter Public Affairs Schweiz von BCW. Das ganze Ranking gibt es hier. (dgr) 

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt

152 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen