Zürich: SP will Zuwanderung von gutverdienenden Expats bremsen

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ZürichSP will Zuwanderung von gutverdienenden Expats bremsen

Für die Zürcher SP ziehen zu viele Expats in die Stadt, die die Mieten in die Höhe treiben. Der städtische SP-Präsident will daher das Geld für die Standortförderung kürzen. 

In Zürich leben immer mehr Expats. 
Von 1993 bis 2020 ist die Zahl der Jahresaufenthalterinnen und -aufenthalter von 22’000 auf 64’000 gestiegen.
«Zürich darf nicht zu einer zweiten Stadt Zug werden, die sich nur noch Kader von Banken oder Google leisten können», sagt Oliver Heimgartner, Co-Präsident der städtischen SP.
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In Zürich leben immer mehr Expats. 

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Darum gehts

In der Stadt Zürich wohnen immer mehr Expats: Von 1993 bis 2020 ist die Zahl der Jahresaufenthalterinnen und -aufenthalter von 22’000 auf 64’000 gestiegen. Über ein Drittel der Expats stammt aus den Nachbarländern, oft sind sie jung, gut gebildet und gutverdienend, arbeiten für Tech-Konzerne wie Google oder Facebook, sind in der Finanzindustrie oder im Consulting tätig. Ihr Zuzug verschärft die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt: Ende August standen in der Stadt nur noch 161 Wohnungen frei.

«Zürich darf nicht zu einer zweiten Stadt Zug werden, die sich nur noch Kader von Banken oder Google leisten können», sagt Oliver Heimgartner, Co-Präsident der städtischen SP, zum TagesAnzeiger. Er fordert deshalb eine Einschränkung der Standortförderung – also jene Bemühungen, neue Unternehmen nach Zürich zu locken. Die Stadt Zürich zahlt jedes Jahr 250’000 Franken an die Standortmarketing-Organisation «Greater Area Zurich». Diese gelte es zu kürzen, so Heimgartner. 

Wie er gegenüber der Zeitung sagt, soll Zürich eine weltoffene, attraktive Stadt bleiben. «Aber eine offensive Bewerbung, wie man sie noch in den Nullerjahren für nötig hielt, braucht es nicht mehr. Zürich ist genug vermarktet.» Zudem müsse sich die Stadt Zürich als zweitgrösste Aktionärin des Flughafens Zürich «vehement» gegen einen Pistenausbau aussprechen. Dieser sei nicht nur aus ökologischer Sicht «hirnrissig», sondern treibe am Ende auch die Gentrifizierung an.

«Quantifizierte Einwanderung ist erwünscht»

Während die Grünen eine Standortförderung, wie sie Greater Zurich Area betreibt, für falsch erachten, hagelt es für Heimgartners Vorschläge Kritik von der FDP und SVP. «Die Zuwanderer, die sich teure Wohnungen leisten können, zahlen auch viele Steuern», sagt Përparim Avdili, Präsident der städtischen FDP. Zürich sei eine internationale Stadt, dass die Wirtschaft floriert, sei ein Segen und liefere Geld für politische Projekte – etwa für den Bau günstiger Wohnungen. 

Auch Samuel Balsiger, Fraktionspräsident der Stadtzürcher SVP, sieht gut verdienende Expats nicht als Problem an. «Qualifizierte Einwanderung in geregeltem Rahmen ist immer erwünscht. Die Spezialisten braucht es hier.» Deshalb die «Wirtschaft abzuklemmen», sei völlig falsch. 

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