Rassismus-DebatteWeitere Händler überlegen sich, Dubler-«Mohrenköpfe» aus Sortiment zu werfen
Aufgrund der aktuellen Rassismus-Debatte hat die Migros entschieden, sich von den Dubler-«Mohrenköpfen» zu trennen. Jetzt überlegen sich auch Spar und Volg, nachzuziehen. Kleinere Händler sehen das anders.
Darum gehts
- Die Migros trennt sich nach jahrelangen Rassismusvorwürfen von den Dubler-«Mohrenköpfen».
- Jetzt überlegen sich auch Spar und Volg, nachzuziehen.
- Kleinere Händler sehen das Ganze weniger kritisch und wollen an der Süssware festhalten.
Die Migros hat genug: Am Mittwoch verkündete sie, dass sie sich von den Dubler-«Mohrenköpfen» trennt. Der Produktname könne als provozierend empfunden werden, so die Begründung. Jetzt überlegt sich auch Spar, ob die «Mohrenköpfe» noch zeitgemäss sind.
«Als weltoffenes und multikulturelles Unternehmen liegt uns sehr viel daran, dass niemand diskriminiert wird», heisst es von Spar auf Anfrage. Nach den Ereignissen rund um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd würden die Menschen heute differenzierter auf den Namen reagieren als früher. «Wir werden uns mit dieser Frage deshalb sorgfältig auseinandersetzen und uns auch mit unseren langjährigen Lieferanten in Verbindung setzen.»
Faire Lösung finden
Auch Volg überlegt sich, die umstrittenen Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Regal zu nehmen. «Gegenwärtig führen wir Gespräche mit der Firma Dubler, diskutieren dieses Thema und sind aufgrund der langjährigen Geschäftsbeziehung bestrebt, eine einvernehmliche Lösung zu finden. », sagt eine Sprecherin zu 20 Minuten. Ein definitiver Entscheid sei aber noch nicht gefallen.
Dass der Name des Produkts Fragen aufwerfe, sieht auch der Zürcher Käsehändler Chäs und Co. Noch werden die «Mohrenköpfe» in den Filialen verkauft. «Es laufen aber zurzeit interne Abklärungen», heisst es auf Anfrage. Bei den Kunden seien die Dubler-Süsswaren aber bisher sehr gut angekommen.
Seit Migros-Ansage mehr «Mohrenköpfe» verkauft
Nicht alle Händler sehen den Verkauf des Dubler-Produkts kritisch: Der Gastro-Konzern SV Group verkauft die Süssware weiterhin in den Restaurants. Allerdings werden diese unter dem Namen Dubler oder Schaumkuss angepriesen.
Die Gysi Bäckereien werden ebenfalls weiterfahren wie bisher. Man teile die Meinung des Dubler-Besitzer Robert Dubler, der den Produktnamen nicht ändern will. «Seit die Migros bekannt gegeben hat, dass sie die Mohrenköpfe entfernen will, ist die Anfrage bei uns rasant gestiegen», erklärt der Geschäftsführer.
Auch beim Nidwalder Getränkehändler Lussi sieht man den Verkauf der Süsswaren unkritisch. Die Diskussion sei ein Witz, heisst es auf Anfrage. «Junge Leute wissen gar nicht mehr, was das Wort heisst. Für sie sind Mohrenköpfe einfach Süssigkeiten.» Deshalb halte man am Dubler-Produkt fest. Dieses werde auch gut gekauft von der Kundschaft.
Shitstorm auf Facebook
Dass die Dubler-«Mohrenköpfe» bei vielen Kunden beliebt sind, zeigen Reaktionen von Kunden auf der Facebook-Seite der Migros. Unter einem Post zu den Abstandsregeln, lassen viele Nutzer ihrem Frust freien Lauf: «Schämt Euch Migros!!!!! Mohrenköpfe sind ein Stück Schweiz», schreibt etwa ein User.
Jemand anders pflichtet bei und schreibt, er werde von nun an Abstand halten von der Migros, bis die «Mohrenköpfe» wieder im Regal stehen. Ein anderer User merkt an, dass auch das Produkt «Schwarzkopf» aus dem Sortiment genommen werden müsste.
Dass es viele Reaktionen auf den Entschluss, die Dubler-«Mohrenköpfe» zu entfernen, hat die Migros gerechnet. Man verstehe die emotionalen Reaktionen. «Es gibt viele Menschen, die an dem Produkt hängen», sagt eine Sprecherin. Trotzdem hält die Migros am Entscheid fest: Der Produktname«Mohrenkopf» sei nicht mehr zeitgemäss und passe nicht zu den Werten der Migros.
Besitzer will Namen behalten
Das Familienunternehmen Dubler produziert seit 1946 unter dem Namen «Mohrenkopf» Süssigkeiten in Waltenschwil AG. Das Komitee gegen rassistische Süssigkeiten hat die Aargauer Firma bereits 2017 aufgefordert, den Namen des Produkts zu ändern. Denn der Name «Mohrenkopf» sei eine herabwürdigende und rassistische Bezeichnung für den Kopf einer dunkelhäutigen Person. Der Besitzer der Firma Dubler, Robert Dubler, zeigte sich empört über die Vorwürfe und will bei dem Namen bleiben.