Bergungsaktion im RotseeSpezialisten holen 20 Handgranaten vom Seegrund
Auf dem Grund des Rotsees liegen Tausende Handgranaten. Ein Video zeigt, wie eine solche Bergungsaktion vonstattengeht.
Im Video siehst du, wie eine solche Bergungsaktion abläuft. Für die Videoaufnahmen wurde die Aktion nachgestellt.
Video: Dominic WipfliDarum gehts
- Spezialisten der Luzerner Polizei und der Schweizer Armee haben rund 20 Handgranaten aus dem Rotsee geborgen.
- Die Handgranaten landeten nach der Explosion eines Magazins im Jahr 1916 im Wasser.
- Noch immer liegen Tausende Granaten auf dem Seegrund.
- Solange die Handgranaten im Wasser sind, sind sie für Badegäste ungefährlich.
Heikle Bergungsaktion beim Rotsee in Luzern: Die Luzerner Polizei hat zusammen mit Spezialisten der Schweizer Armee rund 20 Handgranaten vom Seegrund geborgen und entsorgt. Die Handgranaten des Typs Siegwart DHG 16 befanden sich südwestlich der Rotsee-Badi, wie die Luzerner Polizei mitteilte.
«Wir haben zu Beginn der Woche zusammen mit Armeetauchern Vorbereitungsarbeiten erledigt, sodass wir heute Morgen die Handgranaten in einer Kiste aus dem See holen konnten», sagt der Mediensprecher der Luzerner Polizei, Christian Bertschi. Eine heikle Angelegenheit: «Ein Restrisiko ist nie auszuschliessen.» Deshalb sei man mit einem hohen Sicherheitsdispositiv vor Ort gewesen und habe mit Spezialisten der Armee zusammengearbeitet. «Glücklicherweise ist nichts passiert», so Bertschi.
Schlechte Sichtverhältnisse unter Wasser
«Sicherheitstechnisch muss alles stimmen», sagt der Chef der Taucher der Luzerner Polizei, André Häfliger. So mussten Wege abgesperrt werden, und die Polizei musste darauf achten, dass keine Schwimmer oder Ruderer in die Nähe kommen. «Das war eine Herausforderung, aber es ist alles gut verlaufen», so Häfliger weiter.
Die Taucheinsätze und die eigentliche Bergung der Granaten übernahmen Spezialisten des Kommandos Kamir, des Kompetenzzentrums der Armee für den Bereich Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung. Nach der Bergung wurden die Handgranaten in einem Spezialtransportfahrzeug zur fachgerechten Entsorgung bei der Ruag gefahren. «Die Handgranaten werden in einem mehrstufigen Prozess auseinandergenommen und landen schliesslich im Ofen», sagt Alex Spora, Chef Einsatz beim Kommando Kamir.
Eigentlich wollten die Spezialisten in dieser Zeit weitere Handgranaten ausfindig machen, markieren und bergen. «Die Tauchverhältnisse, insbesondere die schlechte Sicht im Wasser, liessen dies allerdings nicht zu», sagt Sprecher Bertschi.
Rotsee während Bergung zeitweise gesperrt
Während der Bergungsaktion mussten der Rotsee und der Wanderweg entlang des Seeufers aus Sicherheitsgründen kurzzeitig gesperrt werden.
Die Handgranaten liegen seit 104 Jahren im Rotsee. 1916 wurden rund 10’000 Stück im See versenkt. Diese dürften am 20. Oktober 1916 im See gelandet sein: Damals explodierte in der Nähe des Sees ein Munitionsmagazin. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben.
Keine Gefahr für die Bevölkerung
Experten des Bundesamtes für Rüstung (Armasuisse) haben an den 2019 geborgenen Handgranaten Untersuchungen durchgeführt. Die Experten halten fest, «dass die Handgranaten für die Bevölkerung ungefährlich sind, solange sie im Wasser sind.» Das Zündsystem der Handgranaten sei nass und könne in diesem Zustand nicht ausgelöst werden. Aber: «Werden die Handgranaten aus dem Wasser genommen und trocknen aus, muss davon ausgegangen werden, dass die Gefahr einer Auslösung wieder besteht.»
Was tun, wenn man einen Blindgänger findet?
Entdeckt wurden die Handgranaten im Rotsee von einem Magnetfischer. Dieser hat den Fund der Polizei gemeldet – und somit richtig reagiert. Denn: Wer einen Blindgänger oder etwas ähnliches findet, soll diesen nicht anfassen. «Im Umgang mit Munition gilt es folgende Grundsätze zu respektieren: Nicht berühren, markieren, melden», sagt Alex Spora, Chef Einsatz beim Kommando Kamir.
Gefundene Blindgänger kann man auch über die Blindgänger-App der Schweizer Armee melden. Diese ist sowohl im Google Play Store als auch im App Store von Apple erhältlich.