ProduktionsfehlerSpirale bricht und bleibt in Sandras (28) Körper stecken
Vor fünf Jahren wurde Sandra G. eine Goldspirale eingesetzt. Beim Versuch, sie zu entfernen, ging jedoch etwas gewaltig schief.
Darum gehts
- Einer Wienerin musste die Spirale operativ entfernt werden.
- Diese war beim Versuch, sie zu entfernen, entzweigebrochen.
- Grund dafür war ein Produktionsfehler, der mehrere Präparate betrifft.
- Es handelt sich dabei um mehrere Chargen aus dem Jahr 2015 des Herstellers Eurogine.
Im November 2015 liess sich Sandra G. (Name geändert) eine Goldspirale einsetzen. «Alle sechs Monate bin ich zur Kontrolle gegangen, es war alles in Ordnung», so die Fotografin aus Wien. Nach fünf Jahren liess sich die 28-Jährige im August 2020 das Verhütungsmittel entfernen. Beim Herausziehen brach jedoch ein Seitenarm.
«Laut Ultraschall lag der Arm direkt neben meinem Gebärmutterhals in meiner Gebärmutter. Eigentlich habe ich noch Glück gehabt. Denn die Spirale hätte auch in mir brechen können, ohne dass ich es merke», sagt G.
So unterscheiden sich Kupfer- und Goldspirale
Kupfer- und auch Goldspiralen bestehen aus einem kleinen, mit Kupferdraht umwickelten, T-förmigen Kunststoffkörper. Der Kupferdraht selbst enthält entweder einen Silberkern (Kupferspirale) oder einen Goldkern (Goldspirale).
Operation unter Vollnarkose
Nachdem die Spirale entzweibrach, riet die Gynäkologin G., zu warten, bis der abgebrochene Teil mit der Menstruation ausgeschieden wird. «Ich wusste aber, dass das nicht passieren wird. Also bin ich ins Spital. Dort erklärte mir eine Ärztin, dass ich unter Vollnarkose operiert werden müsse. Die wussten dort genau Bescheid und meinten, das komme derzeit etwa zweimal pro Monat vor», erklärt die Wienerin.
In vielen Fällen würde der abgebrochene Teil tatsächlich mit der Regelblutung ausgeschieden. Passiert dies nicht, ist Vorsicht geboten, denn wenn der Teil zu lange im Körper bleibt, kann er einwachsen.
Drei Modelle betroffen
G. recherchierte ein wenig im Internet und fand schnell heraus, dass sie kein Einzelfall ist – zahlreiche Frauen berichteten von ähnlichen Erlebnissen. Schuld an den brechenden Spiralen ist laut dem spanischen Hersteller Eurogine ein Produktionsfehler eines Zulieferers.
Bereits Ende 2019 informierte Eurogine darüber und empfahl Gynäkologen, ihre Patientinnen zu informieren. Doch viele sahen davon ab, weil sie keine Panik auslösen wollten. Betroffen sind demnach mehrere Chargen aus dem Jahr 2015 (Modelle Ancora, Novaplus und Gold T). Neben einem Bruch können auch Verletzungen an der Gebärmutter auftreten, wenngleich dies eher selten vorkommt. Auch ungewollte Schwangerschaften sind möglich. Dies, obwohl die Goldspirale mit einem Pearl-Index von 0,3 bis 0,8 eigentlich zu den sicheren Verhütungsmitteln zählt (siehe Box und Bildstrecke). Laut G. sollen auch noch weitere Hersteller schadhafte Lieferungen erhalten haben.
In der Schweiz können sich Frauen, die eines der betreffenden Präparate (siehe Bildstrecke) haben, an die Patientenstellen, an die Schweizerische Stiftung SPO Patientenorganisation oder an das Heilmittelinstitut Swissmedic wenden.
Der Pearl-Index
Der Pearl-Index gibt an, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Konkret besagt die Zahl, wie viele von 100 Frauen bei Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode schwanger werden, wenn sie ein Jahr lang Sex haben. Das heisst: Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist das Verhütungsmittel. Entwickelt wurde der Index vom amerikanischen Biologen Reymond Pearl in den 1930er-Jahren.
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