Spital Gaza: Das spricht gegen einen israelischen Angriff

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Für Biden «klarer Fall»Das spricht gegen einen israelischen Angriff auf Gaza-Spital

Der Angriff auf ein Spital im Gaza-Streifen hält die Welt in Atem. Viele Indizien deuten darauf hin, dass Israel nicht hinter der Attacke steht. Wir liefern die wichtigsten Fakten. 

Dieses Videomaterial soll zeigen, dass die Explosion beim Spital nicht auf einen israelischen Luftangriff zurückzuführen ist. Ein Factchecking-Team von BBC kommt am Mittwochabend zum Schluss, dass die Beweise noch nicht eindeutig sind, aber einiges gegen einen israelischen Luftangriff spreche. 

Channel 12

Darum gehts

  • Nach einer Explosion bei einem Spital in Gaza schieben sich Israel und Hamas gegenseitig die Schuld zu. 

  • Israel liefert Bilder und abgehörte Telefongespräche als Beweis für seine Unschuld. Unterstützung erhält der Staat von US-Präsident Joe Biden. 

  • Die Hamas macht Israel für den Horror verantwortlich. Die arabische Welt scheint diese Darstellung zu übernehmen. 

Ein tödlicher Raketenbeschuss auf dem Gelände des Al-Ahli Arab Spitals im Gazastreifen hat die Region weiter in Aufruhr versetzt. Die israelischen Streitkräfte und die Palästinensermiliz Hamas beschuldigen sich gegenseitig, für den Beschuss mit vielen Toten verantwortlich zu sein. Viele der Opfer waren keine Patienten, sondern Zivilisten, die auf dem Krankenhausgelände Schutz vor den israelischen Luftangriffen gesucht hatten.

Das spricht dagegen, dass Israel das Spital angegriffen hat

Fehlender Krater
Den Israelischen Verteidigungskräften IDF zufolge war eine fehlgeleitete Rakete des mit der Hamas verbündeten «Islamischen Jihad» für den Beschuss verantwortlich. Als Beweise legen die Israelis Luftaufnahmen vor: Darin waren weder ein Krater wie nach einem israelischen Luftangriff noch typische Zerstörungen an den umliegenden Gebäuden auszumachen.

Abgehörtes Telefongespräch
Dazu wurde ein abgefangenes Telefongespräch zwischen zwei Hamas-Mitgliedern präsentiert, in dem von der Fehlfunktion einer palästinensischen Rakete die Rede war. Die Hamas habe sofort gewusst, dass es sich um eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Jihad gehandelt habe, und dennoch versucht, Israel verantwortlich zu machen, sagte Armee-Sprecher Daniel Hagari. Israel zufolge dienten ausserdem zwei unabhängige Videos als weiterer Beweis für eine fehlgeleitete Rakete. Man will die Beweise an Israels Verbündete weitergeben, allen voran die USA.

Bekanntes Muster
In der Vergangenheit hat es immer wieder Vorfälle mit fehlgeleiteten Raketen militanter Palästinenser gegeben, die im Gazastreifen einschlugen. Nicht selten werden Raketen in Spitälern eingelagert und gleich in deren Nähe abgeschossen.

Support von US-Präsident Joe Biden
US-Präsident Joe Biden stützte die israelische Darstellung bei einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Tel Aviv. Gestützt auf Daten seines Verteidigungsministeriums sagte er: «Auf Grundlage dessen, was ich gesehen habe, scheint es so, als sei es von der Gegenseite ausgeführt worden, nicht von euch.» Biden stütze sich dabei auf «Daten, die mir mein Verteidigungsministerium gezeigt hat». 

Was sagen die Hamas und der Islamische Jihad?

«Ihre unverschämten Lügen werden niemanden täuschen», konterte die Hamas die Darstellung der israelischen Armee.

Was sagt die arabische Welt?

Für die arabische Welt steht der Schuldige fest: Israel. Selbst Verbündete Israels glauben den Versicherungen der israelischen Armee nicht, wonach eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Jihad im Gazastreifen das Krankenhaus getroffen habe. In mehreren Staaten, darunter Tunesien und der Türkei, gab es massive Protestkundgebungen.

Mauretanien sprach von «Genozid» und rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, die erst 2020 im Rahmen der von den USA vermittelten Abraham-Abkommen diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen hatten, verurteilten den «Angriff Israels» beziehungsweise die «israelische Bombardierung». Auch für Marokko und Saudi-Arabien ist der Fall klar.

Die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz rief zu einem «Tag des Zorns» gegen Israel auf. Auch die von Teheran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen forderten einen «Tag des Zorns».

Auch das Factchecking-Team von BBC hat das vorhandene Material analysiert: «Bislang sind die Ergebnisse nicht schlüssig. BBC Verify hat die Beweise einer Reihe von Waffenexperten gezeigt, von denen einige sagen, dass sie nicht mit dem übereinstimmen, was man von einem typischen israelischen Luftangriff erwarten würde.»

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