Richtlinien nicht eingehalten? – «Herablassend, unfair» – harte Kritik an SRF-Journalisten nach Satanisten-Dok

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Richtlinien nicht eingehalten?«Herablassend, unfair» – harte Kritik an SRF-Journalisten nach Satanisten-Dok

Die SRF-Reportage zu einer Verschwörungstheorie über rituellen satanistischen Missbrauch schlägt hohe Wellen. Nun kritisieren Protagonisten und Protagonistinnen, aber auch der Verein Fairmedia das Vorgehen der Journalisten und Journalistinnen.

Im Video siehst du die wichtigsten Aussagen aus der Reportage.

20min/SRF 

Darum gehts

Menschenopfer, das Trinken von Blut und sogar Kannibalismus: Fachleute aus Psychiatrie, Opferhilfe oder Polizei glauben an eine Verschwörungserzählung über satanistische rituelle Gewalt, wie eine Reportage von SRF zeigt. Der Beitrag sorgte für heftige Diskussionen, für einige Protagonistinnen und Protagonisten hatten ihre Aussagen bereits Konsequenzen (siehe Box).

Nun mehrt sich aber Kritik am Vorgehen der beiden SRF-Journalisten. So sagt etwa der Berner EDU-Politiker Samuel Kullmann, der in der Dok ebenfalls vorkommt: «Ich habe den Eindruck, das Video dient zur gezielten Diffamierung.» Er sei nicht im Bild darüber gewesen, dass der Fokus auf satanistischer ritueller Gewalt liegen würde: «Alle meine Äusserungen im Interview beziehen sich auf rituelle Gewalt im Allgemeinen, nicht spezifisch auf satanistische Misshandlungen.»

Intransparent und herablassend?

Für ihn sei klar, dass es organisierte Täterstrukturen und rituelle sexuelle Gewalt gegen Kinder gebe: «Diese kann ideologisch unterschiedlich eingebettet sein.» Von extremistischen Gruppierungen wie QAnon habe er sich aber auch im Interview ausdrücklich distanziert.

Deutliche Worte wählt auch der Verein Fairmedia, der seinerseits mit mehreren Protagonistinnen und Protagonisten des Beitrags gesprochen hat. Er schreibt von intransparentem, herablassendem und unfairem Verhalten des SRF-Reporters und der Reporterin.

Kritik an fehlender Sachlichkeit

«Unabhängig davon, wie abstrus die Schilderungen von Interviewpartnerinnen und -partnern scheinen, sollten auch diese Menschen nicht vorgeführt werden», sagt Geschäftsführer Jeremias Schulthess. Richtlinien zur journalistischen Transparenz seien allem Anschein nicht eingehalten worden, so Schulthess weiter.

Fairmedia kritisiert die fehlende Sachlichkeit von SRF-Journalist Robin Rehmann. So sagte er in einem Livestream zu seinem Vorgehen, ihm sei zugute gekommen, dass er «wie so ein Yogi» aussehe: «Die denken, jetzt erzähle ich da meine Geschichten und dann kommt das gut. Dann mache ich grosse Augen und höre den Geschichten zu. Und sie denken: ‘Ho, ho, ho!’ – aber am Schluss mache ich ‘ho, ho, ho!’»

Filmteam verteidigt sich

Journalistin Ilona Stämpfli sagt auf Anfrage von 20 Minuten, man habe immer transparent angekündigt, sich als SRF-Medienschaffende für rituelle Gewalt zu interessieren: «In allen Interviews haben wir zudem wiederholt differenziert, dass unser Interesse speziell auf den satanistischen rituellen Missbrauch zielt.»

Man wolle niemanden diffamieren, sondern auf die Problematik der Verschwörungserzählung aufmerksam machen: «Diese wird von Personen geglaubt, die mit Missbrauchs-Opfern arbeiten», so Stämpfli weiter. Kullmann habe sich schon mehrfach mit diesem Narrativ in der Öffentlichkeit geäussert. 

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