St. Gallen«Absurd» – Rauchverbot an Schulen, auf Spielplätzen nicht
Das Stadtparlament lehnte ein Rauchverbot auf Spielplätzen ab. Nun wird eine Initiative eingereicht, um das Rauchverbot einzuführen.
Darum gehts
Ein Vorschlag für ein Rauchverbot auf den Kinderspielplätzen in der Stadt St. Gallen wurde im Stadtparlament knapp abgelehnt.
Zwei Stadtparlamentarier kämpfen nun mit einer Initiative dafür, dass es doch zu einem Rauchverbot kommt.
Am Mittwoch wurde die Initiative zur Vorprüfung eingereicht.
«In den vergangenen zehn Jahren gab es gemäss Schweizerisch toxikologischem Institut in der Schweiz 3000 Fälle von Kindern, die sich durch Zigarettenstummel vergiftet haben», sagt Esther Granitzer. Sie ist Stadtparlamentarierin (SVP) und Komplementärmedizinerin in St. Gallen und ist über den Beschluss ihrer Parlamentskollegen entsetzt. Denn das vom Stadtrat vorgeschlagene Rauchverbot auf den lokalen Kinderspielplätzen ist vor kurzem vom Stadtparlament mit 27 Ja-Stimmen zu 30 Nein-Stimmen abgelehnt worden.
«Ein Verbot würde nichts bringen»
Im Rahmen der damaligen Stadtparlaments-Debatte sagte ein Mitglied der SP, dass «ein Verbot die am wenigsten nachhaltige Lösung» sei und ein Verbot zudem diskriminierend gegenüber Rauchern sei. Ein Verbot würde nichts verändern, resümierte auch die Fraktionspräsidentin Evelyn Angehrn der SP/JUSO/PFG-Fraktion.
Auch aus der SVP- und FDP-Fraktion gab es nicht nur Zustimmung für die Einführung eines Verbots. Die Argumente: Die Polizei kann nicht permanent kontrollieren, ein Verbot sei nicht umsetzbar und Sensibilisierung oder Gespräche mit Rauchern seien sinnvoller.
Patientin gab Anstoss für Vorstoss
Stadtparlamentarierin Granitzer ist Komplementärmedizinerin. «Ich hatte eine Patientin, deren Kind mit einen Zigarettenstummel spielte. Die Mutter konnte gerade so verhindern, dass das Kind den Stummel in den Mund nahm.»
Die Frau bat Granitzer, etwas dagegen zu unternehmen. «Nachdem ich mich näher mit dem Thema beschäftigt habe, wurde mir klar: Das ist ein absolutes Unding und habe einen Vorstoss im Stadtparlament gemacht.»

Beim Spielplatzbesuch finden wir zahlreiche Zigarettenstummel.
20min/Tim RütscheJede Menge Zigarettenstummel auf Spielplatz
Auch Patrik Angehrn (Die Mitte) findet die Entscheidung inakzeptabel. 20 Minuten trifft Granitzer und Angehrn auf einem Spielplatz im St. Galler Zentrum. Wir schauen uns auf dem Spielplatz um und werden sofort fündig: Es gibt so einige Zigarettenstummel auf dem Boden des Spielplatzes (siehe Bildstrecke).
«Nicht zu vergessen ist die Vorbildfunktion»
«Man kann die Augen nicht immer bei den Kindern haben und sie stecken nun einmal vieles in den Mund, was sie am Boden finden», begründet Granitzer ihre Forderung nach einem Rauchverbot auf Spielplätzen.
«Nicht zu vergessen ist die Vorbildfunktion, die man auf einem Spielplatz hat», pflichtet ihr Angehrn bei. «Es ist schlichtweg absurd, dass es ein Rauchverbot an Schulen gibt, aber nicht auf Kinderspielplätzen.»
Sollte das Rauchen auf Spielplätzen generell verboten werden?
«Werden Initiative ergreifen»
Granitzer und Angehrn werden deshalb mit Mitstreitern Unterschriften sammeln, um sich gegen die Entscheidung zu stellen. Mit der Initiative wird ein Rauchverbot auf allen städtischen Spielplätzen verlangt. Am Mittwoch wurde die Initiative zur Vorprüfung beim Stadtrat eingereicht. Die Unterschriftensammlung wird voraussichtlich 2025 beginnen.
Ob ein Verbot direkt etwas bringt, fragt 20 Minuten die beiden. «Auch an Schulen und anderen Orten gibt es kein Heer an Polizisten, das die Einhaltung des Rauchverbots überprüft. Und trotzdem ist es wichtig, klare Grenzen und ein klares Zeichen zu setzen», sagt Granitzer. «Als Elternteil eines Kindes kann ich bei einem konkreten Verbot viel leichter einen Raucher darauf hinweisen, dass Rauchen auf Spielplätzen nicht ok ist», sagt Angehrn.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit Suchtmitteln?
Hier findest du Hilfe:
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
Infodrog, Information und Substanzwarnungen
Anonyme Alkoholiker, Tel. 0848 848 885
Narcotics Anonymous, Selbsthilfegruppe für Suchtbetroffene
Stopsmoking.ch, Tel. 0848 000 181
Vergiftungsnotfälle, Tel. 145
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