Drittes ReichStarb Hitler wirklich im Bunker?
Nachdem sich das im Moskauer Staatsarchiv aufbewahrte Schädelfragment von Adolf Hitler als jenes einer Frau entpuppt hat, schiessen die Spekulationen über den Tod des «Führers» erneut ins Kraut.

Hitler und seine langjährige Lebensgefährtin Eva Braun: Tod auf dem Sofa
Das rund 15 Zentimeter lange Schädelfragment mit dem ins Auge fallenden Einschussloch, das bisher als Beweis für Hitlers Suizid per Kopfschuss galt, bringt derzeit die Historiker in Wallung. Und nicht nur diese: Die britische Boulevardzeitung «The Sun» nimmt die neu entflammte Debatte über die genauen Umstände beim Ableben des Führers zum Anlass, einige Verschwörungstheorien zum Thema vorzustellen.
«Niemand kann sagen, dass er tot ist»
Tatsächlich hat Nick Bellantoni, ein Archäologe der amerikanischen Universität von Connecticut, die Gewissheit schwer erschüttert, dass es sich beim fraglichen Knochenstück wirklich um einen Überrest des Diktators handelt (20 Minuten Online berichtete). Zwar hatten sowjetische Soldaten schon kurz nach der Einnahme des Führerbunkers unter der Reichskanzlei in Berlin zwei Leichen in einem Granattrichter vor der Kanzlei gefunden, die als jene von Hitler und seiner Frau Eva Braun identifiziert wurden. Die Assistentin von Hitlers Leibzahnarzt hatte die goldenen Zahnbrücken des Führers zweifelsfrei erkannt. Doch die sowjetischen Akten wurden zur Geheimsache erklärt und blieben unter Verschluss. Die Überreste Hitlers und Eva Brauns traten eine Odyssee an, bei der sie mehrfach begraben und wieder exhumiert wurden, bis der sowjetische Geheimdienst KGB sie schliesslich 1970 vernichten liess.
So kamen schnell Zweifel auf, ob Hitler tatsächlich mit dem Dritten Reich gestorben war. Skeptiker wiesen auf einige Ungereimtheiten hin: So habe der sowjetische Diktator Stalin an der Konferenz von Potsdam seinen westlichen Partnern erzählt, er glaube, Hitler könnte nach Spanien oder Südamerika geflohen sein. Zudem hatte der Eroberer von Berlin, der sowjetische Marschall Schukow, noch am 10. Juni 1945 gesagt: «Einen zweifelsfreien Leichnam Hitlers haben wir nicht gefunden. Ich kann nichts Exaktes über das Schicksal Hitlers sagen. Er konnte in letzter Minute aus Berlin abfliegen, da die Luftwege ihm das erlaubten.» Auch der Stellvertreter des amerikanischen Hauptanklägers im Nürnberger Prozess, Thomas J. Dodd, bemerkte: «Niemand kann sagen, dass er tot ist.»
Nazi-Basis im ewigen Eis
Aber wenn Hitler gar nicht 1945 im Berliner Bunker starb — was war dann wirklich geschehen? Jene, die an eine Flucht des Führers glauben, vertreten eine Vielzahl von teilweise recht abwegigen Theorien, die das britische Blatt «The Sun» genüsslich auflistet:
Hitler und Eva Braun seien bereits am 22. April 1945 geflohen. Im Bunker hätten acht Tage später ihre Doubles sterben müssen.
Hitler und Braun seien nach Norwegen geflogen worden und dort an Bord eines deutschen U-Boots gegangen.
Der Vatikan habe ihre Flucht nach Südamerika über die berüchtigte «Rattenlinie» organisiert.
Hitler und Braun seien per U-Boot auf eine geheime Nazi-Basis in der Antarktis gebracht worden, von wo sie nach Argentinien gelangten.
Diese geheime Nazi-Basis am Südpol sei auch der wahre Grund für den Falkland-Krieg 1982 gewesen.
Als Priester habe Hitler unter dem Namen Pater Krespi in einer deutschen Gemeinde in Argentinien Zuflucht gefunden. 1993 sei er dort gestorben. Zu seiner Bestattung seien zahlreiche Deutsche aus aller Welt erschienen.
Der Führer sei nicht in die Antarktis verfrachtet, sondern mit einer Rakete auf den Mond geschossen worden, wo sich eine geheime Nazi-Basis befunden habe.
«Es war vorbei»
Die Glaubwürdigkeit dieser Theorien dürfte freilich ziemlich bescheiden sein. Schliesslich gab es im April 1945 einige Zeugen im Bunker, die Hitlers Suizid mitbekamen, wie beispielsweise Hitlers Leibwächter Rochus Misch, der als einziger noch lebt. Der heute 92-Jährige sagte der «Sun», er habe keinen Schuss gehört und auch kein Blut gesehen. «Aber ich sah, wie Hitlers Leiche in ein Tuch gewickelt und nach draussen gebracht wurde, um verbrannt zu werden. Es war vorbei.»
Bellatonis DNA-Befund, wonach das Hitler zugeschriebene Schädelfragment von einer Frau stammt, ist letztlich nicht geeignet, solche Aussagen zu widerlegen. Denn das Knochenstück mit dem Einschussloch wurde erst später gefunden als der bereits erwähnte Kieferknochen mit Hitlers Zahnprothesen. Andere Wissenschaftler wie der deutsche Kriminalbiologe Mark Benecke halten Bellatonis Erkenntnisse zudem für wenig aussagekräftig, «weil der Schädel von jedem, den ich im Staatsarchiv gesehen habe, mit blossen Händen angefasst wurde. Das Ergebnis: ein ‹DNA-Phantom›.»
Wie auch immer — inzwischen dürfte Adolf Hitler auf jeden Fall das Zeitliche gesegnet haben.