«Stinkefinger machen mich rasend»

Aktualisiert

Die miesesten Autofahrer«Stinkefinger machen mich rasend»

Aargauer sind laut einer Umfrage die schlechtesten Autofahrer. Der Transportunternehmer Ulrich Giezendanner erklärt, warum dies völliger Humbug ist und welches Rezept er seinen Chauffeuren auf den Weg gibt.

von
Adrian Müller

Herr Giezendanner, die Schweizer halten die Aargauer für die miesesten Autofahrer der Schweiz. Haben Sie eine Erklärung für das schlechte Abschneiden ihres Kantons?

Ulrich Giezendanner: Die Umfrage wurde sicher bei Grünen und Roten gemacht, die halten AG für «Achtung Giezendanner» (lacht). Im Ernst: Seit Jahrzehnten steht das Nummernschild AG für «Achtung Gefahr», das hat sich in den Köpfen der Schweizer festgesetzt und ist kaum mehr wegzubringen. Dabei verfügt der Aargau über die beste Polizei der Schweiz, welche die vielen Strassen und Autobahnen sehr streng kontrolliert. Das schlechte Ergebnis zeugt für mich von blankem Neid.

Sie fahren mit Ihrem VW Golf über 60 000 Kilometer pro Jahr. Woher stammen Ihrer Ansicht nach denn die schlechtesten Autofahrer?

Miese Lenker kann man nicht einfach einem Kontrollschild zuordnen. Wer aggressiv fährt, rast oder über Strassen schleicht und diese so blockiert, ist für mich ein schlechter Lenker. Aber nicht nur das: Zum Autofahren gehört auch mal ein Lächeln. Wer im Strassenverkehr immer alles todernst nimmt, ist kein guter Fahrer.

47 Prozent der Befragten halten 70-Jährige und ältere für die grösste Gefahr. Zu Recht?

Auch alte Leute haben ein Recht, Strassen zu benützen. Ich gratuliere jenen Senioren, welche etwas langsamer fahren, dafür aber am Ziel ankommen. Deshalb komme ich gerne einmal zu spät zu einem Termin. Auf keinen Fall sollten alle Senioren über 70 jährliche Kontrollen über sich ergehen lassen müssen.

Sie scheinen ein Herz für alle Autofahrer zu haben. Was nervt Sie trotzdem?

Rasend machen mich Lenker, welche wegen Lappalien den Stinkefinger zeigen oder andauernd den Kopf schütteln. Aber ich erlebe im Strassenverkehr immer wieder positive Sachen. Etwa wenn ich mit meinem Saurer-Oldtimerlastwagen ein ‚Ausfährtli' mache. Mein Geheimrezept für einen flüssigen Verkehrstag ist ein simples Lächeln, sei es am Fussgängerstreifen oder im Stau. Das empfehle ich auch meinen Chauffeuren.

Glücksgefühle auf den Strassen sind generell eher selten. Welches ist das schlimmste Erlebnis, das Ihnen auf den Strassen widerfahren ist?

Glücklicherweise blieb ich bisher von einem schweren Unfall verschont. Vor Jahren ist aber in Rothrist ein Wagen aus einer Stoppstrasse voll in die Seitentüre geprallt. Das Auto erlitt ziemlichen Blechschaden – und ich einen kleinen Schock.

Keine schlechte Bilanz bei so vielen Kilometern. Verraten Sie uns auch Ihre höchste Busse?

Vor drei Jahren bin ich auf der Autobahn mit 120 statt den erlaubten 100 km/h gefahren. Dies kostete mich über 1000 Franken.

Zur Person

Ulrich Giezendanner (56) ist Aargauer SVP-Nationalrat und Transportunternehmer. Giezendanner hat drei Kinder und unterhält einen Saurer-Lastwagenoldtimerpark.

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