Stornierte Flüge«Israel ist wie eine Insel, man kommt nur mit dem Flugzeug weg»
Viele Airlines haben ihre Flüge nach Tel Aviv eingestellt. Für Israel ist das eine Katastrophe, wie zwei Experten sagen. Denn das Land sei praktisch isoliert.
Darum gehts
Mit dem Ausbruch des Krieges in Israel stellten viele Airlines ihre Flüge nach Tel Aviv ein.
Am Samstag tat das auch die Swiss.
Israel sei wie eine Insel, sagen Aviatik-Experten. Praktisch alle Grenzübergänge seien geschlossen, der einzige Ausweg bleibe das Flugzeug.
Dass nun praktisch keine Flugzeuge mehr fliegen, sei deshalb eine Katstrophe, insbesondere für den Tourismus.
Airlines der Lufthansa-Gruppe, so auch die Swiss, haben noch am Samstag alle Linienflüge von und nach Israel eingestellt. Der Flughafen in Tel Aviv bleibt aber weiterhin geöffnet und wird angeflogen, wie ein Blick auf die Ankunftstabelle zeigt. Zwei Fachleute erklären, wieso der Luftverkehr nach Israel so wichtig ist.
Was bedeutet die Einstellung des Flugverkehrs für den Tourismus?
«Das ist eine Katastrophe, Tausende Touristen sitzen nun in Israel fest», sagt der ehemalige Chefredaktor des Aviatik-Magazins «Cockpit», Patrick Huber. Diese wichtigen Flüge zu stornieren, «schmerzt sehr», ergänzt Luftfahrtexperte Kurt Hofmann. Über andere Transportwege aus dem Land zu kommen, sei nämlich sehr schwierig: «Israel ist wie eine Insel, umgeben von Konfliktländern. Die meisten Landesgrenzen sind ständig geschlossen.»
Was raten Sie gestrandeten Passagieren?
Man müsse warten, bis sich die Situation beruhigt: «Es erinnert mich ein wenig an Corona. Flüge waren angesagt und plötzlich wurde alles gestrichen», sagt Huber.
Wie wichtig ist Israel für die Airlines?
Für Kurt Hofmann ist klar, dass Israel einer der wichtigsten Flugmärkte weltweit ist: «Gerade die Flüge in die Hauptstadt Tel Aviv sind sehr bedeutend. Das ist eine hochprofitable Strecke.» Alleine mit der Swiss fliegen täglich zwischen 500 und 700 Passagiere hin und her, schätzt er. «Auch die Verbindungen zwischen den USA und Israel sind sehr wichtig.» Laut Flightradar24 gibt es an einem normalen Tag mehr als 15 Flüge nach Nordamerika.
Wie beurteilen Sie die Entscheidung, Flüge nach Israel einzustellen?
Patrick Huber kann die Stornierungen nachvollziehen. Die Airlines hätten interne Krisen-Crews, welche die aktuelle Lage in allen Ländern ständig beobachten. «Man ist sicherlich auch in permanentem Austausch mit dem EDA und dann war relativ schnell klar, dass eine Weiterführung der Flüge viel zu gefährlich ist.» Kurt Hofmann, der jährlich viele Interviews mit Airline-CEOs führt, ergänzt, dass Airlines sehr krisenerprobt seien und es derzeit einige Hotspots gebe: «Der Luftraum über der Ukraine und Russland ist gesperrt, Afghanistan ist auch heikel und über afrikanischen Ländern gibt es auch manchmal spontane Sperrungen.»
Wieso wird Israel als potentielles Krisengebiet trotzdem angeflogen?
«Für die Airlines hat in den letzten Jahren nie eine Gefahr bestanden, obwohl Israel immer heisses Gebiet war», ist Luftfahrtexperte Patrick Huber überzeugt. Die Fluggesellschaften hätten immer gewusst, dass Israel von unruhigen Nachbarn umgeben sei. Hofmann sagt: «Der Anflug auf Tel Aviv ist eine der bestgesichertsten Routen und der Flughafen selber ist ein Hochsicherheitstrakt.»
Wieso fliegen andere Airlines noch?
«Airlines, die in dieser Region zu Hause sind, haben permanent mit solchen Konflikten zu tun», sagt Hofmann. Diese hätten dadurch ein anderes Einschätzungspotential. «Sie kennen die Situation vielleicht noch besser.» Am heutigen Sonntag sind noch vereinzelt Flüge von der staatlichen Airline El Al nach Zürich, Istanbul oder München geplant. Und auch Emirates ab Dubai oder Ryanair ab diversen europäischen Destinationen fliegen den israelischen Hauptstadtflughafen Ben Gurion noch an.
Aktuell sind beide Luftfahrtexperten der Meinung, dass immer mehr Airlines ihre Flüge streichen werden. Bis der komplette Stillstand erreicht ist, sind die Flugzeuge aus Israel raus brechend voll. Der früheste buchbare Direktflug von Tel Aviv nach Zürich mit El Al am 15. Oktober kostet rund 900 Franken.
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