Strassenlärm bei Wohnungssuche bequem online erforschen

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Lärmkataster wird öffentlichStrassenlärm bei Wohnungssuche bequem online erforschen

Neu kann im Kanton St. Gallen das Lärmkataster online eingesehen werden. Das ist eine Hilfe für Lärmgeplagte, die eine neue Bleibe suchen.

Verkehr verursacht Lärm.
Das Geoportal des Kantons St. Gallen zeigt neu an, welche Strassen (rot) stark von Lärm belastet sind.
Auch stark belastete Häuser werden in rot eingezeichnet, wie hier die Hausnummer 17.
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Verkehr verursacht Lärm.

20min/Simon Glauser

Darum gehts

  • Der Kanton St. Gallen bietet neu den Lärmbelastungskataster online für alle an.

  • Dieses zeigt, auf welchen Strassen wie viel Lärm vorhanden ist und wo Grenzwerte überschritten werden.

  • Tolle für Wohnungssuchende – so weiss man schon vorher, wo Verkehrslärm droht.

  • Mieterinnen- und Mieterverband und Lärmliga finden die Plattform eine gute Sache.

  • Laut Lärmliga kostet Verkehrslärm die Allgemeinheit jährlich rund zwei Milliarden Franken und fordert 500 Todesopfer.

Seit Montag kann man auf dem Geoportal des Kantons St. Gallen das Lärmkataster abrufen. Es zeigt, an welchen Strassen mit Verkehrslärm zu rechnen ist. Die Daten im Lärmbelastungskataster basieren auf Verkehrszählungen und -modellen. Sie beinhalten beispielsweise die durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung, den Tag- und Nachtverkehr sowie die Anteile lauter Fahrzeuge aus dem Schwer- und Motorradverkehr, wie der Kanton in einem Mediencommuniqué mitteilt. Die Bezugsdaten stammen aus dem Jahr 2018. Sie werden von Gesetzes wegen alle fünf Jahre aktualisiert.

«Die Lärmschwerpunkte im Kanton St. Gallen befinden sich bei Autobahnen und in Städten und Dörfern, vor allem dort, wo Häuser eng stehen und sich Gassen bilden», sagt Andreas Kästli, stellvertretender Kantonsingenieur und Leiter der Fachstelle Immissionen beim Tiefbauamt des Kanton St. Gallen. Am meisten betroffen seien die Städte St. Gallen, Rapperswil-Jona und Wil. «Gerade dort, wo es zu Spitzenzeiten zu Staus kommt, wird mehr Lärm verzeichnet.» Um Lärm entgegenzuwirken, setzte man beim Kanton früher vor allem auf Schallschutzfenster, in letzter Zeit vermehrt auf Strassenbeläge, die Lärm dämpfen. Ein weiterer Ansatz wären Geschwindigkeitsbegrenzungen, doch dieses seien politisch oft nicht willkommen.

Interessant, wenn man neue Wohnung sucht

«Das Lärmkataster ist interessant für Leute, die eine neue Wohnung suchen und wissen, dass sie lärmempfindlich sind», sagt Thomas Schwager, Geschäftsleiter vom Mieterinnen- und Mieterverband Ostschweiz. Wobei Verkehrslärm nur eine störende Lärmquelle sei. Grosse Unterschiede gibt es zwischen Alt- und Neubauten. «Viele stören sich am Lärm von anderen Bewohner im selben Gebäude.»

Grundsätzlich sei wichtig, dass man eine Wohnung vor dem Unterzeichnen eines Vertrages besichtige, gerne auch zwei Mal. «Es lohnt sich, genau zu schauen, wie etwa das Schlafzimmer oder der Balkon liegt. Befindet sich darunter ein Spielplatz? Oder hat es eine Bahnlinie in der Nähe? Würden mich entsprechende Geräusche stören?» Strassenlärm wirke sich oft auf den Mietzins aus. Je mehr Lärm, desto günstiger eine Wohnung. Oft müssten Geringverdiener Lärm in Kauf nehmen, um eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Lärm kostet jedes Jahr Milliarden sowie 500 Tote

Lärm wirkt sich klar auf die Preise der Miet- und Kaufobjekte aus, heisst es bei der Lärmliga Schweiz. Die Emissionen seien für Wertminderungen an Immobilien von rund einer Milliarde Franken pro Jahr verantwortlich. «Im Bereich Gesundheit kommt nochmals mindestens eine Milliarde Franken hinzu», sagt Peter Ettler, Präsident der Lärmliga Schweiz. «Strassenlärm ist für 500 Lärmtote pro Jahr verantwortlich.» Das habe eine Nationalfondsstudie gezeigt. Diese Leute wären nicht gestorben, wenn sie nicht an sehr lärmigen Strassen wohnen würden. «Lärm kann zu Kreislauferkrankungen und Herzinfarkten führen», so Ettler.
Zusammengefasst führe Lärm zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten.

Dass der Kanton St. Gallen nun öffentliche Daten zu Lärm via dem Portal allen öffentlich zugänglich macht, sei sehr begrüssenswert. Es erleichtere Interessierten, Gutachtern und auch der Verwaltung selbst die Arbeit, wenn man online einfach Zugriff zu den Daten bekomme.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Fragen zu Miete oder Vermietung?

Hier findest du Hilfe:

Mieterverband, Tel. 0900 900800 (kostenpflichtig)

Mieterschutzverband, Tel. 0900 48 48 48 (kostenpflichtig)

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