Bekannte Tampon-Marken enthalten laut Studie Blei und Arsen

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HygieneprodukteForscher alarmiert: In vielen Tampons stecken giftige Metalle

Forscher sind alarmiert: Sie fanden das giftige Schwermetall Blei und zahlreiche weitere Metalle wie Quecksilber in Tampons.

Tampons von bekannten Marken enthalten giftige Metalle, wie eine US-Studie ergab.
Laut einer Forscherin ist das Metall bei Tampons besonders besorgniserregend, da die Haut der Vagina durchlässiger sei als andere Körperbereiche.
Weitere Studien seien nötig, um herauszufinden, wie leicht sich das Metall von den Tampons löst.
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Tampons von bekannten Marken enthalten giftige Metalle, wie eine US-Studie ergab.

IMAGO/Pond5 Images

Blei im Tampon: Darum gehts

  • Laut einer Studie enthalten Tampons giftige Metalle wie Blei und Quecksilber.

  • Bio-Tampons enthalten weniger Blei, dafür mehr Arsen.

  • Bei Tampons seien Metalle besonders besorgniserregend, sagt eine Forscherin.

Schockierende Ergebnisse einer US-Studie von dieser Woche: Forscherinnen und Forscher testeten 30 Tampons und andere Hygieneprodukte von 14 bekannten Marken und fanden in allen Blei, Arsen, Quecksilber und ein Dutzend weitere Metalle.

Sie kauften die Produkte in den USA, Grossbritannien und Griechenland.  Läden und Marken nennen die Studienautorinnen und -autoren nicht. Doch potenziell Millionen Frauen weltweit könnten diese Tampons benutzen, wie die US-Zeitschrift «Fortune» unter Bezug auf die Studie berichtet.

Blei ist immer giftig, egal welche Dosis

Laut Studienautorin Jenni Shearston ist es die erste Studie, die misst, wie hoch die Bleikonzentration in Tampons ist. Weitere Forschungen seien notwendig, um zu sehen, ob die Metalle aus den Tampons austreten.

Sie warnt: Bleiexposition kann Schäden am Nervensystem verursachen oder zu Fruchtbarkeitsstörungen führen. Bei Tampons sei dies besonders besorgniserregend, da die Haut der Vagina durchlässiger sei als andere Körperbereiche. Zudem gelange es direkt in den Blutkreislauf und passiere nicht wie Lebensmittel zuerst den Magen-Darm-Trakt oder werde von der Leber gefiltert. Doch unabhängig davon sei Blei immer giftig und lagere sich über Jahre in den Knochen an. Arsen gelte als krebserregend.

«Tampons sind eine Blackbox»

Die Metalle könnten von kontaminierten Böden in die Baumwollpflanze gelangt sein, vermuten die Forscherinnen und Forscher. Sie könnten aber auch von Chemikalien wie Zinkoxid stammen, die Gerüche verhindern, oder bei der Produktion vom Abrieb der Maschinen, sagt Studienmitautorin Kathrin Schilling zum «Spiegel». Das seien aber nur Mutmassungen. «Leider weiss man bislang sehr wenig darüber, was sich ganz genau in einem Tampon befindet. Sie sind eine Blackbox», so Schilling.

Für Hygieneartikel gebe es im Gegensatz zu Lebensmitteln so gut wie keine Regularien. Deshalb fordern die Forscherinnen und Forscher Vorschriften, die verlangen, dass die Hersteller die Tampons auf Metalle testen. Bio-Produkte enthalten laut der Studie übrigens weniger Blei, dafür mehr Arsen.

«Rückstände bei Herstellung und in der Natur»

Einer der grössten Tampon-Hersteller ist der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble mit der Marke Tampax. Dieser will sich auf Anfrage von 20 Minuten nicht äussern und verweist an den Branchenverband der Vliesstoff-Produzenten Edana. Dort heisst es, man sei besorgt über die Art und Weise, wie die Ergebnisse ohne Kontext dargestellt worden seien.

Schwermetalle und Spurenelemente würden nicht absichtlich zu Tampons hinzugefügt. Dennoch könnten sie manchmal als Rückstände des Herstellungsprozesses oder weil sie in der Umwelt vorhanden sind, in Produkten gefunden werden.

So kämen Schwermetalle in höheren Konzentrationen als in der Studie festgestellt in Lebensmitteln wie Obst, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten vor. Diese natürlich vorkommenden Spuren stellten kein Risiko für die menschliche Gesundheit dar.

Tampons nicht länger als acht Stunden tragen

Menstruationsprodukte wie Tampons würden weltweit seit Jahrzehnten sicher verwendet. Die Hersteller seien verpflichtet, die höchsten Sicherheits- und Compliance-Standards einzuhalten, und hätten fundierte Methoden für regelmässige Qualitätskontrolltests. So entsprächen alle Produkte den regionalen und nationalen Regulierungsrahmen. Um das Risiko von Blutvergiftungen zu verhindern, gelte aber bei Tampons eine maximale Tragezeit von acht Stunden.

Hast du schon mal Tampons länger als acht Stunden benutzt?

Beim zuständigen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sagt Sprecherin Sandra Schindler, man habe die Studie zur Kenntnis genommen. Hygieneprodukte müssten aber den Vorschriften des Lebensmittelrechts entsprechen. Hersteller, Importeure und Inverkehrbringer seien zur Selbstkontrolle verpflichtet.

So dürften die Produkte nur Stoffe in Mengen abgeben, die gesundheitlich unbedenklich sind. «Die Gesetzgebung in der Schweiz entspricht weitgehend der europäischen Gesetzgebung», sagt Schindler.

Das BLV liess vor sieben Jahren Hygieneprodukte auf verschiedene gesundheitsgefährdende Stoffe testen. «Das Risiko für die Gesundheit, das von den toxischen Stoffen in den untersuchten Hygieneprodukten ausgeht, wurde damals als unerheblich betrachtet», so Schindler.

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