Ohne WerbungSubs will das neue europäische Social Network werden
Die meisten grossen Social-Media-Konzerne kommen aus den USA. Ein Unternehmen aus München will dies nun ändern.
Darum gehts
- Seit März gibt es eine neue Social-Media-Plattform im App Store.
- Subs wurde von einem Münchner Unternehmen gegründet.
- Auf der Plattform wird keine Werbung geschaltet.
- Stattdessen werden Creators direkt mit Unternehmen in Verbindung gesetzt.
Weltweit nutzen rund 3,8 Milliarden Menschen soziale Netzwerke. Allein in Europa sind laut Europa.eu 56 Prozent aller Menschen zwischen 16 und 74 Jahren auf Social Media aktiv. Der Grossteil dieser Personen nutzt Plattformen wie beispielsweise Instagram, Facebook oder Youtube. Diese haben allesamt etwas gemeinsam: Sie stammen ursprünglich aus den USA und haben auch heute noch ihren Hauptsitz dort. Diese Tatsache störte Kevin Gallas Mayer, der in München ansässig ist. Daher hat er seine eigene, Europa-basierte Social-Media-Plattform gegründet.
«Auf den grossen sozialen Plattformen müssen wir uns an Richtlinien halten und uns mit Ideologien auseinandersetzen, die vielleicht gar nicht unseren eigenen entsprechen», sagt Gallas Mayer. Deshalb hat er Subs gegründet, eine Social-Media-Plattform, «die einiges anders macht».
Keine Werbung
«Unser grösstes Anliegen ist die Privatsphäre der Menschen», so Gallas Mayer. Das Problem bei vielen anderen sozialen Netzwerken seien die «Targeted Ads», die äusserst viele Informationen von den Nutzern benötigen – oft auch sehr private. Daher wird auf Subs auf diese gezielte Werbeschaltung verzichtet, weshalb auch die persönlichen Daten nicht weitergegeben werden.
«Ausserdem wollen viele Nutzer eine Reichweite aufbauen und diese vielleicht auch monetisieren», erklärt Gallas Mayer weiter. «Dies führt dazu, dass sie automatisch mit der Plattform, auf welcher sie auftreten, in Konkurrenz treten.» Schliesslich verkaufen herkömmliche Plattformen selbst Reichweite. Es ist also schlecht für ihr Geschäft, wenn sich Nutzer ihre Reichweite kostenfrei aufbauen und ihnen die Werbekunden streitig machen können.
«Auf Subs ist das nicht der Fall. Statt selbst Werbung zu schalten, wollen wir Creators direkt mit Unternehmen und Sponsoren verknüpfen. So treten wir schon gar nie in einen Konkurrenzkampf mit unserer Community», sagt Gallas Mayer.
Die Stimme einer Userin
«Ich bin bereits im letzten Sommer von einem Freund auf Subs aufmerksam gemacht worden», erzählt eine frühe Userin der Plattform. «Facebook war für mich lange schon etwas veraltet und bei Instagram hatte ich keine Lust, zu sehen, was die Leute gerade gekocht haben.» Subs schien der Schweizerin aber stilvoller. «Man sieht die Liebe und das Engagement der Gründer. Und ich habe sogar schon viele spannende Leute darüber kennen gelernt.»
Bilder und Videos teilen
Subs ist seit Anfang März sowohl im Android als auch im Apple App Store erhältlich und hat bereits fast 7000 Nutzer. Beim Öffnen der App fällt sofort auf, dass die Programmierer vor allem Wert auf die Inhalte der Plattform gelegt haben. «Design steht bei uns an erster Stelle. Dies bedeutet für uns, so wenig Design wie möglich, um den Content hervorzuheben», erklärt Gallas Mayer. Dieser besteht aus kurzen Videos oder Bildern, denen ähnlich wie auf Instagram ein kurzer Text beigefügt werden kann.
Die Plattform sei aber nicht nur für Creators gedacht, die mit ihren Posts Geld verdienen möchten. «Auch für andere Leute, die Subs nur aus Spass nutzen möchten, um Bilder mit ihren Freunden und Familien zu teilen, ist die Plattform geeignet. Denn es wird ihnen keine lästige Werbung vorgespielt.» Die einzige Werbung, die sie sehen, ist jene, die von anderern Usern generiert wurde. «Und diese kann man ganz einfach abbestellen, wenn sie einem nicht gefällt», so Gallas Mayer.
Ein Blick in die Zukunft
«Seit kurzem sind wir stolze Eltern einer Tochter und machen uns seither viele Gedanken über die Zukunft», erzählt Gallas Mayer, der Subs mit seiner Verlobten Jessica gründete, weiter. «Daher haben wir eingeführt, dass für jeden verifizierten Nutzer auf unserer Plattform ein Baum gespendet wird.» Im ersten Monat konnten auf diese Weise bereits 100 Bäume gepflanzt werden. Im zweiten Monat waren es 200 und im dritten Monat werden voraussichtlich nochmals 400 Bäume dazukommen. «Die Nutzerverifizierung soll aber auch gegen anonyme sexuelle Belästigung, illegalen Hate Speech und Massenmanipulation durch Social Bots wirken.»
«Wir befinden uns natürlich noch ganz am Anfang unseres Abenteuers», sagt Gallas Mayer. Ziel sei es, innerhalb von zwei Jahren rund 100’000 Nutzer auf der Plattform zu versammeln. «Das ist aber alles relativ, wenn man daran denkt, dass die grossen Social-Media-Plattformen rund sieben Jahre benötigten, um relevant zu werden.» Dennoch ist der Münchner zuversichtlich: «Wir brauchen eine europäische Plattform, die den Nutzer wieder mündig macht und ihm nicht als passiven Konsumenten Informationen zuspielt, die er sich selbst gar nicht ausgesucht hat.»