125 kg Käse blockiertSüdkorea schickt Tête de Moine in die Quarantäne
Weltweit steigt die Nachfrage nach Schweizer Rohmilchkäse. Doch was hierzulande eine Gaumenfreude ist, gilt anderswo als Risiko – jurassischer Halbhartkäse in Südkorea zum Beispiel.

Ein Angestellter testet die Qualität von Tête de Moine.
So ein Käse: Die Südkoreaner müssen sich noch etwas gedulden, bis sie in den Genuss des Tête de Moine kommen. Derzeit sind 125 Kilogramm des jurassischen Halbhartkäses im Zolllager in Seoul blockiert. Grund dafür ist ein bürokratisches Problem: Der Käse steht nicht auf der Liste der zugelassenen Schweizer Rohmilchkäsesorten.
Für Olivier Isler ist das ärgerlich: «Die Südkoreaner glauben, dass der Käse mit gewissen Gesundheitsrisiken verbunden ist, weil er aus Rohmilch hergestellt wird», sagt der Geschäftsführer der Sortenorganisation Tête de Moine gegenüber 20 Minuten Online. Das passiere vor allem in asiatischen Ländern, die keine Rohmilch-Tradition hätten – die Südkoreaner seien besonders heikel.
Isler spricht von einem vorgeschobenen Argument, in Wirklichkeit handle es sich um eine Form des Protektionismus. Ähnliche Probleme gab es laut dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) auch beim Schweizer Original Emmentaler. Zum Konflikt kam es angeblich, als die Südkoreaner einen Maximalwert für Propionsäure im Käse definierten (siehe Box).
Daraufhin wurde der Schweizer Botschafter in Seoul eingeschaltet – aber auch diese Intervention half nicht. Erst als südkoreanische Experten zu einer Studienreise in die Schweiz eingeladen wurden, um sich die Produktion des Käses vor Ort anzuschauen, gelang der Durchbruch. Seit Oktober 2012 darf Schweizer Emmentaler wieder nach Südkorea exportiert werden.
Importverbot besteht seit zehn Jahren
Die strengen Lebensmittelvorschriften Südkoreas betreffen nicht nur Milchprodukte; als heikel eingestuft werden laut Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auch Fleisch und Gemüse. «Vor allem asiatische Länder haben sehr rigide Lebensmittelvorschriften und verfügen teilweise über Importverbote für entsprechende Lebensmittel», präzisiert Tim Kränzlein vom BLW.
Das Problem liegt nicht alleine bei den südkoreanischen Behörden. Gemäss Kränzlein liegt für den Tête de Moine bereits seit zehn Jahren ein Importverbot vor: «Der südkoreanische Importeur, der verantwortlich für die Einhaltung der Lebensmittelstandards ist, ist vermutlich davon ausgegangen, dass die Einfuhr von Tête de Moine problemlos möglich ist», sagt Kränzlein.
Exporteure sollen zahlen
Wie lange der Schweizer Käse noch im Zolllager liegen bleibt, ist unklar. In Zukunft könnten solche Probleme jedoch vermieden werden: Einerseits durch einen besseren Informationsaustausch der zuständigen Behörden des Import- und Exportlandes. Darüber hinaus sollen Inspektionen - also Studienreisen - ausländischer Experten in heimischen Betrieben Handelshürden abbauen.
Solche Studienreisen sind kostspielig und mit grossem Aufwand verbunden. Alleine für Transport und Betreuung fallen für solche Inspektionen laut BLW Kosten zwischen 10'000 und 80'000 Franken an. Wenn es also darum geht – wie im Fall Emmentaler – bereits bestehende Absatzmärkte zu erhalten, will der Bund die Exporteure zur Kasse bieten. Schliesslich sind es die Unternehmen, die vom Handel mit dem Ausland profitieren.
Propionsäure
Emmentaler und anderen Hartkäsesorten die charakteristischen Löcher und das Aroma durch Freisetzung von Kohlenstoffdioxid und Propionsäure. (sza)