Blockade - Suezkanal-Behörde belastet Kapitän der «Ever Given» schwer

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BlockadeSuezkanal-Behörde belastet Kapitän der «Ever Given» schwer

Die Kanalbehörde verlangt vom Eigentümer der «Ever Given» Schadenersatz in Millionenhöhe und wirft dem Kapitän Fehlverhalten vor.

Der Rechtsstreit um die «Ever Given» und die Blockade im Suezkanal geht weiter.
Ägypten hat den Ende März im Suezkanal verunglückten Frachter beschlagnahmt.
Das riesige Containerschiff dürfe das Land nicht verlassen, bis die Schadenersatzansprüche mit dem japanischen Eigentümer geklärt sind.
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Der Rechtsstreit um die «Ever Given» und die Blockade im Suezkanal geht weiter.

Sayed Hassan/dpa

Darum gehts

  • Ägypten will die «Ever Given» erst nach einer Zahlung von hunderten Millionen aus dem Land lassen.

  • Die Summe verlangt die Kanalverwaltung als Schadenersatz für die Verstopfung des Suezkanals.

  • Die Eigentümerinnen und Eigentümer wehren sich gegen die Forderungen.

Im Streit um die Blockade des Suezkanals hat die Kanalbehörde den Kapitän des Frachters «Ever Given» direkt für die folgenschwere Havarie verantwortlich gemacht. «Laut Aufzeichnungen drehte das Schiff bei der Einfahrt des Kanals nach rechts, und der Kapitän wollte es zurück zur Mitte lenken», sagte Sajid Schaischa, führender Ermittler der Kanalbehörde. «Er gab zu viele Befehle in sehr kurzer Zeit, etwa acht Befehle in zwölf Minuten, was dem Schiff nicht genug Zeit zur Ausführung lässt. Das Schiff ist sehr gross und es reagiert langsam.» Technische Probleme habe es nicht gegeben. Schaischa hatte sich am Sonntag in Ismailia vor Journalistinnen und Journalisten geäussert.

Ein Wirtschaftsgericht in der Stadt Ismailia befasst sich mit der tagelangen Blockade der wichtigen Wasserstrasse. Die «Ever Given», eines der grössten Containerschiffe der Welt, lief dort im März auf Grund und blockierte den Kanal sechs Tage lang. Die Kanalbehörde fordert wegen wirtschaftlicher Verluste, Arbeiten zur Freilegung des Frachters und Schäden am Kanal rund 550 Millionen Dollar (451 Mio. Euro) Entschädigung. Sie hat die «Ever Given» beschlagnahmt und will die Weiterfahrt erst bei einer Einigung erlauben. Die nächste Anhörung am Wirtschaftsgericht in Ismailia ist in drei Wochen geplant.

Die Ergebnisse ihrer Ermittlungen habe die Kanalbehörde unter anderem an die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) mit Sitz in London geschickt sowie an die japanischen Eigentümerinnen und Eigentümer. Die Vermutung, dass starker Seitenwind bei schlechtem Wetter möglicherweise zu dem Unfall führte, wiesen die Vertreterinnen und Vertreter der Kanalbehörde zurück. Vor Einfahrt der «Ever Given» hätten mehrere Schiffe mit ähnlicher Ladung und Grösse den Kanal erfolgreich durchfahren.

Ägypten plant Erweiterung des Suezkanals

Nach der tagelangen Blockade des Suezkanals durch ein quer liegendes Frachtschiff will Ägypten den südlichen Teil des Wasserwegs erweitern. Der Leiter der Kanalbehörde, Generalleutnant Osama Rabei, erklärte am Dienstag, der Kanal solle verbreitert und vertieft werden.

Der Plan sieht vor, den Kanal an seinem südlichen Ende um etwa 40 Meter nach Osten zu verbreitern, auf der Seite der Halbinsel Sinai, wie Rabei erklärte. Der 30 Meter lange Abschnitt werde ausserdem von derzeit 20 Metern auf 22 Meter vertieft. Eine 2015 eröffnete zweite Fahrrinne soll um zehn Kilometer verlängert werden. Dann könnten Schiffe auf dem Kanal auf einer Strecke von 82 Kilometern gleichzeitig in beide Richtungen fahren.

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(DPA/dmo)

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