Sunrise: CEO-Vergütung von 15,4 Mio. CHF unter Beschuss

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SunriseCEO-Vergütung: «Weder angemessen noch im Interesse der Aktionäre»

Die Vergütung des Sunrise CEOs André Krause sorgt für einen Aufschrei. Aktionäre befürchten, er könnte falsche Anreize setzen.

Sunrise-CEO André Krause könnte für seine Tätigkeiten im letzten Jahr mindestens 15,4 Millionen Franken erhalten.
Damit hätte er sogar die Vergütung von UBS-Chef Sergio Ermotti übertrumpft. Dieser erhielt 2023 14,4 Millionen Franken
Der Schweizerische Anlegerschutzverein kritisiert dies und sieht das langfristige Potenzial der Firma dadurch gefährdet.
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Sunrise-CEO André Krause könnte für seine Tätigkeiten im letzten Jahr mindestens 15,4 Millionen Franken erhalten.

20min/Matthias Spicher

Sunrise-CEO-Lohn: Darum gehts

  • Sunrise-CEO André Krause könnte eine Vergütung von mindestens 15,4 Millionen Franken für das letzte Jahr erhalten.

  • Der Schweizerische Anlegerschutzverein kritisiert die Vergütung als unangemessen und nicht im Interesse der Aktionäre.

  • Sunrise verteidigt die Vergütung als Anreiz für nachhaltigen Erfolg und Kontinuität des Unternehmens.

Mindestens 15,4 Millionen Franken könnte der CEO von Sunrise, André Krause, für seinen Dienst im letzten Jahr erhalten. Die Höhe der Auszahlung sorgte für einiges an Unverständnis. Wie kann Sunrise dies rechtfertigen, und schadet es am Schluss gar dem Unternehmen?

Auch wenn die gut 15 Millionen wohl nicht mal das ganze Bild zeigen – da der Vergütungsbericht nur die sechs Wochen seit dem Börsengang bis zum Jahresende aufzeigt –, übertreffen sie bereits viele andere heiss debattierte Manager-Entlohnungen.

So klopfte erst letzte Woche der Zürcher Kantonsrat der Axpo auf die Finger für die 1,8 Millionen Franken, die Firmenchef Christoph Brand erhielt. Gar der Lohn von UBS-Chef Sergio Ermotti von 14,4 Millionen Franken für das Jahr 2023 wurde übertrumpft. Nur an Novartis-Chef Vas Narasimhan kommt Krause nicht heran. Dieser erhielt im letzten Jahr 19,2 Millionen Franken, wie das VZ Vermögenszentrum schreibt.

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Kurzfristige Gewinnmaximierung zu Lasten des langfristigen Potenzials

Beim Schweizerischen Anlegerschutzverein (SASV) ist klar: «Das Gehalt in 2024 von mindestens 15,4 Millionen Franken für Sunrise CEO André Krause ist aus unserer Sicht weder angemessen noch im Interesse der Aktionäre.» Dabei kritisieren sie auch, wie der Lohn zustande gekommen ist.

13,7 Millionen Franken von Krauses Entlöhnung kommen vom sogenannten Initial Award Programm, das die Interessen des Managements eigentlich mit denjenigen der Aktionäre verbinden soll. Doch: «Das Risiko der kurzfristigen Gewinnmaximierung zu Lasten des langfristigen Potenzials ist aufgrund dieses Incentive-Programmes hoch, sodass bei falschen Anreizen massiv Aktionärswert vernichtet werden kann», sagt Arik Röschke, Generalsekretär des SASV.

Aktionäre haben faktisch wenig Einfluss

Den Grund sieht Röschke in der Aufteilung der Aktien. Sunrise sei schon beim Börsengang im letzten Jahr zu Recht in der Kritik gestanden, da verschiedene Aktiengattungen mit unterschiedlichem Stimmrecht eingeführt worden seien. «Normal gilt ‹one share – one vote› an der Börse. Wird davon abgewichen, entstehen oft Interessenskonflikte zum Nachteil der Aktionäre», so Röschke.

«Aufgrund der unterschiedlichen Stimmrechte haben die Aktionäre faktisch wenig Einfluss auf die Besetzung des Verwaltungsrates und damit auf die Vergütung des CEOs.» Wer allerdings viel Einfluss hat, sind die Grossaktionäre der ehemaligen Muttergesellschaft Liberty Global. Sie sind durch den Spin-off auch Ankeraktionäre von Sunrise.

Über die B-Aktien mit zehnfachem Stimmrecht könne der Chairman von Liberty Media, John Malone, trotz geringen Nennwerts übermässig Einfluss auf die ehemalige Tochter nehmen, meint Röschke. «Das trifft natürlich auch auf die Vergütung des Managements und des CEOs zu.»

Bloss eine potenzielle Vergütung

Sunrise widerspricht dieser Darstellung. «Jede Sunrise Aktie der Klasse A und jede der Klasse B haben je 1 Stimme. Die Grossaktionäre John Malone und Mike Fries sichern als Ankeraktionäre über ihre Aktien der Klasse B, die einen zehnfach tieferen Nennwert als die Aktien der Klasse A haben, die strategische Kontinuität des Unternehmens. An der Börse werden nur die Aktien der Klasse A gehandelt.»

Auch sieht man keinen Grund zur Aufregung um den Initial Award. «Dabei handelt es sich – wie im Rahmen von Börsengängen üblich – primär um eine Beteiligung des CEO und der Geschäftsleitung am Unternehmen, um die Kontinuität, den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens und die Rendite-Interessen der Aktionärinnen und Aktionäre grösstmöglich in Einklang zu bringen.»

«Der Initial Award ist kein Lohn für 2024, sondern eine Vergütung für den Börsengang.»

Sunrise-Sprecher

Weiter betont Sunrise auf Anfrage: «Der Initial Award ist kein Lohn für 2024, sondern eine Vergütung für den Börsengang.» Und zudem bloss eine potenzielle Vergütung über die nächsten vier Jahre, deren weitaus grösster Teil erst im Jahr 2029 ausbezahlt würde.

Die Auszahlung sei an anspruchsvolle Unternehmensziele und an Ziele für die Gesamtaktionärsrendite und damit an Kontinuität, nachhaltiges Wachstum und Erfolg des Unternehmens geknüpft. «Sind die Ziele nach vier Jahren nur teilweise oder nicht erfüllt, wird diese leistungsabhängige Vergütung gekürzt oder kann ganz entfallen.» Der wiederkehrende Lohn des CEOs im 2024 und 2025 bewege sich derweil im marktüblichen Rahmen.

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