Surfen wir bald alle mit Smartbrillen?

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Das nächste grosse DingSurfen wir bald alle mit Smartbrillen?

Die Zukunft des Smartphones könnte auf der Nase liegen. Nicht nur Google und Microsoft treiben die Entwicklung von Datenbrillen voran. Doch die neuartige Technologie hat ihre Tücken.

von
Daniel Schurter

In Zukunft zücken wir nicht mehr das Smartphone, um unterwegs Informationen abzurufen, zu fotografieren und Kurznachrichten zu verschicken. Diese und viele weitere Funktionen könnte eine unscheinbare Brille übernehmen. Dank neuster Technik reagiert sie auf mündliche Anweisungen oder Gesten. Die gewünschten Informationen werden direkt vor dem Auge des Nutzer eingeblendet, als Zusatz zum realen Geschehen. Dies nennt sich Augmented Reality.

Während Google unter dem Codenamen Projekt Glass an einer Display-Brille für den Alltag arbeitet, will sich Microsoft offenbar auf ausgewählte Situationen im Leben der Nutzer konzentrieren. Dies legt ein kürzlich publik gewordener Antrag beim US-Patentamt nah, wie die BBC berichtete.

Das im Mai 2012 eingereichte Begehren bietet Einblicke in die Pläne des Software-Riesen aus Redmond. Demnach soll die Microsoft-Brille nicht dauerhaft getragen werden, sondern nur an Live-Events. Der Nutzer könnte beispielsweise während einem Fussballspiel im Stadion die Zwischenresultate von anderen gerade laufenden Partien mit der Brille abrufen. Diese Zusatzinformationen würden so eingeblendet, dass der Blick aufs Spielfeld freibleibt.

Minikamera filmt

Fachleute gehen davon aus, dass praktisch alle grossen Tech-Konzerne an entsprechenden Projekten arbeiten. Ob Google, Microsoft, Sony, Apple oder auch weniger bekannte Unternehmen: Die Internet-fähigen Smartbrillen könnten das nächste grosse Ding nach dem Zeitalter der Smartphones sein. Angesichts des globalen Patentkriegs rund um Smartphones erscheint es nichts als logisch, dass die Unternehmen auch bei den Smartbrillen aufrüsten.

Die Prozessoren werden immer kleiner und leistungsfähiger. Wenn der Rechner nicht im Brillengestell Platz hat, ist eine Zwischenlösung denkbar, mit einem Gerät am Handgelenk, dem Gürtel oder versteckt in der Tasche. Was allen gemeinsam ist, dürfte die ins Brillengestell integrierte Minikamera sein. Denn ohne Kamera erhält der Rechner keine Informationen, was rund um den Nutzer gerade passiert.

Schweizer Datenschützer hat Bedenken

Hier eröffnen sich allerdings neue Problemfelder, deren Konsequenzen noch gar nicht absehbar sind. Wer sich eine Smartbrille auf die Nase setzt, tut dies freiwillig. Sobald der Nutzer die eigenen vier Wände verlässt, dürfte es kompliziert werden. Wie weiss ich, ob mich der Brillenträger vis-à-vis im Tram nicht gerade heimlich filmt?

20 Minuten Online hat den obersten Datenschützer der Schweiz, Hanspeter Thür, um eine Stellungnahme gebeten. Thür, der in diesem Jahr einen Teilsieg gegen Google Street View errungen hat, hebt warnend den Finger: «Mit solchen Datenbrillen dürfen im öffentlichen Raum keine Aufnahmen mit Personendaten gemacht und schon gar nicht veröffentlicht werden. Das bedeutet, wenn Personen auftauchen, müssen die Aufnahmen unterbrochen oder Bereiche ohne Personen anvisiert werden. Es sei denn, es liege eine Einwilligung vor.»

Dass wir so schnell alle mit einer Smartbrille herumlaufen, erscheint aus dieser Perspektive eher unwahrscheinlich.

(Quelle: youtube.com/Google)

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