StromverbrauchSVP-Glarner schiesst nach Twitter-Debatte gegen «Lucy»-Betreiber
SVP-Nationalrat Andreas Glarner wurde nach einem Tweet zum Stromverbrauch von Teslas und Weihnachtsbeleuchtungen harsch kritisiert. Jetzt wehrt er sich: Die Betreiber hätten die falschen Angaben gemacht.
Darum gehts
SVP-Nationalrat Andreas Glarner wehrt sich gegenüber 20 Minuten gegen den Vorwurf, den Unterschied zwischen Kilowatt und Kilowattstunden nicht zu kennen. Diesen musste er sich auf Twitter anhören, nachdem er den Stromverbrauch der Weihnachtsbeleuchtung «Lucy» mit dem eines Teslas verglichen hatte. Das alles sei ein grosses Missverständnis: «Die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse hat ursprünglich falsche Angaben gemacht und diese mittlerweile stillschweigend geändert», sagt Glarner.
Das stimmt: Die «Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse» hat die Angaben zum Stromverbrauch nachträglich geändert, wie Screenshots zeigen. Stand zu Beginn, dass die Anlage «3000 Watt Stromverbrauch in den insgesamt sechs Wochen Betriebszeit generiert», steht jetzt: «3000 Watt durchschnittlicher Verbrauch elektrischer Leistung im Normalbetrieb pro Stunde.» Das sei ein gigantischer Unterschied, sagt Glarner. «Selbstverständlich kenne ich den Unterschied zwischen kW und kWh. Ich habe zu diesem Thema unterrichtet und kenne mich bestens aus.»
Glarner prangerte «Symbolpolitik» an
Glarner wollte ursprünglich «der Symbolpolitik» des Bundes beim Energiesparen einen Strich durch die Rechnung machen – doch dieser Schuss ging nach hinten los. Auf Twitter rechnete er am Sonntag vor, dass ein einziger Tesla auf 100 Kilometer «fünfmal mehr Energie als die Weihnachtsbeleuchtung ‹Lucy› an der Bahnhofstrasse während der ganzen sechs Wochen!» verbrauche. Dieser Vergleich sei «totaler Unfug», sagen seine Kritiker auf Twitter.
Denn die Weihnachtsbeleuchtung Lucy verbraucht laut Hersteller während sechs Wochen Betriebszeit 1260 Kilowattstunden – und nicht etwa «3000 Kilowatt», wie Glarner fälschlicherweise schreibt. Ein durchschnittlicher Tesla käme mit diesen 1260 Kilowattstunden 6000 bis 7000 Kilometer weit – also extrem viel mehr als die von Glarner angegebenen 100 Kilometer.
Oder anders gesagt:
Glarner liess das erst nicht auf sich sitzen. Seine Rechnung erklärte er mit den Werten, die die Vereinigung «Zürcher Bahnhofstrasse» auf ihrer Website zu «Lucy» publiziert hat. «3000 Watt durchschnittlicher Verbrauch elektrischer Leistung im Normalbetrieb pro Stunde», heisst es dort.
Doch auch damit ist Glarners ursprüngliche Behauptung nicht gerechtfertigt. Denn der SVP-Nationalrat hat nicht zwischen Leistung (Kilowatt) und Energie (Kilowattstunde) unterschieden. Die Angabe der Vereinigung «Zürcher Bahnhofstrasse» ist in Kilowatt angegeben, der Durchschnittsverbrauch des Teslas jedoch in Kilowattstunden. Diesen Unterschied erklärt dem SVP-Nationalrat ein User:
Die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse erklärte am Dienstag gegenüber 20 Minuten: «Am Montagmorgen wurden wir von verschiedenen Stellen darüber informiert, dass die Angaben auf der Webseite zum Stromverbrauch von Lucy irreführend seien. Nach Klärung des Sachverhalts mit Fachexperten haben wir die Richtigstellung vorgenommen.» Wie es zu dieser falschen Kontextualisierung gekommen sei, müsse die Vereinigung noch abklären.
Tatsache sei aber, dass Lucy in der gleichen Zeit dieselbe Energie verbrauche wie ein handelsüblicher Backofen oder zwei Staubsauger. «Den aktuellen Herausforderungen betreffend einer möglichen Strommangellage sind wir uns bewusst. Wir sind aber überzeugt, dass sich die Menschen auch in diesem jahr für den Advent eine besinnliche und weihnachtliche Atmosphäre wünschen. Selbstverständlich beobachten wir die Entwicklung aber genau und werden bei Bedarf Betriebsszenarien prüfen.» Den Vergleich von Andreas Glarner will die Vereinigung nicht kommentieren.
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