PersonalmangelSwiss rekrutiert Flight Attendants im Ausland
Der Schweizer Airline fehlen Flight Attendants – doch die Personalsuche in der Schweiz gestaltet sich schwierig. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist aber kein Thema. Stattdessen sucht Swiss Personal im Ausland.
Darum gehts
Swiss-Passagiere werden sich in Zukunft daran gewöhnen müssen, an Bord vermehrt von nicht Schweizer Flugpersonal bedient zu werden. Nach einem Bericht der «SonntagsZeitung» werden derzeit zunehmend Flight Attendants im Ausland gesucht, denn die tiefen Löhne und die schwierigen Arbeitsbedingungen machen es für die Airline schwer, Schweizer und Schweizerinnen für den Job zu finden.
Nachdem die Swiss vor einem Jahr 334 Flight Attendants entliess und viele weitere freiwillig kündigten, geriet die Firma in personelle Schwierigkeiten: Obwohl sie später allen Entlassenen anbot, wieder zurückzukehren, und gleichzeitig eine massive Rekrutierungskampagne startete, war es nicht genug: Im Sommer musste die Swiss aufgrund mangelnden Personals drei Prozent der Flüge streichen.
Ausländische Mitarbeitende ohne Bezug zur Schweizer Firma
Dass schon jetzt viele ausländische Mitarbeitende bei der Schweizer Airline tätig sind, ist kein Geheimnis. «Die Standardsprache ist mittlerweile Hochdeutsch, weil in jeder Besatzung mehrere Deutsche dabei sind», erzählt ein Flugbegleiter anonym. Auch Menschen aus Italien, Spanien und Osteuropa arbeiteten für die Schweizer Fluggesellschaft. Laut einem anderen Insider beträgt der Anteil der Ausländer und Ausländerinnen am Flughafen Genf über 90 Prozent. In Zürich soll er deutlich tiefer sein, doch das soll sich bald ändern: Laut der «SonntagsZeitung» strebt die Swiss an, dass künftig bis zu 40 Prozent der Flight Attendants mit Arbeitsort Zürich nicht in der Schweiz wohnen.
Darunter würde die Qualität des Service der Schweizer Airline leiden, befürchtet eine der Quellen. «Es gibt mehr Angestellte als noch vor einigen Jahren, die keinen Bezug mehr zu dieser Firma und zur Qualität haben, die wir eigentlich bieten wollen», sagt er.
«Lohndumping» bei Swiss von Gewerkschaften kritisiert
Für Schweizerinnen und Schweizer ist der Job des Flight Attendants oder des Piloten nicht mehr attraktiv – vor allem finanziell. Nach aktuellem Gesamtarbeitsvertrag verdienen Flugbegleiter und -begleiterinnen im ersten Dienstjahr 3400 Franken Bruttolohn. Mit Zulagen und Spesen liegt ein Durchschnittssalär deutlich unter 4000 Franken. Im Vergleich: Der Schweizer Medianlohn lag 2020 bei 6665 Franken.
«Zur weiteren Stabilisierung ihres Flugplans» im nächsten Winter sollen Mitarbeitende der lettischen Air Baltic in sechs Maschinen Flüge für die Swiss durchführen. Crews der Air-Baltic verdienen inklusive aller Zulagen weniger als 1600 Euro brutto. Schon seit längerem fliegen auch sechs Kurzstreckenmaschinen samt Crews der Gesellschaft Helvetic Airways für die Swiss. Die Angestellten der Airline des Schwyzer Milliardärs Martin Ebner verdienen ebenfalls bedeutend weniger als die der Swiss.
Gewerkschaften der verschiedenen Personalgruppen der Swiss kritisierten das von der Swiss betriebene «Lohndumping» in einem Brief. Sie befürchten, dass sich Strategien wie mit Air Baltic und Helvetic Airways etablieren. Swiss-Sprecherin Karin Montani versichert gegenüber der «SonntagsZeitung», dass die Zusammenarbeit mit Air Baltic «bis Ende Winterflugplan vorgesehen» sei – was die Swiss nicht daran hindert den Vertrag zu verlängern.
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