Swiss: So viele Flugzeuge heben ohne Koffer ab

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SwissportSo gross ist die Gefahr, dass Swiss ohne deinen Koffer abhebt

Ein Swiss-Flieger, der ohne Koffer in Bilbao landete, sorgte für Aufsehen. Swiss sei in engem Austausch mit Swissport, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen werde.

Wenn Koffer nicht am Zielort ankommen, ist das für die Fluggäste frustrierend.
In der Hochsaison von Mitte Juli bis Mitte August wurden laut Swiss 97,8 Prozent der insgesamt 1,3 Millionen Gepäckstücke wie geplant befördert. Das bedeutet, dass 28'600 Gepäckstücke nicht rechtzeitig ihr Ziel erreichten.
Man sei in engem Austausch mit Swissport und arbeite gemeinsam daran, die Abläufe zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall wie vergangenes Wochenende, als ein Swiss-Flieger ohne Gepäck in Bilbao landete, nicht wiederhole.
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Wenn Koffer nicht am Zielort ankommen, ist das für die Fluggäste frustrierend.

Tamedia AG

Darum gehts

  • Die Schweizer Bodenabfertigungsfirma Swissport teilt mit, dass im laufenden Jahr bis am 10. September rund 62’000 Flüge abgefertigt worden seien.

  • Davon seien 15 Maschinen ohne Gepäck abgehoben. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 0,024 Prozent.

  • Der Vorfall, bei dem vergangenes  Wochenende ein Flugzeug ohne Gepäck abgehoben war, wird von Swiss als inakzeptabel betrachtet.

Swiss-Flug LX8226 hob vergangenen Samstagabend ohne Gepäck am Flughafen Zürich ab. Nach der Landung im spanischen Bilbao warteten die Reisenden 45 Minuten lang vergebens am Gepäckband.

Auf Anfrage sagte ein Swiss-Sprecher, der Grund für den Koffer-Ärger sei Personalmangel beim Verladen gewesen – als auch nach einer Stunde Wartezeit keine Angestellten zum Verladen des Gepäcks verfügbar gewesen seien, habe man sich aus «operationellen Gründen» zu einem Start entschieden. Laut dem Swiss-Sprecher wurde so gewährleistet, dass der Rückflug nach Zürich vor der Nachtflugsperre landen konnte.

62’000 Flüge abgefertigt

Die Schweizer Bodenabfertigungsfirma Swissport teilt gegenüber den Zeitungen der CH Media mit, dass im laufenden Jahr bis am 10. September rund 62’000 Flüge abgefertigt worden seien. Davon seien 15 Maschinen ohne Gepäck abgehoben. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 0,024 Prozent.

Das heisst, dass 99 Prozent der Gepäckstücke rechtzeitig und korrekt verladen werden, vorausgesetzt, sie werden mindestens 40 Minuten vor Abflug eingecheckt, wie eine Swissport-Sprecherin sagt. Die 15 Fälle seien laut der CH-Media-Zeitungen trotzdem «ein neues Phänomen» und für die Swiss «ein Imageschaden». Ausserdem sei es wahrscheinlich, dass nicht alle Gepäckstücke bei den übrigen Flügen immer ins Flugzeug gelangen würden. Swissport würde dazu keine genauen Angaben machen.

28'600 Gepäckstücke erreichten Ziel nicht rechtzeitig

Die Swiss nimmt jedoch Stellung. Ihr Sprecher Michael Pelzer erklärt: «Die weltweite Luftfahrtbranche kämpft seit einiger Zeit mit begrenzten Ressourcen, was leider auch bei uns vermehrt Flugunregelmässigkeiten verursacht. In der Hochsaison von Mitte Juli bis Mitte August wurden 97,8 Prozent der insgesamt 1,3 Millionen Gepäckstücke wie geplant befördert.» Das bedeutet, dass 28'600 Gepäckstücke nicht rechtzeitig ihr Ziel erreichten. 

Ein Vorfall wie der am vergangenen Wochenende werde von Swiss als inakzeptabel betrachtet. Man sei in engem Austausch mit Swissport und arbeite gemeinsam daran, die Abläufe zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen werde.

Unmut bei Swiss ist gross

Die Zeitungen der CH Media berichten weiter, dass bei Swiss aufgrund solcher Vorfälle der Unmut gross sei. Bereits vor einigen Monaten gab die Fluggesellschaft gegenüber den Medien zu, dass sie es in Kauf nimmt, fehlendes Gepäck als weniger gravierendes Problem zu betrachten, um sicherzustellen, dass die Passagiere zumindest rechtzeitig an ihr Ziel gelangen.

In solchen Fällen erstattet die Swiss den Passagieren je nach ihrer Buchungsklasse zwischen 100 und 300 Dollar für dringend benötigte Kleidung oder Hygieneartikel. Die Alternativen, nämlich erhebliche Flugverspätungen oder sogar Flugannullierungen, würden hingegen erheblich teurer ausfallen, da in diesen Fällen hohe Kosten für Umbuchungen und Entschädigungen anfallen würden.

15 Fachkräfte kommen nach Zürich

Swissport-Sprecherin Nathalie Berchtold sagt gegenüber den Zeitungen der CH Media: «In den nächsten Wochen werden wir am Flughafen Zürich schrittweise Unterstützung von 15 Fachkräften aus Zypern, Genf und Basel erhalten. Die Swissport-Mitarbeiter von anderen Flughäfen werden bis zum Ende des Jahres in Zürich bleiben, um das gestiegene Gepäckvolumen während der Herbstferien zu bewältigen. Die Aushilfen aus Genf und Basel erhalten dafür eine zusätzliche Vergütung von 50 Franken pro Tag, während diejenigen aus Zypern 70 Franken erhalten.»

Berchtold erklärt, dass während des Sommerflugplans 2023 die Spitzenzeiten mit zahlreichen Ankünften und Abflügen innerhalb eines knappen Zeitraums auf ein bisher unerreichtes Mass gestiegen sei. Dies habe zur Folge, dass es vermehrt zu Engpässen sowohl in Bezug auf die Infrastruktur als auch das Personal komme. Zusätzlich bemerke man, dass die Flugpläne der Partner-Airlines häufiger von ihren ursprünglichen Plänen abweichen würden. 

Offenverlad als weiteres Problem

Die häufigsten Gründe seien jedoch Faktoren wie Streiks, technische Probleme bei der Flugsicherung oder Wetterbedingungen, die sich kurzfristig auf den Flugverkehr auswirken würden. Diese Faktoren stellten eine zusätzliche Herausforderung für die Planung dar.

Ein weiteres Problem ergebe sich aus der vermehrten Verwendung von Flugzeugen mit offenem Frachtbereich, was dazu führe, dass das Gepäck häufig einzeln verladen werden müsse, da es nicht bereits in Containern zum Flugzeug transportiert werde. Beim offenen Frachtverladen werde mindestens 50 Prozent mehr Personal pro Flugzeug benötigt als beim Verladen in Containern. Ausserdem seien die Mitarbeiter beim offenen Verladen länger an das Flugzeug gebunden, «wodurch sie nicht für den nächsten Flug eingeteilt werden können».

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