DeutschlandSylt von Punks überrannt – «Wir machen sogar den Strand sauber»
Die Ferieninsel in der Nordsee wurde über Pfingsten dank dem 9-Euro-Ticket von Punks in Beschlag genommen. Am Montag zieht die Polizei eine erste positive Bilanz, während sich die Besucher auf den Weg nach Hause machen.
Darum gehts
Nach drei Tagen ist die grosse Punk-Party in Sylt wieder vorbei. Über Pfingsten strömten junge Leute aus allen Teilen Deutschlands auf die Ferieninsel in der Nordsee. Möglich gemacht hat dies das 9-Euro-Ticket, das von der deutschen Regierung lanciert wurde und es seinen Besitzerinnen und Besitzern ermöglicht, von Juni bis August für monatlich unter zehn Euro das gesamte öffentliche Verkehrsnetz Deutschlands zu nutzen. Linke und Punks riefen kurz danach auf, die Insel zu «entern», was sie nun auch getan haben.
Auf die Frage, warum er hier sei, antwortete ein Mann gegenüber «Focus Online»: «Einfach nur wegen Freunden, und um Leute zu treffen. Ausserdem war ich noch nie auf Sylt.» Den Gang an den Strand, geschweige den ans Meer, hat der Punk aber nicht geschafft. An den Hinweg könne er sich sowieso nicht mehr erinnern und auch seit seiner Ankunft vor drei Tagen habe er das Meer bisher noch nicht gesehen. Ein weiteres Mal nach Sylt zu kommen, kann sich der Feriengast aber nicht vorstellen. Der Reporter von «Focus Online» spricht darauf noch die Stippvisite eines Polizisten an. «Was hat er zu euch gesagt?» Der Punk johlend: «Der meinte, wir machen sogar den Strand sauber!»
Punks schicken sich selbst Alkohol
Die unkonventionellen Urlauber wussten sich auch bei der Beförderung ihres Gepäcks und der Versorgung mit Flüssigem zu helfen. So befürchtete der «Spiegel» am Wochenende gar, seine Reporterin an die Sylt-Partygäste zu verlieren. «Die haben sich selbst Alkohol an einen Amazonlocker geschickt, damit sie den nicht mitschleppen müssen. Man lernt fürs Leben», schwärmte die Sylt-Korrespondentin Kristin Haug.
Der Ansturm brachte auch für die Sylter Polizei zusätzliche Arbeit mit sich. Hauptsächlich sei es zu Ruhestörungen, illegalem Campen, Sachbeschädigungen und Delikten im Zusammenhang mit Alkoholkonsum gekommen, wie Sylt TV schreibt. Das Wochenende wurde einzig durch einen tödlichen Verkehrsunfall überschattet. Ein 27-jähriger Feriengast kam am frühen Samstagmorgen von der Strasse ab und prallte in ein Verkehrszeichen. Der Lenker verstarb noch an der Unfallstelle. Ein Sprecher der Polizei sagte am Sonntag gegenüber N-TV, dass es Gespräche mit den Punks gegeben habe und sich diese im Rahmen benehmen würden.
Billig-Tickets sollen Normalität werden
Damit ist der Sylt-Hype, der durch die 9-Euro-Tickets verursacht wurde, nun fürs Erste abgeklungen. Für die vergünstigten Monatsabonnemente könnte die vorübergehende Einführung aber erst der Anfang gewesen sein: Der Städte- und Gemeindebund fordert nun von der Bundesregierung, bundesweit gültige vergünstigte Tickets für den öffentlichen Verkehr zu schaffen.