Thilo Mischke neuer ttt-Moderator: ARD-Wahl sorgt für Kritik

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Thilo MischkeNeuer ARD-Moderator – «Ein Schlag ins Gesicht aller Frauen»

ARD ernennt Thilo Mischke als neuen Moderator für das Kulturmagazin «ttt» – daraufhin hagelt es Kritik. Dem 43-Jährigen wird Sexismus vorgeworfen. Das Magazin überprüft nun die Vorwürfe.

Kürzlich wurde bekannt: Journalist Thilo Mischke wird neuer Moderator des Kulturmagazins «ttt – titel thesen temperamente».
In den Kommentaren wird Mischke vorgeworfen, ein «frauenverachtendes Weltbild ganz ungeniert in die Öffentlichkeit zu tragen».
Das Magazin kommentierte unter dem Post eine ausführliche Stellungnahme zur Kritik.
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Kürzlich wurde bekannt: Journalist Thilo Mischke wird neuer Moderator des Kulturmagazins «ttt – titel thesen temperamente».

IMAGO/Future Image

Darum gehts

  • Thilo Mischke wird neuer Moderator des Kulturmagazins «ttt» der ARD.

  • Es hagelt heftige Kritik wegen Sexismusvorwürfen gegen Mischke.

  • Grund ist sein Buch «In 80 Frauen um die Welt» aus dem Jahr 2010.

  • Das Magazin prüft die Vorwürfe und führe Gespräche.

Vor wenigen Tagen gab ARD bekannt: Journalist Thilo Mischke wird neuer Moderator des Kulturmagazins «ttt – titel thesen temperamente». Sein Vorgänger, Max Moor, moderierte die Sendung für 17 Jahre. Doch die Wahl seiner Nachfolge stösst auf grosse Kritik, das verdeutlichen die über 1500 Kommentare unter einem Instagram-Post des Magazins: «Ein Schlag ins Gesicht aller Frauen» und «Das ist ja mal ein echter Griff ins Klo.». In den Kommentaren wird Mischke vorgeworfen, ein «frauenverachtendes Weltbild ganz ungeniert in die Öffentlichkeit zu tragen».

Deshalb hagelt es Kritik

Der Grund für die heftige Kritik ist vor allem ein Buch, welches Mischke 2010 im Alter von 29 Jahren veröffentlichte. Titel: «In 80 Frauen um die Welt». Das Buch basiert auf einer Wette zwischen Mischke und seinen Freunden: Er reist um die Welt und soll dabei 80 Frauen «rumkriegen». Der Inhalt des Werkes entspricht dem, was der Titel verspricht. «Ich wollte Fingerabdrücke nehmen, heimlich Nacktfotos und Tonbandaufnahmen machen vom jeweiligen Sex», lautet ein Zitat Mischkes aus dem Buch.

Zur Person: Thilo Mischke

Mischke soll sich Jahre später von dem Titel distanziert haben, sagte 2021 jedoch auch in einem Podcast: «Das Buch selber ist kein Fehler. Der Titel ist ein Fehler. Das ist mir immer so ganz wichtig. Weil ich wirklich grosse Freude hatte», so der Journalist. Die sexistischen, misogynen und rassistischen Inhalte des Buches allerdings wolle er vor allem im zeitlichen Kontext und als eine Art «Jugendsünde» verstanden wissen, schreibt die «Süddeutsche Zeitung» und verweist auf Miksches Aussage aus 2021: «Das Buch hab ich vor 13 Jahren geschrieben, da gab es einfach noch keine Sexismus-Debatte.»

Auch weitere Aussagen aus dem Jahr 2019 sorgen für Empörung: So sagte Mischke in einem Podcast, es sei «etwas Urmännliches», dass die männliche Sexualität vielleicht auf Vergewaltigung basiere. Die Gesellschaft und die Moral habe es den Männern abgewöhnt, zu vergewaltigen. «Der Urmensch ist ausgestorben, weil er nicht reden kann und vielleicht zu zärtlich ist zu den Frauen und sie nicht vergewaltigt und der Homo sapiens hat eben überlebt, weil er anfänglich in seiner Gesellschaft vergewaltigt», sagt er weiter.

Das sagt das «ttt – titel thesen temperamente»

«ttt» verwies in einem Kommentar darauf, dass sich der heute 43-Jährige «öffentlich der Kritik gestellt und für seine Ausdrucksweise entschuldigt» habe. Am Montag nach der Bekanntgabe der Nachfolge wurde ein zweistündiger Podcast mit dem Namen «Die Causa TTThilo Mischke» veröffentlicht: Darin haben verschiedene Personen aus dem Kultur- und Medienbereich eine Sammlung von Textdokumenten, Audioausschnitten und Stellungnahmen zusammengetragen.

Diese sollen belegen, dass Thilo Mischke als geplanter Moderator eines Kulturformats im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ungeeignet sei. Er würde sich «sexistisch, misogyn, rassistisch, ableistisch und auch homophob» äussern, heisst es im Podcast. Und: Sexismus könne verziehen werden, aber nur wenn man wirklich öffentlich zu seinen Fehlern stehe, heisst es weiter.

Am Dienstag veröffentlichte das Magazin ein weiteres Statement auf seinen Social-Media-Kanälen. Darin betonte man, die Kritik sehr ernst zu nehmen: «Deswegen gibt es bereits seit Tagen intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen.» Wie diese Prüfung ausfallen wird und welche Konsequenzen sie nach sich ziehen könnte, bleibt vorerst unklar. Thilo Mischke hat sich bisher nicht öffentlich zur Kritik geäussert.

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