Crash bei NeuhausenThurbo-Lokführer missachtete Haltesignal
Die Ursache für das Zugunglück bei Neuhausen am Rheinfall SH vor einer Woche ist nun klar: Die Thurbo-Komposition ist am Bahnhof zu früh losgefahren. Zudem erhöhte die SBB die Verletztenzahl von 17 auf 26.
Grund für das Zugunglück am 10. Januar in Neuhausen am Rheinfall ist ein missachtetes Haltesignal. Der Lokführer der aus dem Bahnhof ausfahrenden S33 war zu früh losgefahren, wie die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle SUST am Donnerstag mitteilte.
Die Thurbo-Komposition war bei der Kollision mit einer Geschwindigkeit von 1,2 Kilometer pro Stunde unterwegs. Der entgegenkommende Doppelstockzug prallte mit 37 km/h in die losfahrende S-Bahn.
Beim Zusammenprall der beiden S-Bahn-Züge waren 17 Personen verletzt worden, neun davon mussten ins Krankenhaus. Acht hatten das Spital noch am gleichen Tag wieder verlassen können. Die Bahnstrecke hatte erst am folgenden Tag wieder geöffnet werden können. Beim Unglück entstand ein Sachschaden von rund 1,5 Millionen Franken.
Sicherheitssystem sollte ersetzt werden
Das Sicherheitssystem beim Bahnhof Neuhausen hat am Unglückstag einwandfrei funktioniert, wie Walter Kobelt, Leiter Bahnen und Schiffe bei der Unfalluntersuchungsstelle SUST, auf Anfrage sagte. Es ist jedoch eines der ältesten und sollte gemäss SUST ersetzt werden.
«Wir werden in unserem Bericht empfehlen, das Sicherungssystem ZUB beim Bahnhof Neuhausen einzuführen», sagte Kobelt auf Anfrage der SDA. Dieses verhindere, dass eine Lokomotive überhaupt ein rotes Signal überfahren könne. «Dabei werden technische Informationen direkt an die Lokomotive gesendet», sagte Kobelt. Beim ZUB wird die Geschwindigkeit des Zuges zwischen Vor- und Hauptsignal überwacht. Wird diese vom Lokführer zwischen den Signalen nicht reduziert, erfolgt eine automatische Bremsung.
Gemäss SBB ist im Bahnhof Neuhausen beim Sicherheitssystem bis spätestens 2017 sowieso eine Nachrüstung geplant, wie SBB-Sprecher Christian Ginsig auf Anfrage sagte. Falls die SUST eine frühere Umrüstung empfehlen würde, werde die SBB dies in Betracht ziehen.
Schnellbremsung nützte nichts mehr
«Der Lokführer hätte sehen müssen, dass das Signal auf Rot stand», sagte Kobelt. Erst wenn der einfahrende Zug die Weiche passiert habe, wechsle das Signal automatisch auf Grün. Gemäss SUST fuhr der Lokomotivführer der S33 fahrplanmässig los und beschleunigte. «Beim Haltesignal hatte der Zug eine Geschwindigkeit von etwa 60 km/h», sagte Kobelt. Kurz davor hatte der Lokführer das Rotlicht bemerkt und eine Schnellbremsung eingeleitet. Diese konnte die Kollision aber nicht mehr verhindern.
Gemäss neusten Angaben der SBB wurden beim Unglück nicht 17 sondern 26 Personen verletzt. Neun Personen mussten ins Spital, acht konntn dieses am gleichen Tag wieder verlassen. Eine Person befindet sich immer noch in Spitalpflege. (sda)